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Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson

Titel: Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Bugliosi
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ich mir ziemlich sicher war, dass dieses Thema bei einem Berufungsverfahren aufgegriffen werden würde, war ich zuversichtlich, dass es keinen »umkehrbaren« oder zur Anfechtung berechtigenden Irrtum darstellen würde. In jedem Verfahren unterlaufen Irrtümer, doch die meisten ermöglichen keine Anfechtung bei einem Berufungsgericht. Hätte Older die Geschworenen nicht befragt und unter Eid versichern lassen, dass der Vorfall sie nicht beeinflussen würde, wäre die Situation anders gewesen.
    Die drei weiblichen Angeklagten nützten ihrer eigenen Sache auch nicht gerade, als sie sich am nächsten Tag erhoben und unisono erklärten: »Euer Ehren, der Präsident hat gesagt, dass wir schuldig sind, was soll dann noch der Prozess?«
    Older hatte seine Suche nach dem Schuldigen noch nicht aufgegeben. Und jetzt räumte Daye Shinn ein, dass er, kurz bevor das Gericht die Verhandlung wiederaufnahm, an den Aktenschrank gegangen sei, in dem der Gerichtsdiener die beschlagnahmten Zeitungen aufbewahrte, und einige zum Tisch der Verteidigung mitgenommen habe. Er habe nur den Sportteil lesen wollen, gab er an, ohne zu merken, dass auch die Titelseiten dabei waren.
    Older fand Shinn der direkten Missachtung des Gerichts für schuldig und verurteilte ihn zu drei Nächten in der Bezirkshaftanstalt, wirksam direkt nach Ende der Verhandlung. Wir tagten an diesem Tag schon länger als üblich. Shinn bat um einen Aufschub von einer Stunde, um seinen Wagen neu zu parken und sich eine Zahnbürste zu holen, doch Older wies sein Ersuchen ab und ließ ihn unverzüglich in Haft nehmen.
    Am nächsten Morgen beantragte Shinn einen Verhandlungsaufschub. Da er die Nacht in einem fremden Bett und an einem noch fremderen Ort hatte zubringen müssen, habe er nicht gut geschlafen und könne seine Klientin daher nicht angemessen vertreten.
    Überdies seien das nicht seine einzigen Probleme, gestand Shinn. »Ich habe jetzt Ärger mit meiner Frau, Euer Ehren, denn sie glaubt, ich hätte die Nacht mit einer anderen verbracht. Sie kann kein Englisch lesen. Selbst mein Hund redet nicht mehr mit mir.«
    Older, der sich eines Kommentars zu Shinns Eheproblemen enthielt, legte ihm nahe, während der Mittagspause ein Nickerchen zu halten. Antrag abgelehnt.
    Linda Kasabian musste Irvin Kanarek sieben Tage lang Rede und Antwort stehen – es war ein anstrengendes Kreuzverhör mit Fragen wie: »Mrs. Kasabian, sind Sie auf die Spahn Ranch gezogen, weil Sie nach neuen Männern Ausschau halten wollten, Männern, mit denen Sie bis dahin noch keine Beziehung gehabt hatten?«
    Im Unterschied zu Fitzgerald und Shinn nahm Kanarek Lindas Aussage zu den fraglichen beiden Nächten minutiös unter die Lupe. Für die Verteidigung ergab sich daraus das Problem, dass selbst die belastendsten Aussagen zwei- bis dreimal oder noch häufiger wiederholt wurden. Kanarek wandte sich, auch wenn er einen Punkt erzielt hatte, nicht etwa dem nächsten Thema zu, sondern verharrte oft so lange bei einem Thema, dass er am Ende seine eigene Argumentation widerlegte. So hatte Linda bezeugt, in der Nacht der Tate-Morde sei sie bei klarem Verstand gewesen. Außerdem hatte sie erklärt, nach den Schüssen auf Parent habe sie sich in einem Schockzustand befunden. Kanarek ließ es nicht etwa dabei bewenden, auf den scheinbaren Widerspruch hinzuweisen, sondern fragte sie, wann genau ihr Schockzustand geendet habe.
    A: »Ich weiß nicht, wann. Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt geendet hat.«
    F: »Sie hatten einen vollkommen klaren Kopf, richtig?«
    A: »Ja.«
    F: »Sie standen nicht unter dem Einfluss irgendeiner Droge, richtig?«
    A: »Ja.«
    F: »Sie standen unter keinerlei Einfluss, richtig?«
    A: »Ich stand unter dem Einfluss von Charlie.«
    Obwohl Linda weiterhin antwortete, war offensichtlich, dass Kanarek sie anstrengte.
    Am 7. August verloren wir einen Geschworenen und einen Zeugen.
    Der Geschworene Walter Vitzelio wurde entschuldigt, weil sowohl er als auch seine Frau gesundheitlich angeschlagen waren. An die Stelle des ehemaligen Wachmanns trat – nach Losentscheid – einer der Ersatzleute, Larry Sheely, ein Telefonwartungstechniker.
    Am selben Tag erfuhr ich, dass Randy Starr im Veterans Administration Hospital an einer »unbestimmten Krankheit« gestorben war.
    Der ehemalige Gehilfe auf der Spahn Ranch und Teilzeitstuntman war bereit gewesen zu bezeugen, dass das Tate-Sebring-Seil mit dem identisch war, das Manson besaß. Und was noch wichtiger war: Da Manson den Revolver Kaliber

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