Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Sieh dir das Ende an und fang von vorn an … Gib dich einfach deiner Liebe hin & und schenke deine Liebe, um frei zu sein … Wenn du nicht sagen würdest, was du sagst, gäbe es keinen Prozes … Verlier deine Liebe nicht, sie ist nur für dich … Was glaubst du, wieso sie JC getötet haben? Antwort: Weil er ein Teufel war und böse. Niemand mochte ihn … Sieh zu, dass das hier keinem in die Hände fällt, sonst werden Sie es irgendwie gegen mich verwenden. Dieser Prozes des Man’s Son wird der Welt nur zeigen, dass jeder Mensch sich selber richtet.«
Da die Nachricht unmittelbar nach Zusicherung ihrer Straffreiheit kam, konnte sie nur eines bedeuten: Manson versuchte, Linda zu überreden, wieder in den Schoß der Family zurückzukehren, da er hoffte, sie würde ihre Zeugenaussage widerrufen, sobald sie wieder frei wäre.
Ihre Antwort war die Aushändigung des Briefs an mich.
Obwohl einige Zeugen gesehen hatten, wie Manson ihr den Brief zugesteckt hatte, behauptete Kanarek, sie hätte ihn ihm aus der Hand gerissen.
Überraschenderweise war Ronald Hughes bei Linda Kasabians Kreuzverhör am erfolgreichsten. Obwohl dies sein erster Prozess war und er häufig Verfahrensfehler beging, war Hughes andererseits mit der Hippie-Subkultur, der er selbst einige Zeit angehört hatte, gut vertraut. Er kannte sich mit Drogen, mystischen Dingen, Karma, Auren und Schwingungen aus, und wenn er Linda nach diesen Dingen fragte, gelang es ihm, sie ein kleines bisschen exzentrisch und schwärmerisch erscheinen zu lassen. So entlockte er ihr das Geständnis, dass sie an übersinnliche Wahrnehmung glaubte und dass sie auf der Spahn Ranch zeitweise das Gefühl gehabt hatte, eine Hexe zu sein.
F: »Glauben Sie, dass Mr. Manson Sie durch seine Schwingungen beeinflussen kann?«
A: »Möglicherweise.«
F: »Hat er eine Menge Schwingungen ausgesandt?«
A: »Sicher. Das tut er auch in diesem Moment.«
Hughes: »Euer Ehren, ich beantrage, im Protokoll festzuhalten, dass Mr. Manson einfach nur dasitzt.«
Kabarek: »Er scheint nicht zu schwingen.«
Hughes stellte Linda so viele Fragen über Drogen, dass ein Besucher, der sich zufällig in den Saal verirrt hätte, den Eindruck bekommen hätte, bei diesem Prozess ginge es um Drogenbesitz. Doch Lindas vernünftige Antworten zerstreuten jeden Verdacht, dass das LSD ihren Verstand getrübt hätte.
F: »Nun, Mrs. Kasabian, nach eigener Aussage haben Sie geglaubt, Mr. Manson sei Jesus Christus. Haben Sie je geglaubt, dass jemand anderes Jesus Christus ist?«
A: »Der biblische Jesus Christus.«
F: «Wann haben Sie aufgehört zu glauben, dass Mr. Manson Jesus Christus ist?«
A: »In der Nacht am Tate-Haus.«
Auch wenn ich davon ausging, dass Linda die Geschworenen beeindruckt hatte, freute es mich doch, eine unabhängige Meinung zu hören. Hughes ersuchte nämlich das Gericht, ein psychiatrisches Gutachten über Linda in Auftrag zu geben. Older aber antwortete: »Ich kann in diesem Fall keine Grundlage für ein psychiatrisches Gutachten erkennen. Sie scheint bei glasklarem Verstand zu sein und kann sich gut ausdrücken. Ich kann hinsichtlich ihrer Gedächtnisleistung sowie ihrer Ausdrucksfähigkeit keinerlei Anzeichen von geistiger Verwirrung erkennen. Sie ist in jeder Hinsicht bemerkenswert auskunftsfreudig und kooperativ gewesen. Der Antrag wird abgewiesen.«
Hughes beendete sein Kreuzverhör sehr eindrucksvoll:
F: »Sie haben ausgesagt, dass Sie Trips mit Marihuana, Hasch, THC, Cannabis, Psilocybin, LSD, Meskalin, Peyote, Methedrin und Romilar hatten, ist das richtig?«
A: »Ja.«
F: »Und letztes Jahr hatten Sie die Wahnvorstellung, Charles Manson sei Jesus Christus, ist das richtig?«
A: »Ja.«
F: »Und Sie glaubten, Sie selbst seien eine Hexe?«
A: »Ja.«
Hughes: »Euer Ehren, ich habe vorerst keine weiteren Fragen.«
Der Hauptzweck der Zweitvernehmung ist es, den Zeugen in seiner Glaubwürdigkeit wieder aufzubauen. Zwar gab es insgesamt nicht viel Handlungsbedarf, doch Linda sollte Gelegenheit bekommen, einige ihrer Antworten, bei denen die Verteidigung ihr das Wort abgeschnitten hatte, etwas weiter auszuführen. Auf diese Weise wurde beispielsweise klar, dass sie »Schockzustand« im übertragenen und nicht im medizinischen Sinne gemeint hatte.
Bei der Zweitvernehmung kann die Anklage auch Themen ansprechen, die sich erst beim Kreuzverhör ergeben haben. Da der Diebstahl von 5000 Dollar erst beim Kreuzverhör zur Sprache gekommen war, konnte ich als mildernde
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