Hengstgeflüster (German Edition)
genug zu spüren bekommen.“
Bell begrüßte Chrispin wie einen alten Freund und tischte ihm ein unidentifizierbares Etwas auf, das sich als Lasagne Mafiotto entpuppte und scheußlich schmeckte.
Chris lehnte dankbar ab und Lori kostete aus Höflichkeit, ließ den Bissen jedoch gleich darauf unter dem Tisch verschwinden. Chrispin putzte den Teller bis auf den letzten Krümel leer und langte sogar noch nach.
Bell strahlte ihn an.
Chris bemerkte, dass sie selbst nichts von ihrem Gekochten speiste.
„Also, Chrispin, von wo stammen Sie genau her?“, fragte Bell ihn gerade, als Natalia zögernd eintrat. Sie sprang alarmiert auf um sich im Ernstfall zwischen die Streithähne zu werfen.
Doch Chris ignorierte seine Mutter und Chrispin starrte sie unverwandt an. „Natalia“, sagte er und nickte ihr kurz zu.
„Chrispin…“, begann Natalia ehrlich erfreut, bremste sich aber ein als sie seine finstere Mine bemerkte.
„Was hast du gemacht? Bist du in eine Kneipenschlägerei geraten?“, fragte Natalia den Patienten.
„Nein, ich habe gehört, dass du auf dem Weg hierher bist und hab´ mich vors nächste Auto geworfen“, zischte er ihr zu, damit Lori nicht alles von der innigen Begrüßung mitbekam.
Bell verfolgte die Szene interessiert. Nun wäre also geklärt bei wem Chrispins Sympathien lagen. Irgendwie interessant. Sie fragte sich, in welchem Verhältnis die Beiden zueinander standen. Eins war jedoch klar: Sie kannten sich und ihr Zusammentreffen ließ keinen der beiden kalt.
Chris hatte sich in der Zwischenzeit mit Lori beschäftigt, die in den letzten Tagen immer mitteilsamer und gesprächiger geworden war. Es freute ihn zu sehen, wie lebhaft sie im Grunde war.
Da erblickte Natalia Lori. Ihr Blick wurde weicher und sie stützte sich am Küchentisch ab. Bell umfasste vorsichtshalber ihren Ellenbogen.
Lori sah Natalia prüfend an. „Hallo“, sagte sie, „bist du eine Freundin von Dad?“
Verräterische Tränen glitzerten in Natalias Augenwinkeln.
„Ich, äh … ich werde ein paar Tage bei euch wohnen“, umging diese die Frage geschickt.
Chrispin schnaufte erbost.
„Das ist schön, wirklich. Mir war so langweilig, die ganze Zeit hier. Und auf einmal ist Bell hier, und du …“, sie vollendete den Satz nicht, da Lulu sie ablenkte.
Alarmiert sah Chris zwischen Natalia und Bell hin und her. Hatte Lori seine erfundenen Heiratspläne aufgedeckt? War doch völlig egal. Das ging Natalia sowieso nichts an.
Kurz nagte das schlechte Gewissen an ihm, wenn er daran dachte, dass er Bell in solch einen hirnverbrannten Schlamassel hineingezogen hatte. Wie auch immer, er würde diese Heiratsgeschichte noch eine Zeit lang aufrechterhalten, denn das Zusammensein mit ihr wurde zunehmend unterhaltsamer.
Natalia beäugte misstrauisch Bells Kochkünste.
„Haben Sie Hunger?“, erbot sich Bell.
„Ach, das Mittagessen lasse ich meistens ausfallen…“, meinte Natalia leichthin und lächelte verlegen, als ihr Magen gleich darauf laut knurrte.
„Ich hoffe Sie sind einverstanden, dass ich ab Morgen koche“, raunte sie Bell leise zu, um ihr eine Demütigung zu ersparen.
Der restliche Teil der Unterhaltung verlief stumm. Bell musste sich nahezu das Lachen verkneifen, als sie in die heitere Runde blickte. Wie konnte man bloß so viel sagen, ohne dass auch nur ein Wort gesprochen wurde?
Chrispin und Chris gifteten Natalia tonlos an. Lulu knurrte immer wieder unter dem Tisch hervor, wenn Chris seine Beine bewegte. Lori, die die unterschwelligen Spannungen zu spüren schien, zog sich wieder vor Chris zurück und warf ihm immer unsichere Blicke zu. Noch dazu konnte Bell fühlen, wie Mister Unwiderstehlich sie fortlaufend musterte.
Gott sei Dank verabschiedete Chris sich früh und brachte Chrispin gemeinsam mit Lori in das eigens eingerichtete Gästezimmer im Erdgeschoß.
Lori sprang aufgeregt um Chrispin herum. „Darf ich dir noch eine Geschichte vorlesen?“, fragte sie in kindlichem Überschwang. „Ich hab´ sie mir extra für dich ausgedacht.“
Chris lächelte ihm ermutigend zu und verschwand, während Lori sich zu ihm setzte und eine herzzerreißende Geschichte über einen heimatlosen Hund zum Besten gab. Dort schlief sie schließlich auch ein und Chris trug sie in ihr Kinderzimmer hoch.
Währenddessen wusch Bell das Geschirr.
„Wissen Sie“, begann Natalia, „Chris war immer ein sehr in sich gekehrtes, sensibles Kind.“
Bell war neugierig. „Was ist geschehen?“
Die Ältere zuckte mit den
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