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Hengstgeflüster (German Edition)

Hengstgeflüster (German Edition)

Titel: Hengstgeflüster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Levi
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einer letzten übermenschlichen Kraftanstrengung drückte sie die beiden Glieder des gezähnten Teufels so weit auseinander, bis sein Mechanismus einrastete und der Druck nachließ. Mit weit auseinanderklaffendem Mund starrten die todbringenden Stacheln Bell entgegen. Lulu rührte sich nicht mehr. Gab keinen Laut von sich. Bell wickelte die Hündin vorsichtig in ihr weites T-Shirt und trug sie hinüber zu Tango. Sie führte den Hengst zitternd aus dem allergröbsten Dickicht und bedeutete ihm dann, still zu stehen. Mit bebenden Händen legte sie Lulu quer über Tangos Rücken. Ihre eigenen, klaffenden Wunden an den Händen bemerkte sie nicht. Sie schwang sich hinter Lulu auf den Rücken des Hengstes und drückte das weiße Paket fest an ihren Körper. Dann preschten sie los…
     
    „Das darf doch wohl nicht war sein!“, fluchte Chris zum wiederholten Mal und verlor zunehmend die Beherrschung.
    „Komm, lass uns weiterfahren“, drängte Natalia.
    „Sie müssen doch irgendwo hier entlang gekommen sein. Es ist alles meine Schuld…“, sagte er, sank auf die Erde und stützte seinen Kopf in die Hände.
    „Wahrscheinlich sind sie schon zu Hause … “, meinte Natalia und fügte schnell hinzu, „ … gesund und munter.“
    „Wir laufen hier entlang“, entschied er hartnäckig und schritt den kleinen Olivenhain ab. Eine einzelne hohe Zypresse ragte in die Landschaft. Natalia stutzte. Sie blieb stehen und starrte forschend nach links zu dem etwa dreißig Meter entfernten Baum. „Chris …!“ Sie deutete in diese Richtung. Unter dem dicken Stamm des Baumes lag ein braunes Etwas, fast nicht zu erkennen und doch passte es nicht ins Bild. Bei näherem Hinsehen erkannte Chris Tangos Sattel.
    „Heilige gottverdammte Scheiße!“, schrie er wie von Sinnen, „Bell, Bell…!“
    Natalia stimmte in sein Rufen ein, doch es war vergebens. Chris packte den Sattel und die beiden rannten zum Wagen zurück. Was war wohl geschehen, dass Bell den Sattel zurücklassen musste? Mit quietschenden Reifen wendete er und fuhr mit Vollgas den holprigen Feldweg entlang.
    Natalia legte ihm beruhigend ihre Hand auf den Arm. Sie sagte nichts, weil es nichts zu sagen gab. Schier endlose Minuten verstrichen.
    „Du liebst sie?“
    Er nickte.
    „Das freut mich“, meinte sie, vorsichtig.
    „Sie liebt mich aber nicht“, sagte er tonlos.
    Er musste sich den ganzen Druck einfach von der Seele reden. Seine lähmende Angst ließ ihn nur so los sprudeln.
    Natalia sah ihn verständnislos an. „Hat sie dir das gesagt?“, hackte sie nach.
    Er schüttelte den Kopf. „Sie hat gar nichts gesagt.“
    Natalia schmunzelte. „Und da musstest du dich gleich vollaufen lassen? Wo bleibt dein Selbstbewusstsein?“
    „Sehr witzig“, sagte er beleidigt.
    „Gib ihr ein bisschen Zeit, sie ist ein verwirrtes kleines Ding. Selbst ein Blinder sieht, wie gern sie dich hat. Da wird sie schon noch selber draufkommen.“
    Weiß der Kuckuck, warum er diese Angelegenheit mit Natalia besprach. Irgendetwas schien sich zu lösen, tief in ihm drinnen.
    „Ach ja, die Geschichte mit dem Heiraten war anfangs nur ein Märchen“, gestand er zähneknirschend.
    „Ich weiß.“
    Er sah sie schweigend an und richtete seinen Blick wieder durchs Fenster, weil er nicht wusste, was er noch sagen sollte. Sie waren beinah wieder in Cascine di Buti angelangt, da keuchte Natalia erschrocken auf und deutete aus dem linken Seitenfenster.
    In gestrecktem Galopp raste Bell mit dem Hengst, ohne Sattel und in waghalsigem Tempo, über die Felder. An sich gedrückt hielt sie ein weißes Bündel.
    „Jesus…“, presste er entsetzt hervor und gab Gas. Wäre die Situation nicht so ernst, hätte er bewundernd die Szenerie in sich aufgenommen.
    Bell war wie in Trance. Nur schemenhaft erkannte sie die vorbeirasende Landschaft. Schwarze Schatten vermischten sich mit gleißendem Licht, welches ihre verweinten Augen blendete. Licht, das sich in Form von schmerzhaften Blitzen in ihrem Körper breit machte. Wie aus großer Entfernung nahm sie sich selbst, das Bündel in ihren Armen und den Hengst, wahr. Ihr Geist, ihre gesamte Hoffnung, vermischte sich mit den Seelen der beiden, über alles geliebten Tiere. Wurden eins, ganz so, als ob diese gemeinsame Verbundenheit die Schmerzen der Hündin lindern könnte. Als ob dieses Bündnis alles ungeschehen machen würde. Lulus Qualen. Bells Qualen. So, als ob dieses neue Verständnis ihr bisheriges Leben voller Pein und Selbstzweifel löschen

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