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Hengstgeflüster (German Edition)

Hengstgeflüster (German Edition)

Titel: Hengstgeflüster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Levi
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hatte ein schlechtes Gewissen.
    Das Feuer, das war schon eine andere Sache. So langsam bekam Bell richtig Angst davor. Auch in Kalifornien hatte sie Brände miterlebt. Nur im Fernsehen zwar, aber immerhin, die Auswirkungen kannte sie. Persönlich getroffen – bedroht - hatte sie das Feuer bis jetzt noch nie. Hier war sie so nah am Geschehen, besser gesagt befand sie sich mitten darin. Das gab einem schon zu denken. Dieses schöne Anwesen, eingebettet am Fuße des Monte Persecco … nein, sie durfte gar nicht daran denken wie verheerend diese Naturgewalt hier zuschlagen konnte. Wohingegen, ihre Existenz war nicht bedroht. Sie hatte keinen Besitz hier. Anders all die Weinbauern und Landwirte in dieser Gegend.
    Nona machte große Augen. Beschwörend hob sie die Hände.
    „Die roten Krallen von Mephisto“, nannte sie das Feuer. Überhaupt sprach sie in jedem zweiten Satz vom Teufel. Kannte hunderte Namen für ihn.
    Passte gar nicht zu ihr, dachte Bell. Na ja, diese ganze Gutmütigkeit brauchte vermutlich ein Ventil. In ihrem Fall war das eben der Teufel in all seinen Facetten und Formen.
    „Brrr…“, schüttelte sich Nona gerade ausdrucksvoll, was aufgrund der Hitze völlig deplaziert wirkte. Natalia rieb ihren Oberarm. „Es wird schon alles gut werden, Nona. Ganz bestimmt.“
    Wo nahm diese Person bloß immer ihre Zuversicht her?
    Chrispin schnaubte. Er war mehr der pessimistische Typ. Natalia und Chrispin. Katz und Maus.
    „Junge, sei lieb zu meiner kleinen Nettie, du stichelst die ganze Zeit auf ihr herum“, bemerkte Nona vorwurfsvoll.
    Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. Sie war nicht nur herzensgut, sondern auch noch weise. Ja, eine weise Junggebliebene war sie, doch anscheinend so alt, dass sie Chrispin ihren Jungen nannte. Bell schätzte ihr Alter auf etwa fünfundsiebzig. Verglich man Nona aber mit Karlee, sah man ihr das Alter nicht an. Karlee hingegen schon.
    Wenn man sich ein paar Reserven anlegte, schon bevor die tieferen Falten kamen, sah man gleich Jahre jünger aus.
    Ein tolles Gefühl, zu wissen, dass man die Hungerei im Alter besser bleiben lassen sollte. Schlemmen hielt jung!
    Im Hinterkopf immer die nagende Angst der nahenden Katastrophe, brach die mehr oder weniger heitere Runde um sieben nach Bientina auf. Zum Rummel.
    Das Wetter, wie sollte es auch anders sein, war heiß. Zu heiß. Nur Lori, die bemerkte das anscheinend nicht.
    „Fahren wir mit der Betrunkenen Henne ?“, fragte sie und mampfte die heiß ersehnte Zuckerwatte. Das Mädchen war von oben bis unten bekleckert und die Haare standen ihr zu Berge. Sie sah entzückend aus.
    „Schätzchen“, Bell rieb sich über den Bauch, „ich bin mir nicht sicher ob mein Magen da noch mitmacht“, wehrte sie ab und blickte Hilfe suchend nach Chrispin und Natalia.
    „ Du bist in Loris Alter“, meinte Natalia schmunzelnd zu Bell. Sogar der alte Griesgram nickte zustimmend.
    „Ach, bin ich das?“
    „Du kommst noch am ehesten hin“, entgegnete Natalia erbarmungslos, „also sieh mich nicht so an, ich bin aus diesem Alter raus. Natürlich erst seit Kurzem“, erklärte sie. „Und Chrispin“, sie warf ihm einen Seitenblick zu, „der hat dieses Alter damals gleich übersprungen und wurde Dompteur.“
    „Pferdetrainer“, knurrte er.
    „Ist doch fast dasselbe.“
    „Du hast doch keine Ahnung“, erboste er sich, „kannst kein Pferd von einem Esel unterscheiden.“
    „Ich weiß aber, dass du ein Esel bist“, konterte Natalia.
    Chrispin knurrte unverständliches Zeug. Seine Augen funkelten.
    Mein Gott , fiel es Bell wie Schuppen von den Augen. Dieser alte Bastard hatte tatsächlich Spaß an diesem dummen Geplänkel. Bell fühlte sich jedes Mal wie in Wimbledon. Der Ball zwischen ihnen wurde rasend schnell hin und her geschlagen. Es war bewiesen: Geistige Betätigung hielt jung und fit … und es machte scharf, wusste sie aus eigener Erfahrung und dachte dabei an Chris.
    Wäre schön, ihn jetzt hier zu haben. Sicherlich, er wäre grantig, wegen Natalia. Vielleicht aber auch nicht, wegen Signora Antonella und weil Lori so strahlte. Oder wegen ihr…
    Bell biss ein großes Stückchen ihres Schokolollis ab, den sie von Nona bekommen hatte. Falten verhindern , nannte sie das ab heute und sogleich verlor die allabendliche Mästung ihren unliebsamen Beigeschmack.
    „Kommst du jetzt? Sonst sperren sie noch zu“, rief Lori, die mit Nona in der Schlange stand um Tickets zu kaufen.
    „Die sperren noch lange nicht zu, Liebes“, entgegnete Bell,

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