Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
.22 von Randy bekommen hatte, hätte seine Aussage die Waffe Manson buchstäblich in die Hand gelegt.
Auch wenn ich noch andere Zeugen für diese zentralen Punkte hatte, so erschien mir zugegebenermaßen Starrs plötzliches Ableben äußerst verdächtig. Daher ordnete ich, als ich erfuhr, dass keine Autopsie vorgenommen worden war, eine an. Starr war, wie sich dabei herausstellen sollte, an einer Infektion im Ohr und somit an einer natürlichen Ursache gestorben.
Kanarek: »Mrs. Kasabian, ich zeige Ihnen nun dieses Bild.«
A: »Oh Gott!« Linda wandte das Gesicht ab. Es handelte sich um das Farbfoto der hochschwangeren toten Sharon Tate.
Linda sah das Bild zum ersten Mal und war so erschüttert, dass Older eine zehnminütige Pause einlegte.
Da es keinerlei Hinweise dafür gab, dass Linda Kasabian im Haus von Tate gewesen war oder Sharons Leiche gesehen hatte, stellten Aaron und ich die Konfrontation mit dem Foto infrage. Fitzgerald hielt dagegen, es sei sehr wohl möglich, dass Mrs. Kasabian sowohl im Haus von Tate als auch in dem der LaBiancas gewesen und an allen Morden beteiligt gewesen sei. Older entschied, dass Kanarek ihr das Foto zeigen dürfe.
Als Nächstes legte Kanarek Linda das Foto des toten Voytek Frykowski vor.
A: »Das ist der Mann, den ich an der Tür gesehen habe.«
Kanarek: »Mrs. Kasabian, wieso weinen Sie im Moment?«
A: »Weil ich es nicht fassen kann. Es ist einfach ...«
F: »Sie können was nicht fassen, Mrs. Kasabian?«
A: »Dass sie so etwas tun konnten.«
F: »Verstehe. Nicht, dass Sie so etwas tun konnten, sondern dass die anderen so etwas tun konnten?«
A: »Ich weiß, dass ich das nicht war.«
F: »Sie befanden sich aber in einem Schockzustand, nicht wahr?«
A: »Ja.«
F: »Wie wollen Sie das dann wissen?«
A: »Weil ich es weiß. Ich bin nicht so geartet, dass ich etwas derart Bestialisches tun könnte.«
Kanarek zeigte Linda die Todesfotos von allen fünf Tate-Opfern und von Rosemary und Leno LaBianca. Er bestand sogar darauf, dass sie die Lederriemen in die Hand nahm, mit denen Leno an den Handgelenken gefesselt worden war.
Vielleicht hoffte Kanarek, Linda derart zuzusetzen, dass sie ein belastendes Geständnis ablegen würde. Stattdessen gelang es ihm nur zu zeigen dass Linda Kasabian im Gegensatz zu den anderen Angeklagten ein mitfühlendes menschliches Wesen und somit über die Brutalität dieser Taten tief verstört war.
Es war ein Fehler, Linda die Fotos zu zeigen, und die anderen Verteidiger merkten das sehr bald. Jedes Mal, wenn Kanarek ein Foto hochhielt und sie aufforderte, sich Einzelheiten genau anzusehen, zuckten die Geschworenen zurück oder wanden sich unbehaglich. Selbst Manson protestierte, dass Kanarek aus eigenem Antrieb handelte. Dennoch blieb Kanasek dabei.
Während einer Verhandlungspause kam Ronald Hughes zu mir. »Ich möchte mich entschuldigen, Vince.«
»Ist nicht nötig, Ron. Es war eine Bemerkung, die ›in der Hitze des Gefechts‹ gefallen ist. Es tut mir nur leid, dass Older Sie der Missachtung für schuldig befunden hat.«
»Nein, das meine ich nicht«, sagte Hughes. »Ich habe etwas weitaus Schlimmeres getan. Ich habe Irving Kanarek als Anwalt von Manson vorgeschlagen.«
Am Montag, dem 10. August 1970, beantragte die Anklage die Straffreiheit für Linda Kasabian. Obwohl Richter Older das Ersuchen noch am selben Tage unterzeichnete, ließ er erst am 13. offiziell alle Anklagen gegen sie fallen. Daraufhin wurde sie entlassen. Seit dem 3. Dezember 1969 hatte sie in Untersuchungshaft gesessen – und im Unterschied zu Manson, Atkins, Krenwinkel und Van Houten war sie die ganze Zeit über in Einzelhaft gewesen.
Meine Frau Gail war besorgt. »Und wenn sie nun ihre Zeugenaussage widerruft, Vince? Hat Susan Atkins schließlich auch getan, ebenso wie Mary Brunner. Jetzt, da sie die Straffreiheit bekommen hat.«
»Schatz, ich habe Vertrauen in Linda«, erklärte ich ihr.
Das entsprach auch der Wahrheit, obgleich irgendwo in meinem Hinterkopf die Frage herumschwirrte: Wie würde die Sache für die Anklage stehen, wenn dieses Vertrauen nicht berechtigt wäre?
Am nächsten Tag steckte Manson Linda einen langen handschriftlichen Brief zu. Zunächst schien er einfach keinen Sinn zu ergeben. Erst bei näherem Hinsehen war zu erkennen, dass die entscheidenden Sätze mit winzigen Häkchen markiert waren. Für sich genommen lauteten sie, ohne Korrektur der Rechtschreibfehler: »Liebe kann nie aufhören, wenn es Liebe ist … Spaß beiseite:
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