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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Nachricht hinterlassen, dass er mich dringend sprechen müsse. Warum hat er sich nicht an dich gewandt?« Florian ging unruhig im Zimmer auf und ab.
    »Er wusste von mir, dass du die Sendung vorbereitest. Außerdem wusste er, dass du mit Max befreundest warst. Sag mal, hast du noch irgendwelche Unterlagen von Max? Dateien, Notizblöcke, Agenda? Wenn du irgendeinen Hinweis hast, der auf die Spur des Mörders führen könnte, dann ist jetzt der Zeitpunkt, damit herauszurücken.« Curt sah Florian an.
    »Ich habe nichts, vergiss es.«
    »Sicher?« Curts Augen flackerten. »Das Leben meiner Mutter ist in Gefahr, sie hat Gelder veruntreut, und sie weiß von den Reben.«
    Florian nahm eine Flasche Ramazzotti und zwei Gläser aus dem Regal und goss ein. »Tut mir leid, Curt, ich kann dir da nicht helfen. Wirklich nicht.«

45
    Die Reben waren auf der Ladefläche von Eddies Kombi verstaut. Alles in allem war es erstaunlich leicht gewesen, die Pflanzen auszugraben. Eddie, der sich den ganzen Tag bei ›Agrotecc‹ in Mainz und bei Chocolat Royal Suisse in Köln herumgetrieben hatte, erzählte Florian auf ihrer Fahrt nach Dernau, dass die Kripo voll und ganz damit beschäftigt gewesen war, relevant erscheinende Firmenunterlagen zu durchforsten.
    »Paul Seeland hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.«
    »Ob sie auch von den Konten in Luxemburg wusste?«
    »Oft haben die Ehefrauen ja keinen blassen Schimmer von dem, was ihre Gatten so treiben.«
    Florian nickte. »Eddie?«
    »Ja?« Eddie, der den Kombi lenkte, konzentrierte sich auf die Straße, die nur spärlich beleuchtet war. Es nieselte leicht, was die Sicht zusätzlich erschwerte.
    »Du darfst im Augenblick auf keinen Fall von den Konten berichten.«
    »Spinnst du?« Er trat auf die Bremse und wandte den Kopf. »Sonst noch Wünsche?«
    »Wenn du auch nur eine Zeile über die unterschlagenen Lizenzgelder veröffentlichst, wird Magda Frings wahrscheinlich sterben.«
    »Jetzt mach mal halblang.« Er fuhr rechts ran. Als sie standen, erzählte Florian ihm von seinem Gespräch mit Curt. Am Ende schüttelte Eddie den Kopf. »Die Polizei wird es sowieso herausfinden.«
    »Bis dahin ist aber hoffentlich der Mörder gefasst und Magda Frings außer Gefahr.«
    Eddie drehte den Zündschlüssel um und seufzte: »Das ist ein Argument.«
    Er gab Gas und schweigend fuhren sie weiter. Als sie vor Schäfers Hof ankamen, fragte Florian sich, in was er da eigentlich hineingeraten war. Die Pistole wog schwer in seiner Manteltasche, sie fühlte sich wie ein Fremdkörper an, von dem er wusste, dass er sich niemals an ihn gewöhnen würde. Seine Finger tasteten nach dem Abzug, er vergewisserte sich, dass die Pistole gesichert war. Auch wenn er ihre Handhabung hinter geschlossenen Gardinen geübt hatte und wusste, wie er mit ihr umgehen musste, flößte sie ihm einen Heidenrespekt ein.
    Schäfers Haus lag in blauschwarzer Dunkelheit. Das dünne Licht des blassen Mondes, der schräg am Himmel hing, erhellte den Hof gerade genug, um die Eingangstür auszumachen.
    Florian und Eddie horchten in die Dunkelheit, aber alles blieb still. Die Hundehütte war leer, davon hatte Florian sich überzeugt, gleich als sie den Hof betreten hatten. In weiser Voraussicht hatten sie sich die Taschen mit geräucherter Gänsebrust voll gestopft, angeblich das beste Mittel, um einen Hund zutraulich zu machen.
    Auf der Rückseite des Gebäudes angekommen, blickten beide mitten ins Wohnzimmer der Schäfers, wo ein Film mit John Wayne lief. Horst Schäfer lag auf dem Sofa und sah gebannt zu. Seine Frau saß neben ihm im Sessel und stopfte Socken.
    »Klassisches Altherrenprogramm«, grinste Eddie.
    »Damit sind sie hoffentlich erst mal eine Weile beschäftigt«, sagte Florian.
    Nach nur wenigen Minuten hatten sie wieder die Vorderseite des Hauses erreicht. Florian blickte auf seine Armbanduhr. »Der Film läuft mindestens noch eine Stunde.«
    Eddie streifte sich Handschuhe über und zog einen Satz Schließhaken aus der Tasche. »Ich brauche mehr Licht.«
    Florian knipste seine Taschenlampe an und hielt sie dicht über das Schloss. Behutsam steckte Eddie das Einbruchwerkzeug hinein und bewegte es vorsichtig hin und her. Plötzlich sah er erstaunt auf. »Die Tür ist überhaupt nicht verschlossen!«
    »Seltsam«, flüsterte Florian.
    Vorsichtig drückte Eddie die Klinke nach unten. Beide traten ein und benötigten einen Augenblick, um sich zu orientieren. Florian erkannte aber schnell den kleinen Flur wieder. Alles blieb

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