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Hemmersmoor

Hemmersmoor

Titel: Hemmersmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Kiesbye
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der Nähe von Brümmers Fabrik. »Ich bin nicht aus Zucker «, beschwerte sie sich schon bald. Ich riss ihr die Bluse auf, rieb und drückte ihre kleinen Brüste. Ihr erster Hieb traf mich aufs rechte Ohr, und Sekunden lang hörte ich nur lautes Klingeln. Ich versuchte, ihr die Arme festzuhalten, doch mit der Stirn erwischte sie mich am Mund, ich schmeckte Blut, sie lachte mich aus. »Du bist wie ein Nieselregen. Ich werde einfach nicht nass.« Dann trat sie mir gegen das Schienbein und stampfte mir mit dem Absatz auf den Fuß. Darauf schlug ich ihr ins Gesicht, und sie versetzte mir einen Hieb gegens Kinn. Ich schlug härter zu, und sie verstummte, erstarrte. Ich zerriss ihr die Unterhosen, schlug ihre Schenkel, ohrfeigte sie. Sie zitterte stumm, bebte, wartete auf meine Schläge, und ich gehorchte. Schließlich wandte sie sich um, lehnte sich auf den Rücksitz meines Mopeds und streckte mir ihren Hintern entgegen. Doch der Boden war sandig, und der Mopedständer gab unter unserem Gewicht nach, und Linde stürzte mit der Maschine zu Boden.
    Ich riss sie hoch und stieß sie beiseite und inspizierte mein Moped. War etwas verbogen, war Linde in die Speichen getreten? Ich wischte den Lenker mit ihren Unterhosen ab, alles schien in Ordnung. Zur Sicherheit startete ich die Maschine, doch als sie ansprang, bemerkte ich plötzlich, dass Linde nicht mehr in der Scheune war. Ich rief nach ihr, bekam aber keine Antwort. Ich konnte ihr Lachen noch hören, ihr verächtliches Schnauben. Ich machte mir nicht die Mühe, nach ihr zu suchen.
    *
    Kurz nachdem Olaf mir sein Bündel gegeben hatte, war er nach Hause zurückgekehrt. So hat es mir jedenfalls Alex berichtet. Ihm war die Angelegenheit zuwider, sagte er, doch er schien darauf versessen, mir seine Geschichte zu erzählen. Und als ich später aufsprang und sagte, dass er besser den Mund halten solle, bestand er darauf, dass ich ihn zu Ende anhörte.
    Er war am Abend vom Gut der von Kamphoffs zurückgekehrt und hatte in der Gaststube gearbeitet, als Olaf sich schweigsam und gedankenverloren zu ihm an die Theke setzte. Die Brüder sprachen kein Wort, aber kurze Zeit später hatte sich eine Hand auf Olafs Schulter gelegt.
    »Solltest du nicht zu Hause bei deiner Frau sein?« Es war Jan, der Olaf anlächelte. In der Rechten hielt er ein Glas Bier, mit seiner neuen Prothese gab er Olaf einen Klaps.
    Olaf missachtete die Tatsache, dass Jan nicht sein Freund war. Vielleicht musste er es auch einfach loswerden. »Das ist es ja gerade«, stieß er hervor. »Seitdem ich zurückgekommen bin, behandelt sie mich wie einen Fremden.«
    Alex stand auf, um den beiden Männern Schnaps einzuschenken. Jan setzte sich neben Olaf auf einen Hocker und sah ihn offen an. »Du warst lange Jahre fort. Sieben Jahre sind sogar hier in unserem Dorf eine lange Zeit. Du warst länger fort, als ihr beide je zusammen wart.«
    »Aber es will nicht besser werden«, sagte Olaf. »Ich hab es versucht, aber sie wehrt mich ab.«
    »Es mag schon noch werden«, sagte Jan. »Meine Frau und ich«, fing er an, hob die neue Hand in die Höhe und winkte Olaf mit einem Grinsen zu, »wir haben unsere Höhen und Tiefen erlebt. Wenn wir nachts allein sind, löscht sie alle Lichter, sodass sie nicht sehen muss, wer sie da berührt.«
    »Aber du bist …«, sagte Olaf und hielt sofort inne.
    »Ich bin verkrüppelt. Sicher.«
    »Es tut mir leid, Jan«, sagte Olaf. »Wirklich.«
    Jan sprach weiter, ohne auf Olafs Entschuldigungen einzugehen. Seine Stimme, sagte Alex, wurde noch ruhiger und noch sanfter. »Aber es gibt Dinge, die noch viel hässlicher als meine Hand sind.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Olaf, und Alex sah, wie das Gesicht seines Bruders rot anlief und der sich mit einem Ruck aufrechter hinsetzte.
    »Du warst lange Zeit fort, wirklich lange Zeit für so ein junges Mädchen. Die Leute hatten daran gezweifelt, dass du je wieder heimkehren würdest. Sie ist bildschön.«
    »Du bist betrunken«, sagte Olaf. »Aber ich werd mir dein wirres Zeug nicht weiter anhören.«
    »Ach, willst du mich niederschlagen wie dein Vater? Erst machst du mich zum Krüppel, und dann willst du mich verprügeln? Aber du hast recht«, sagte er und stand von seinem Hocker auf. Er lächelte wieder, seine Stimme noch immer sanft und höflich. »Ich bin betrunken.« Er ließ Olaf sitzen und wandte sich einigen seiner Kollegen zu. Doch dann hielt er inne und sagte, »All das Schlechte, das ich dir wünschen könnte, hast du dir schon

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