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Hengstgeflüster (German Edition)

Hengstgeflüster (German Edition)

Titel: Hengstgeflüster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Levi
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musterte er sie. Sie brauchte mehr. Er wusste das, doch die richtigen Worte kamen nicht über seine Lippen.
    „Ich habe mir überlegt, dass wir nicht mehr miteinander schlafen sollten“, begann Bell mit leiser Stimme. „Nur für den Fall, dass….“ Bell entrang ein Schluchzer.
    Chris war bestürzt. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass ihr diese Sache mit ihm so zusetzte.
    „Ach, hau doch ab, ich will endlich zu Heulen aufhören. Wir leiden auch schon so genug unter Flüssigkeitsverlust. Muss ich denn meine letzten Reserven auch noch leichtfertig verschwenden?“ Sein kleines Lieschen plapperte schon wieder.
    „Wir werden … ich sag es jetzt ganz deutlich und nur ein einziges Mal … keinesfalls aufhören uns zu lieben, hast du das kapiert? Denn ich kann verdammt noch mal nicht genug von dir bekommen!“, schrie er sie nun an. „Wenn du denkst du kannst dich so einfach aus der Affäre ziehen, dann hast du dich geschnitten, kleines Fräulein.“
    Bell war schockiert. „Warum schreist du mich denn so an?“, rief sie nun ihrerseits zurück.
    „Weil du mich noch in den Selbstmord treiben wirst!“, tobte er.
    „Ja, aber was willst du denn von mir?“
    „Kapierst du überhaupt nichts?“
    Sie hielt inne und musterte sein hochrotes Gesicht. „Was soll ich denn kapieren?“, fragte sie und eine Träne bannte sich ihren Weg ins Freie.
    „Ich werde dich, nie, niemals, gehen lassen! Du hast keine Chance, mir zu entkommen, du störrisches Weibsbild, weder im Bett noch im wirklichen Leben, denn ich liebe dich, verdammt noch mal!“
    Bell war das Herz bis in ihren kleinen Zeh gerutscht. Er liebte sie? Das konnte doch unmöglich wahr sein. Sie sah ihm forschend in die Augen.
    „Und du wirst mich zurücklieben. Das ist ein Befehl!“, tobte er, sprang auf und verließ fluchtartig das Stallgebäude und ließ die zu Tode erschütterte Bell mit ihren selbst auferlegten Qualen allein zurück.
    Sie war in einem surrealen Traum gefangen. Stöhnend vergrub sie ihr Gesicht in der Decke. Das Stroh kratzte unangenehm hindurch. Sie mochte ihn wirklich. Er war der erste Mensch auf Gottes Erdboden, der es geschafft hatte, ihre Mauern einzureißen. Beinah! Nie hatte sie einem Menschen so viel über sich preisgegeben. Er hatte sie verletzlich gemacht und ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt. Dieser selbstsüchtige Sexprotz konnte ihr doch nicht einfach so eröffnen, dass er sie liebte!
    Was bildete dieser Kerl sich überhaupt ein, ihr solch´ bedeutsame Worte wie Pferdedreck ins Gesicht zu schleudern und danach die Fliege zu machen?
    Als sie lange Zeit später in die Sonne trat, hörte sie lautes Grölen aus der hintersten Ecke des Hofs. Männer! Sie schüttelte den Kopf. Was sollte sie jetzt tun? Was erwartete Chris von ihr? Sie hatte keine Ahnung. Sie würde sich wohl vorerst die Füße vertreten.
     
    In den schmalen Gassen Oridolphos wechselten sich emsige Betriebsamkeit und gemütliches Treiben ab. Auf den kleinen Bänken am zentralen Marktplatz hockten füllige Weiber und schwatzten in typisch aufgebrachter, italienischer Manier. Jedes Wort hörte sich an, als würden sich die Geschwätzigen wüst beschimpfen, würden sie sich zwischendurch nicht mehrmals anerkennend auf die Schultern klopfen oder in überschwängliches Gelächter ausbrechen. Alles in diesem erstaunlichen Land war so viel mehr als anderswo, dachte Bell, als sie eine Runde durch das Dorfzentrum drehte und dann und wann fremden Leuten zuwinkte, die sie neugierig musterten. Jedermann wusste anscheinend, dass sich Fremde hier aufhielten. Sie lachten sich vermutlich krumm und dämlich, weil sie sich in Marios Drecksloch einquartiert hatten.
    Bell beobachtete einen kleinen Jungen, der im Brunnen watete, welcher nur noch halb so viel Wasser führte wie den Abend zuvor und merkte, wie sehr ihr Lori fehlte. Sie hatte sich nie Gedanken über Kinder gemacht. Nachdem sie davon ausgegangen war, ihr Dasein bis ans Ende ihres Lebens einsam und allein zu fristen, war ihr niemals der Gedanke an eigene Kinder gekommen. Sie mochte sie, ja, sie liebte sie sogar, aber eigene Kinder waren eine große Verantwortung. Konnte sie ein solch erwachsenes Vorbild sein?
    Sie fühlte sich selbst, als wäre sie gerade neu geboren, völlig überfordert mit ihren zart knospenden, erwachenden Emotionen und verwirrenden Gedanken. Bell blickte gedankenverloren auf den Jungen, der die Goldfische im Brunnen jagte. Chris…
    …ach, Chris. Sie seufzte. Sie liebte seine aufbrausende, lebendige Art,

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