Hengstgeflüster (German Edition)
Hände in riesigen, weißen Bandagen steckten.
„Ist schon gut, Kleines“, tröstete sie Chris. „Ruh dich ein wenig aus, ich bleibe so lange bei dir.“
Unruhig schlief sie wieder ein.
Der Arzt hatte Bell starke Schmerzmittel verabreicht. Hätten ihre Wunden nicht so stark geblutet, hätte die ganze Sache schlimm ausgehen können, meinte dieser. Eine Blutvergiftung wäre wahrscheinlich gewesen. Obwohl Bell sehr geschwächt war, würden ihre Wunden gut verheilen. Gott sein Dank waren keine Nerven verletzt worden. Bis auf einige Narben würde sie keine bleibenden Schäden zurück behalten.
Chris wusste noch immer nicht genau, was passiert war. Er vermutete jedoch, dass das Tier in eine Falle geraten war. Diese kleine Dreckschleuder war wirklich ein ganz zähes Hündchen. Zuerst hatte er gedacht, Lulu wäre bereits tot, als Natalia sie Chrispin übergeben hatte. Beinah hätte er sich bekreuzigt, als die kleine Töle ihr linkes Äuglein einen Spalt weit öffnete und leise quietschte.
Chrispin war ein erfahrener Heiler. Mit Loris Hilfe würde er die stinkende Kröte schon wieder auf die Beine bringen. Obwohl er meinte, dass ihr linkes Hinterbein wohl für immer steif bleiben würde.
Und Bell, seine tapfere kleine Kämpferin: Sie hatte ihr Leben für Lulu riskiert. Wie konnte sie da nur von sich denken, dass sie nicht fähig wäre zu lieben? Es war eine Sache, seine Gefühle nicht in Worte fassen zu können, aber seine störrische kleine Amazone glaubte doch allen Ernstes, sie wäre nicht fähig zu tieferen Gefühlen. Sie verteidigte ihren selbsternannten Bodyguard mit ihrem Leben und erwartete, dass er akzeptierte, dass sie für ihn keine tieferen Gefühle empfinden konnte? Na warte! Er würde ihr schon noch zeigen, woher der Wind wehte!
26. Kapitel
Natalia entdeckte Chrispin im Garten hinter dem Haus. Er saß in dem breiten Rattansessel und hatte Lulu in seinen Schoß gebettet. Lori umsorgte die Hündin rührend. Diese wiederum nutzte die ungewohnte Aufmerksamkeit schamlos aus und blickte jeden, der sich ihr näherte, aus großen Äuglein entgegen und winselte kläglich.
Natalia schmunzelte. Chrispin schaute sie nachdenklich an, als sie auf dem Stuhl neben ihm Platz nahm.
„Lori, Schätzchen, ich habe frischen Kaffee gemacht. Willst du deinem Dad nicht eine Tasse bringen?“, fragte Natalia.
„Wird Bell wieder gesund?“ Mit kindlicher Bekümmertheit blickte das Mädchen zu den beiden Erwachsenen hinüber.
„Ganz bestimmt. Sie ist nur sehr erschöpft von dem langen Ritt, weißt du? Jetzt muss sie sich erst einmal richtig ausschlafen.“
„Ich mag Bell“, sagte die Kleine geradeheraus.
„Vielleicht bringst du Bell ja auch eine Tasse mit. Nur für den Fall, dass sie aufwacht“, meinte Natalia. Lori nickte und verschwand in der Küche.
Gedankenverloren kraulte Chrispin Lulus Köpfchen und blickte dann plötzlich auf. „Wir müssen reden“, sagte er und rang offensichtlich nach Worten.
Natalia nickte überrascht.
„Also, ich wollte mich für mein Benehmen entschuldigen“, er musterte sie eindringlich. „Damit meine ich aber nur die Beleidigungen. Für das andere werde ich mich nicht entschuldigen.“
Natalia holte tief Luft. Chrispin räusperte sich unbehaglich. „Weißt du, ich konnte dich nie vergessen. All die Jahre über, warst du mir so nah, durch Chris. Und doch so fern.“
„Oh Chrispin!“ Sie schlug ergriffen die Hände vor den Mund. „Ich konnte dich doch auch nie vergessen. Dir verdanke ich Chris´ Leben. Ich bin seine Mutter. Ich hab´ doch nie aufgehört seine Mutter zu sein. Auch, wenn er mir nie verzeihen wird, was ich getan habe.“
Tränen traten ihr in die Augen und ihre Lippen bebten. „Weißt du was, ich versteh´ ihn sogar. Wie soll er mir eine Sache verzeihen, die ich mir selber nie verziehen habe? Ich habe meinen Mann getötet. Und ich habe das Leben meines Kindes zerstört“, weinte sie leise und machte die ihm bevorstehende Sache umso dringlicher.
„Natalia“, gebot er ihr Einhalt, „ich weiß, ich hätte dir das schon viel früher sagen müssen, aber ich bin eben ein hirnverbrannter alter Vollidiot. Als du hier aufgekreuzt bist, wollte ich so oft mit dir reden, aber du hast mich einfach verrückt gemacht“, sagte er und fügte nach kurzem Zögern hinzu, „ich bin es einfach nicht mehr gewohnt, in meinem Alter dauernd mit einem Ständer herumzurennen.“ Er zuckte entschuldigend mit den Schultern.
Ein hysterisches Lachen entfuhr ihr und sie
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