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Henker-Beichte

Henker-Beichte

Titel: Henker-Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber Kontakt oder sogar Auseinandersetzungen hatte es nicht gegeben.
    Das sollte sich an diesem Morgen – es war der Gründonnerstag – ändern. Auguste Cresson war ziemlich früh aufgestanden, die Strahlen der Sonne hatten ihn geweckt, und er war losgezogen, um sich über die Feiertage mit einigen Lebensmitteln einzudecken. Brot, Käse, Butter, drei Haschen Rotwein, das würde reichen. Und wenn nicht, konnte er noch immer nachkaufen. In Paris hatten viele Geschäfte auch sonntags geöffnet.
    Wie immer war er zu dem Händler um die Ecke gegangen, hatte die Lebensmittel in den Korb gepackt und war zurück zu seiner Wohnung gegangen. Das Wetter war herrlich. Wenn die Sonne schien, dann schimmerte sogar das schmutzige Kanalwasser golden. An seinem Ufer wuchsen die alten Bäume, dazwischen standen Bänke, die zum Ausruhen einluden.
    Hin und wieder konnte man auch ein Wort mit dem einen oder anderen Angler wechseln. Zumeist saßen die alten Männer mit ihren Ruten vergeblich am Ufer, denn in dieser Brühe überlebten nur wenige Fische, aber für die Männer war es auch Zeitvertreib, bei einer Zigarette und einem Glas Roten.
    Auguste Cresson sah den einen oder anderen Bekannten. Auch den ›Legionär‹ traf er. Der war nie in der Legion gewesen, aber Jean hatte, ebenso wie er, lange in Afrika gelebt, und wenn die beiden sich trafen, tauschten sie Gedanken aus und sprachen von den alten Zeiten, die sie glorifizierten.
    Jean war über siebzig, aber noch nicht verbraucht, im Gegensatz zu seinen anderen Mitstreitern. Er lebte zusammen mit einer Frau, die an ihm einen Narren gefressen hatte. Sie war jünger als er, auch schon fünfzig, und er hatte sie aus Korsika mitgebracht.
    Jean hatte den Henker schon gesehen. Er wußte nicht, welchen Job Cresson in Afrika ausgeübt hatte. Er glaubte noch immer, daß Auguste der Leibwächter eines hohen Tieres gewesen war, und Cresson ließ ihn gern in dem Glauben.
    »Wie geht es dir, Auguste?«
    Er winkte ab und ließ sich neben Jean nieder. Dabei setzte er sich auf den Boden. »Wie immer.«
    »Mal so, mal so – oder?«
    »Oui.«
    »Bei mir ist es ähnlich.«
    »Und was macht deine Frau?«
    »Zaza? Ha, sie hat mich rausgeworfen. Wollte ihre Ruhe haben, hat sie mir gesagt.«
    »Du hast wenigstens eine.«
    Jeans Pergamentgesicht zerknitterte noch mehr, als er lächelte. »Kannst du auch haben, Auguste. Hol dir ein Weib! Du bist doch noch jung, mon ami. Ich kann mir denken, daß viele Weiber gerade Männer wie dich suchen. Das wirst du schaffen.«
    »Vielleicht will ich das nicht.«
    Jean überlegte einen Moment und drückte den Schirm der flachen Mütze nach vorn, um die Augen gegen die Sonne zu schützen. »Kann sein, daß du recht hast. Aber wenn du noch älter wirst, brauchst du jemand. Das solltest du dir überlegen.«
    »Mal sehen.«
    Jean lachte. Er nahm einen Schluck Pastis pur, schüttelte sich und zog die Nase hoch. »Ja, ja, ich habe die Zukunft hinter mir, mon ami, was aber nicht heißt, daß ich mit geschlossenen Augen durch die Gegend laufe, wenn du verstehst.«
    »Noch nicht.«
    »Sie sind wieder unterwegs.«
    »Wer?«
    »Die Apachen natürlich«, erklärte Jean und gab seiner Stimme einen verächtlichen Klang. »Früher habe ich auch zu ihnen gehört, aber die heutigen sind nicht mehr meine Welt. Zu brutal und abgebrüht. Zu viele Drogen und Gewalt.«
    »Haben sie denn etwas getan?«
    »Nein, aber ich konnte in ihre Augen schauen. In ihnen habe ich gelesen, daß sie nur auf Opfer warten. Halte die Augen offen!«
    »Ich wohne hier im Viertel.«
    »Schon richtig, aber die drei stammen nicht aus unserer Gegend. Sie sind wohl aus dem Norden gekommen. Na ja, ich wollte es dir nur gesagt haben.«
    »Danke, Jean.« Auguste klopfte dem Angler auf die Schulter und erhob sich. »Ich wünsche dir noch einen guten Fang.«
    »Merci.«
    Auguste Cresson nahm seine Korbtasche und setzte seinen Weg fort.
    Immer am Ufer des Kanals entlang, vor den Bänken, die zum Teil besetzt waren.
    Zwei Pärchen knutschten herum und fühlten sich unbeobachtet.
    Hemmungen hatten sie wohl keine…
    C’est la vie – das ist Paris!
    Lächelnd ging er weiter. Die Sonne schien ihm ins Gesicht. Sie fand genug Lücken im Astwerk der noch zum Teil kahlen Bäume. Der Wind war sanft, als wollte er streicheln, und Auguste, der sich in Gedanken befand und darüber sinnierte, ob er sich eine Frau nehmen sollte oder nicht, zuckte plötzlich zusammen, als er das laute Gelächter hörte, in das sich einige Stimmen

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