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Hengstgeflüster (German Edition)

Hengstgeflüster (German Edition)

Titel: Hengstgeflüster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Levi
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es fehlten ihr aber jegliche weitere Ausflüchte. Sie konnte sich noch nie gut aus der Klemme reden, außer bei Chris natürlich, da wuchs sie regelmäßig über sich selbst hinaus.
    „Ich übernehme“, kapitulierte sie und warf der Signora einen ergebenen Blick zu.
    „Gut“, meinte diese und rührte sich nicht von der Stelle.
    „Vielleicht sollten Sie in der Zwischenzeit zu Natalia und Chrispin rüber gehen, um sich im Notfall dazwischen zu werfen“, prophezeite Bell.
    Nona lächelte nur. „Gleich, Mädchen“, sagte sie belustigt, „lass mich nur vorher mit der – wie heißt es doch gleich - Besoffenen Henne - fahren.“
    Bell sah sie sprachlos an. Sie begutachtete die Betrunkene Henne . Der Körper dieses Gefährts, in dem sich die Sitzplätze für jene Lebensmüden befanden, die sich dort freiwillig hineinhockten, vollführte gerade die wildesten Zuckungen und Verrenkungen. Kopfüber, aufwärts und abwärts, seitwärts und hintenüber wirbelte das Fahrzeug umher als gäbe es kein Morgen.
    „Im Ernst?“, fragte Bell schockiert.
    „Aber natürlich, Kleines. Ich bin doch noch am Leben! Da darf man sich doch dann und wann ein bisschen Spaß gönnen, nicht wahr?“ Sie zwinkerte belustigt.
    Die Signora war ja eine ganz Wilde! Da schau her, das würde noch interessant werden mit Karlee und ihr. Karlee hatte wohl ihre Meisterin gefunden. Bells vorher ereignisloses Dasein wurde von Minute zu Minute interessanter, dachte sie und kletterte mit weichen Knien in die Henne hinein.
    Bell kreischte sich die Seele aus dem Leib. Lori quietschte in Ultraschalltönen und Nona, die gab keinen Laut von sich und ertrug die wilde Raserei mit einem stoischen Lächeln auf den Lippen.
    Bell hatte nachher schnell, aber unauffällig, zu Nona geschaut, um zu sehen, ob diese überhaupt noch am Leben war. In der Tat, das war sie. Und wie. Ohne mit der Wimper zu zucken verließ diese das Gefährt.
    „Nona, wie machen Sie das?“ Bell war verblüfft. Sie hielt sich am Geländer fest, weil sich ihr Kreislauf noch irgendwo in der Betrunkenen Henne befand.
    „Das ist mein kleines Geheimnis, Bella“, lächelte die Signora unergründlich.
    „Sie müssen es mir nicht erzählen, wenn Sie nicht wollen“, meinte Bell, „aber es wäre eine große Erleichterung für mich, zu wissen, warum Sie Superwoman und ich ein Hasenfuß bin.“
    Die Signora kicherte. Sie beugte sich beschwörend zu Bell hinüber und flüsterte: „Ich bin auf dem Rummel aufgewachsen. Hab´ hier gelebt, bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr. Glaub mir, Kleines, ich hab´ einen Magen wie ein Nilpferd.“
    Bell lachte.
    Sie war furchtbar glücklich. Wie schön.
    Dieser Zustand der Verzückung sollte allerdings nicht allzu lange anhalten…

17. Kapitel
     
    Als Chris am nächsten Tag erwachte, stellte er nicht sehr bedauernd fest, dass Natalia weg war. Nicht nur sah er, dass sie ihre gesamten Sachen aus dem nun leeren Zimmer des Haupthauses geschafft hatte, sondern das ganze Haus strahlte plötzlich viel weniger Präsenz aus. Er ging in die Küche und schenkte sich eine Tasse dampfenden, schwarzen Kaffee ein. Chrispin saß über die Morgenzeitung gebeugt und hatte sein krankes Bein auf einen Sessel hoch gelagert, um es zu entlasten.
    „Guten Morgen“, grüßte Chris bestens gelaunt und setzte sich zu seinem Freund an den Küchentisch.
    Chrispin sah ihn über den oberen Rand der Zeitung prüfend an. „Was hat dir denn so gute Laune verschafft, Junge?“
    „Sie ist also weg“, sagte Chris zum Älteren.
    Chrispin wusste, vom wem die Rede war. „Mhmm.“ Sein brummiger Tonfall streifte seinen Worten Lügen.
    „Gottseidank.“ Chris warf die Hände in die Luft. „Das wurde verdammt noch mal auch Zeit.“
    „Chris…“, unterbrach ihn der Alte.
    „So hartnäckig, wie sie war, dachte ich schon, sie würde hier noch Wurzeln schlagen…“, redete Chris weiter.
    „Junge“, stoppte Chrispin ihn forsch, „da gibt es glaub´ ich etwas, das ich dir sagen muss.“
    Chris hielt verdutzt inne.
    „Was…?“
    „Hör zu…“, gequält atmete der Ältere ein. „Damals, als deine Mutter nach Italien zurückkehrte, blieb ihr keine andere Wahl.“
    „Was für ein gottverdammter Bockmist ist denn das jetzt wieder….“, brüllte Chris aufgebracht. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und ungläubig starrte er Chrispin an.
    Dieser fuhr sich verlegen durch die wirren Haare. „Sam Cox, der hoffentlich schon in der Hölle schmort, hatte Natalia schon seit geraumer Zeit

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