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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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enthalten?«
    »Ja.«
    »Und das habt ihr in Absprache mit Kripo und Ministerium mal ganz fix unter den Tisch fallen lassen. So einfach ist das also«, sagte Florian und massierte seine Stirn.
    »Nicht immer, aber manchmal. Außerdem hätte jeder Journalist es recherchieren können.« Fresemann atmete tief durch und fragte nach einer Weile: »Wie wäre es mal wieder mit einem Tennismatch? Du weißt, ich fordere Revanche. Nächsten Samstag vielleicht?«
    Florian fasste instinktiv an seine geprellten Rippen, sagte aber: »Das ginge. Um wie viel Uhr?«
    »Um drei. Wir könnten anschließend bei mir zu Hause eine Kleinigkeit essen. Deine Mutter kommt auch.«
    Florian runzelte die Stirn. »Du hast sie bereits eingeladen?«
    »Ja. Wir dachten, es wäre vielleicht ganz schön, wenn wir mal gemeinsam mit unserem Sohn an einem Tisch sitzen.«
    »Du weißt es?« Florian wurde abwechselnd heiß und kalt.
    Er nickte. »Deine Mutter kam Samstagabend zu mir und hat es mir erzählt, ich konnte es zuerst gar nicht glauben. Inzwischen freue ich mich natürlich. Ich freue mich !« Fresemann lächelte. »Nicht zu fassen, ich habe einen Sohn. Dich!« Er schüttelte den Kopf. »Aber du siehst mir überhaupt nicht ähnlich, oder?«
    »Ich glaube nicht.«
    Wenigstens nimmt er mich jetzt nicht in den Arm, überlegte Florian und sagte: »Meine Mutter ist ziemlich enttäuscht von dir.«
    »Hm.«
    »Du hast sie betrogen?«
    »So, wie sie es darstellt, war es nicht.«
    »Sie behauptet, du hättest immer wieder andere Frauen gehabt, obwohl ihr zusammen wart«, insistierte Florian.
    »Quatsch.« Fresemann bewegte sich unruhig auf seinem Stuhl hin und her, beugte sich dann etwas vor und sprach leise: »Verzeih die offenen Worte, aber deine Mutter war damals notorisch eifersüchtig, und sie war extrem anstrengend. Es ging fast immer nur um sie, ihre Rollen, die Presse, die Ruhe, die sie brauchte. Ist doch klar, dass das kein Mensch lange aushalten kann. Ich konnte es jedenfalls nicht.«
    »Aber rechtfertigt das deine Verhältnisse mit anderen Frauen?«
    »Ich hatte keine Verhältnisse. Ich habe deine Mutter nicht betrogen, ich schwöre es.«
    Florian sah ihn eindringlich an.
    »Ein einziges Mal habe ich in dieser Zeit eine andere Frau geküsst, das war aber auch alles. Den Rest hat deine Mutter sich eingebildet, einfach dazufantasiert.«
    Florian dachte, da sitzt er also, mein Vater, und wo bleibt die Freude? Lang ersehnter Moment. Zerplatzte Seifenblase.
    »Nachdem wir uns immer häufiger und immer heftiger gestritten hatten, begann ich, wieder öfter bei mir zu Hause zu schlafen. Ich brauchte Luft. Für deine Mutter Grund genug, mir Szenen zu machen. Sie hat mich unter Druck gesetzt.«
    »Wieso?«
    »Sie wollte unbedingt ein Kind.«
    Florian spürte ein Kratzen im Hals. »Du nicht?«
    »Irgendwann nicht mehr, nein.«
    »Warum?«
    »Weil ihr Wunsch in meinen Augen zwanghaft war, und je mehr sie mir damit zusetzte, desto mehr stieß sie damit bei mir auf Granit. Außerdem bekam ich, je mehr wir uns entfremdeten, das starke Gefühl, ich sei nichts anderes als ihr Erfüllungsgehilfe. Ein Samenspender, wenn du so willst. Ich habe deine Mutter sehr bewundert und geliebt, das kannst du mir glauben, und im Grunde liebe ich sie sogar heute noch, aber ihre Egozentrik und ihre Eifersucht haben unsere Beziehung zerstört, da bin ich sicher. Als ich das Stellenangebot in Montreal bekam, war es wie eine Erlösung. Es war die Chance, mich von deiner Mutter zu lösen.«
    »Aber du hast dich ziemlich schnell getröstet, oder nicht? Als sie dich in Montreal besuchte, hattest du doch schon eine andere.«
    »Nein, hatte ich nicht. Das hatte ich mir aus den Fingern gesogen. Ich wollte einfach nicht, dass mit deiner Mutter alles wieder von vorn begann.« Fresemann holte tief Luft. »Heute weiß ich, dass ich damals einen großen Fehler gemacht habe. Es tut mir leid.«
    »In Montreal war sie drauf und dran, dir davon zu erzählen, dass sie schwanger war.« Florian konnte nicht gegen den Groll ankommen, der in ihm aufstieg.
    »Vielleicht auch nicht. Bei deiner Mutter weiß man nie.«
    »Auf jeden Fall wäre alles anders geworden«, sagte Florian. »Die ganze Welt hätte sich anders angefühlt.«
    Fresemann nickte. »Für uns alle, nicht nur für dich, aber das kann ich jetzt nicht mehr ungeschehen machen.«
    »Nein.«
    »Ich habe mir so manches Mal einen Sohn gewünscht.«
    Florian sah Fresemann an, dieser erwiderte den Blick.
    »Und ich mir einen Vater.« Er sah aus

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