Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hengstgeflüster (German Edition)

Hengstgeflüster (German Edition)

Titel: Hengstgeflüster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Levi
Vom Netzwerk:
schmerzhaftem Schwarz durchmischt stand der Junge damals vor ihm. Chrispins Herz hatte sich bei seinem Anblick schmerzhaft zusammengezogen.
    Auf der Southern Sundance Ranch war es geschehen, dort wurde mit einem schicksalhaften Tag das weitere Leben von vier Menschen bestimmt.
    Chris´ Vater, Sam Cox, war dort Rancharbeiter gewesen, genau wie Chrispin Mackenzie. Keinesfalls jedoch durfte man diese beiden Männer miteinander vergleichen.
    Rancharbeiter waren im Großen und Ganzen nicht zu beneiden. Es gab sehr wohl Ausnahmen, wie immer im Leben. Da waren zum einen die Fanatiker, sie lebten als Cowboys, waren mit Haut und Haar diesem Beruf verfallen, sowie sie auch dem Alkohol verfallen waren. Hierzu gehörte wohl auch Sam Cox. Diese Typen, die sich selber als „waschechte Cowboys“ bezeichneten und das Leben auf der Ranch als scheinbare Farce lebten, machten aus dem Ruf des einsamen, couragierten Rinderhirten eine lächerliche Posse. Ja, zogen ihn sogar durch den Dreck und zwar bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
    Chrispin gehörte zu der zweiten Sorte. Er liebte die Natur, die Einsamkeit und endlose Weite. Rinderhirt war er, ja, entgegen seiner indianischen Wurzeln. Es war sonderbar, doch fühlte er sich so tief verwurzelt mit seinem Dasein, mit seiner Arbeit, ihm wäre nie in den Sinn gekommen, dass es eines Tages anders verlaufen würde.
    Bis zu jenem Tag, als Sam Cox, dieser widerwärtige Schweinehund, sich über seine Frau hermachte. Bis zu diesem Augenblick, als Chrispin all seine Grundsätze über Bord warf und couragiert einschritt. Damit hatte er das Leben der Frau und des Jungen unwiderruflich zerstört und sein eigenes endgültig besiegelt.
    In jener Nacht hatte Sam Cox seine Frau bereits halb totgeschlagen, als Chrispin hinzukam. Er nahm den feigen Hurensohn gehörig auseinander und kümmerte sich um die Frau, der Junge saß mit vor Schlägen geschwollenem Gesicht und zugehaltenen Augen im Schrank und weinte. Ja, er hatte das junge Leben der Frau gerettet und gleichzeitig zerstört. Von jener Nacht an wurde für Chrispin, Natalia und Chris alles anders. Seit diesem Tag war Chrispin es, der seine Schuldigkeit dem Jungen gegenüber erbrachte. So sah es in seiner schwarzen Seele aus. Damit musste er leben.
    Als er nun, vier Tage nach seinem Unfall mit dem unbändigen jungen Hengst auf der Ranch eintraf, trug er einen dicken, weißen Gipsverband und saß in einem Rollstuhl. In seinem ganzen verdammten Leben hatte er sich noch nie so unnütz gefühlt.
    „Chrispin, Chrispin, schön dass du da bist.“ Lori kam mit flatternden Haaren die Treppe herunter gelaufen und warf sich in seine Arme. Chrispin versagte die Stimme. Er liebte die Kleine wie seine Enkeltochter. Sie packte ihn hinten am Rollstuhl und schob ihn mit grunzenden Geräuschen Richtung Treppe.
    „Dad hat extra eine Rampe gebaut, siehst du“, stieß sie angestrengt zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Chrispin beäugte das Ding argwöhnisch. „Tja, sieht ein wenig wackelig aus, findest du nicht?“, fragte er skeptisch.
    Über die breiten, nicht sehr hohen Stufen zum Haus hinauf hatte Chris einige Bretter befestigt, damit sie Chrispin nicht mit dem Gefährt hoch tragen mussten. Er kam sich vor wie ein gottverdammter Greis!
    „Du wirst dir doch nicht in die Hosen machen, mein Alter, oder?“ Chris kam vom Stall herüber und klopfte ihm herzlich auf die Schultern.
    Lori zerrte ihn an der Hand. „Komm, lass uns reingehen.“
    „Nicht so stürmisch, Kleines“, ermahnte Chrispin, „der Stuhl lässt sich leider nicht abschütteln.“
    „Bell hat dir ein Willkommensessen gekocht“, sagte Lori.
    „Gut, ich habe Hunger wie ein Grizzly. Ich sage euch, dieser Krankenhausfraß ist zum Kotzen….“
    „Freu dich nicht zu früh“, murmelte Chris, „Bell ist eine miserable Köchin.“
    „Ich würde heute sogar Pferdeäpfel verdrücken“, winkte Chrispin gutmütig ab und hielt inne. „Bell…?“
    „…ist das nervtötende Weib, das sich vor vier Tage Tango in den Weg geworfen hat“, witzelte Chris.
    Der Ältere schmunzelte. Wurde auch Zeit, dass der Junge mal auf andere Gedanken kam.
    „Ach ja, nur fürs Protokoll, Natalia glaubt, ich würde Bell nächsten Monat heiraten.“
    Chrispin brach in schallendes Gelächter aus. „Da hast du dich so richtig in die Scheiße geritten, was, Junge?“ Verdutzt hielt er inne. „Was redest du da überhaupt? Natalia…?“
    „Gehen wir erst mal rein, den Rest des Desasters wirst du noch früh

Weitere Kostenlose Bücher