Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
das, wonach ich gesucht habe, und das habe ich auch in ihm gesehen.«
Manson – ein Spiegel, der die Wünsche der anderen reflektierte.
F: »Hatten Sie den Eindruck, dass auch andere auf der Ranch Charlie liebten? «
A: »Oh, ja. Die Mädchen schienen ihn anzubeten, sie hätten absolut alles für ihn getan.«
Helter Skelter, Mansons Einstellung zu Schwarzen, seine Machtstellung gegenüber seinen Mitangeklagten: Zu jedem dieser Themenbereiche brachte Fitzgeralds Vernehmung weitere Informationen, die Lindas vorherige Aussagen bekräftigten.
Oft ging für ihn der Schuss nach hinten los, wie etwa bei der Frage: »Erinnern Sie sich, mit wem Sie am 8. August geschlafen haben?«
A: »Nein.«
F: »Am zehnten?«
A: »Nein, aber irgendwann habe ich mit allen Männern in der Gruppe geschlafen.«
Immer wieder offenbarte Linda Dinge, die ihr an und für sich schaden konnten, doch aus ihrem Mund klangen sie einfach nur aufrichtig und ehrlich. Sie war so offen, dass Fitzgerald oft nicht darauf gefasst war.
Ohne das Wort »Orgie« zu benutzen, fragte er sie: »Diese Liebesgeschichte, die da im Hinterhaus stattfand … haben Sie die genossen?«
Linda gab frei heraus zu: »Ja, ich glaube schon. Ich muss sagen, ja.«
Wenn überhaupt möglich, stand Linda nach Fitzgeralds Kreuzverhör besser da als am Ende meiner Vernehmung.
Montag, der 3. August 1970 . Es war kurz vor 14 Uhr, als ich nach dem Mittagessen zurück zum Gericht ging und mich plötzlich von Reportern umzingelt sah. Sie redeten alle auf einmal, und es dauerte ein paar Minuten, bis ich die Worte verstand: »Vince, haben Sie schon gehört? Präsident Nixon hat gerade gesagt, dass Manson schuldig ist!«
3. bis 19. August 1970
Fitzgerald hatte eine Kopie der Pressemeldung dabei. Demnach hatte der Präsident, der selbst Anwalt war, sich anlässlich einer Konferenz von Gesetzesvollzugsbeamten darüber beklagt, dass die Presse dazu neige, »Menschen, die sich in kriminelle Aktivitäten verstricken, zu glorifizieren und Helden aus ihnen zu machen«.
Er fuhr fort: »Mir ist zum Beispiel die Berichterstattung zum Fall Charles Manson aufgefallen … jeden Tag auf den Titelseiten. Normalerweise wird in allen Abendnachrichten einige Minuten über ihn berichtet. Wir haben es hier mit einem Mann zu tun, der, direkt oder indirekt, in acht Fällen des Mordes schuldig ist, doch in den Medien wird er wie eine schillernde Persönlichkeit dargestellt.«
Nach den Äußerungen des Präsidenten teilte sein Pressesprecher, Ron Ziegler, mit, dass der Präsident »in Bezug auf die Anklagen irrtümlich das Wort ›mutmaßlich‹ weggelassen« habe. 77
Wir diskutierten die Situation hinter verschlossenen Türen. Glücklicherweise hatten die Gerichtsdiener die Geschworenen, noch bevor die Meldung öffentlich wurde, vom Mittagessen zurückgebracht. Da sie isoliert in einem Raum ein Geschoss höher untergebracht waren, bestand bis jetzt keinerlei Gefahr, dass sie schon davon gehört hatten.
Kanarek beantragte, das Verfahren für ungültig zu erklären. Abgewiesen. Da er stets argwöhnte, dass die Isolierung nicht wirksam sei, ersuchte er um eine erneute Geschworenenbefragung, um festzustellen, ob irgendjemand von dem Vorfall gehört habe, woraufhin Aaron die Bemerkung fallen ließ: »Das wäre, als würde man eine rote Flagge schwenken. Falls sie bis dahin noch nichts davon wussten, dann wissen sie es spätestens nach der Befragung.«
Older wies den Antrag, »ohne ein Urteil vorwegzunehmen«, ab, damit er gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt revidiert werden konnte. Außerdem kündigte er an, er werde die Gerichtsdiener beauftragen, ungewöhnlich strenge Sicherheitsmaßnahmen einzuführen. Noch am selben Nachmittag wurden die Scheiben des Busses, mit dem die Geschworenen zwischen Hotel und Gericht hin- und hertransportiert wurden, mit einem Mittel behandelt, sodass die Laienrichter keine Schlagzeilen sehen konnten. In ihrem gemeinsamen Aufenthaltsraum im »Ambassador« befand sich ein Fernsehapparat, auf dem sie normalerweise jedes beliebige Programm außer den Nachrichten sehen konnten. Ein Gerichtsdiener musste jeweils die Sender einstellen. An diesem Abend durfte das Gerät nicht einmal eingeschaltet werden. Außerdem wurden sämtliche Zeitungen aus dem Gerichtssaal verbannt, und Older ermahnte insbesondere die Anwälte, darauf zu achten, dass keine auf dem Tisch der Verteidigung herumlag, sodass die Geschworenen versehentlich einen Blick darauf erhaschen konnten.
Als wir in
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