Hendlmord: Ein Starnberger-See-Krimi (German Edition)
er verbunden, zusammengeschraubt, geschweißt, verkettet und schließlich lackiert. «Und wo hast du die ganzen Teile her?»
«Der Bene hat mir seine alten Räder geschenkt, ein altes Hollandrad, ein Tourenrad, ein gewöhnliches Damenrad und sein eigenes Rennrad.»
«Wieso hat der so viele?»
«Seinen verstorbenen Frauen haben zwei gehört. Das Rennrad und das Tourenrad stammen von ihm selber, aber er fährt nicht mehr, wegen seiner Gicht. Und schau her, diese Teile hier hab ich unter einem Haufen Laub am Seeufer gefunden. Im Schlosspark, in einem der alten Türme.»
«In den Resten der Schlossmauer?»
Emil nickt.
«Wie bist du da reingekommen, jeder Turm ist doch vergittert?»
«Mei Papa, nicht nur du kannst einen Schraubenzieher drehen. Stell dir vor, da hat einer sein Radl reingeworfen, war aber fast alles durchgerostet, nur die Klingel und das Rücklicht gingen noch.»
Nun tue ich es. Ich nicke und streiche über das silberne Kleeblatt auf dem Klingeldeckel, den Emil wie neu poliert hat. Und sofort weiß ich gewiss, was er für ein Rücklicht dazu gefunden hat. Und ich höre und sehe in meinem Inneren meinen Vater, wie er sich auf das Radl schwingt und auf Nimmerwiedersehen davonbraust.
Simon Halbritters Fahrrad ist wieder aufgetaucht. Seit dreißig Jahren ist das die erste Spur zu ihm. Im selben Moment erlöscht das Blinken in meinem Hirn.
AUS IST’S!
aber Obacht, Fortsetzung folgt …
Figuren
Die Familie:
Muck (Nepomuk) Halbritter, 42 , Schaf- und Ziegenbauer, Schreiner
Sophie Halbritter, 38 , Kriminaloberkommissarin
Emil Halbritter, 15 , Schüler
Emma Halbritter, 8 , Schülerin
Fidl (Fidelius) Sattler, 65 , Kunstmaler und Busfahrer
Florian Halbritter, 44 , Mucks Bruder, Vermögensberater und Extremsportler
Martin Halbritter, 49 , Mucks Bruder, Psychotherapeut
Simon Halbritter, 79 , Mucks Vater, Zimmerer und Landwirt (verschollen)
Anni Halbritter, Mucks Mama, mit 76 gestorben, meldet sich gelegentlich noch in Mucks Träumen, Schneidergesellin
Die Tiere:
Chiller, der Kater auf dem Halbritterhof
Zwiebi, Nelke u.a., 20 Mutterschafe samt Lämmern, davon das Rastaschaf Locke und die Drillinge Schoko, Vanilla und Muh
Herzchen, eine der vier Ziegen
Zorro, der Schafbock
Schorschi, der Dorfrabe
Fuggerjakl und seine Damen, Mucks Augsburger Hühner
Die Senioren von «Gemeinsam Dabeisein»:
Freund, Benedikt (Bene), 92 , letzter Bayer, der aus Stalingrad entkommen ist, ehemaliger Funker bei der Bundeswehr, danach Privatier
Graber, Erich (Panscher), 69 , Apotheker in Pension
Kirchbach, Gretl, 86 , Mesnerin
Melcher, Manuela, 73 , Dorfchronistin, ehemalige Metzgereifachverkäuferin
Melcher, Sepp, 74 , Braumeister in Pension
Müller, Ayşe, 75 , Türkin, ehemalige Wäschereifachkraft
Pflaum, Burgl, 76 , ehemalige Kinderpflegerin
Pflaum, Herbert, 79 , Metzger im Ruhestand
Rossbach, Rudolf (Rossi), 66 , ehemaliger S-Bahn-Zugführer und Koordinator bei der Münchner S-Bahn
Schwipps, Erna und Berta, (die Textilstubenzwillinge), 77
Die Bürger von Pöcking und Umgebung:
Aigner, Ludwig (Hendlwickerl), 52 , Hendlbrater aus Murnau
Früchtel Amrei, 15 , Christls Tochter und Freundin vom Emil
Früchtel, Christl, genannt Klunkerchristl, 42 , Besitzerin vom
Geschenkechakra
Früchtel, Walter, 71 , ehemaliger evangelischer Pfarrer
Hotzel, Manfred, 59 , Automechaniker und Richter
Jäger, Wolfgang, 42 , Jäger und Polizeioberwachtmeister
Kraulfuß, Fritzl (Friedrich), 43 , betreibt den Fischladen «Fischers Fritzl»
Pflaum, Willi, 55 , Verwaltungsfachangestellter im Fundamt
Sudoku (vollständiger Name noch unbekannt), Polizeikollege vom Jäger Wolfi
Schubert, René, 39 , Drogenfahnder
Windhammer, Moritz, 47 , Elektrofachhändler
Windhammer, Xand (Xaver), 44 , Elektrikermeister
und weitere geschätzte 5400 Pöckinger.
Bayerisch-französisches Glossar
Bündnisse mit Napoleon ( 1769 – 1821 ) und der Glanz des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV . ( 1638 – 1715 ) bewirkten, dass die französische Sprache nicht nur in den bayerischen Adelshäusern und bei den Großbürgern in den Städten als
très chic
galt. Händler und Soldaten trugen Sprachfetzen auch in die Dörfer, wo bis heute im bayerischen Dialekt ein paar Brocken hängen geblieben sind. Manche Wörter bekamen im Laufe der Jahrhunderte allerdings einen anderen Sinn, was zu Missverständnissen führen kann. Also Obacht!
aufstricken: (die Hemdsärmel) heraufkrempeln
Bagasch: Gesindel, zwielichtige Gestalten, von franz.
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