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Hengstgeflüster (German Edition)

Hengstgeflüster (German Edition)

Titel: Hengstgeflüster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Levi
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gutes Weib!“, bemerkte er anerkennend. Drei Mal abwechselnd küsste er sie feucht auf ihre Wangen. „Wir uns dann sehen auf Podere la Buti “, sagte er und rollte den Wagen an, der, laut ächzend, hinter der nächsten Kurve verschwand.
    Lulu sah fragend zu ihr hoch.
    Bell seufzte.
    Das Leben war eben kein Kinderspiel.
    Sie trat zu dem schlafenden Mario und klemmte ihm eine großzügige Entschädigung zwischen die halb leeren Bierflaschen. Dann kraulte sie Tango und saß auf.
    „Jetzt sind nur noch wir drei übrig“, meinte sie mit einem Blick auf Lulu und gab das Zeichen zum Aufbruch. Entschlossen setzte sich die kleine Truppe in Bewegung.
    Bell sah sich um. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand, geschweige denn in welche Richtung sie reiten musste.
    Es traf also zu, was man über Frauen und deren fehlenden Orientierungssinn munkelte. Da es finster gewesen war, als sie gestern Nacht Oridolpho erreicht hatten, sah die Umgebung am Tag ganz anders aus. Deshalb gab sie die Zügel aus der Hand und beschloss, Tango die Führung zu überlassen. Dieser startete mit weit ausholenden Schritten zielgerichtet los und Lulu folgte ihnen hechelnd.
    Hohe Zypressen prägten die Landschaft und verliehen ihr ein wildes, urtümliches Aussehen. Nur vereinzelt entdeckte sie in der Ferne kleine Örtchen, versteckt zwischen sanften Hügeln und Olivenhainen. Bell fühlte sich wie eine der ersten Pioniere, die dieses Land erkundeten. Tango schnaubte zufrieden und sein dynamisch ausholender Gang verriet seine Freude über die Freiheit, mit der er sich bewegen durfte.
    Ein bisschen Sorgen machte sich Bell schon, weil sie scheinbar so ziellos in der Gegen herumirrten, doch nichts hatte sie auf die zügellose Freiheit und Unbekümmertheit vorbereitet, die sie nun - beinahe fiebrig - erfasst hatte. Es war fast wie früher. Nur, dass sie heute niemandem Rechenschaft über ihr Tun schuldig war. Fast niemandem, seufzte sie ergeben und dachte an Chris. Umso mehr erstaunte es Bell, dass sie die zarten Fesseln der beginnenden, zuerst erzwungenen Partnerschaft mit ihm nicht einengten. Im Gegenteil, erfasste sie ein intensives Gefühl, endlich ihre innere Ruhe gefunden zu haben. Über diese ganzen neuen Gefühle musste sie sich erst klar werden.
    Sie grinste. Dieser ungeduldige Dickschädel hatte sich tatsächlich wegen ihr vollaufen lassen! Also, wenn das kein Beweis seiner Zuneigung war. Doch verwechselte er nicht vielleicht Besitzanspruch mit Liebe? Sie waren sich doch erst vor einigen Wochen das erste Mal begegnet. Wie konnte er ihr da bereits unter die Nase reiben, dass er sie liebte und dann trotzig zum Alkohol greifen, weil sie nicht so reagiert hatte, wie er es gern hätte? Wenn nicht alles nach seiner Nase lief…
    Sie verspürte einen kleinen Stich im Herzen. Sie war wie gelähmt gewesen bei seiner Offenbarung. Wollte ihm gar nicht so recht Gehör schenken. Und doch war er - in gewisser Weise - ein solch sanftmütiger, selbstloser Mensch, dass sie beinah versucht war, ihm zu glauben.
    Die junge Frau ließ sich ein warmes Lüftchen um die Nase wehen. Tangos Mähne flatterte in der Sommerbrise. Es war so himmlisch, so unsagbar befreiend hier draußen, allein mit diesem wunderbaren Hengst und dem verrückten Hund, dass sie vor Glück laut Schreien mochte. Tango strotzte vor Energie – die mit Sicherheit auch mit dem Fehlen von Annie zuzuschreiben war – und Bell spornte ihn zu einem lockeren Trott an. Seine wunderbar federnden Schritte ließen sich leicht aussitzen und er war fidel und aufmerksam. Lulu rannte um sie herum und bellte ausgelassen. Immer wieder verschwand sie für kurze Zeit in einem Wäldchen, nur um danach irgendwo aus einem Busch hervor zu schießen. Sie hatte wohl einen Heidenspaß damit, den Hengst zu erschrecken.
    Zu Mittag, als die Sonne am höchsten stand und mit voller Kraft auf die Erde herunterbrannte, begab Bell sich mit Tango in den schmalen Schatten einer Zypresse, legte sich ins Gras und nahm Tango das Geschirr ab. Zufrieden knabberte er an ein paar von der Sonne verbrannten Grashalmen und sein Kauen vermischte sich mit dem Zirpen der Zikaden. Bell nahm den letzten Schokoriegel heraus. Sie hielt Tango eine fette Rübe unter die Nase, die sie bei Mario eingepackt hatte, nachdem er so fürstlich von ihr entlohnt worden war. Das Pferd streckte seinen rot-weißen gepunkteten Hals, nahm ihr diese vorsichtig aus ihrer dargebotenen Handfläche und schmatzte gierig.
    Zwischen ihnen herrschte eine Vertrautheit und

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