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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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gentechnisch veränderter Lebensmittel und Futterstoffe aller Bedenken zum Trotz zugestimmt.«
    »Dann scheint Frazers System also zu funktionieren«, sagte Rössner.
    »Keine Frage, weltweit. Frazer verfolgt offensichtlich das Ziel, den globalen Nahrungsmittelmarkt im Laufe der nächsten Jahre neu zu definieren, zu kontrollieren und zu sichern. Dabei legt das Unternehmen eine derartige Profitgier an den Tag, dass es auch vor Mord nicht zurückschreckt.« Florian sah aus dem Fenster. Das Blau des Himmels war einem blassen Grau gewichen.
    »Das wird man Frazer aber nicht nachweisen können«, sagte Rössner.
    »Nein. Solange sich niemand findet, der es wagt, gegen Frazer Chemicals auszusagen, nicht.«

48
    Eddie lag halb aufgerichtet zwischen der weißen Wäsche des Krankenhausbettes und mühte sich fluchend damit ab, den linken Arm, der in einer Schlinge hing, etwas bequemer zu platzieren. Als ihm das endlich gelungen war, sah er Florian an. »Die Sendung hat mir gut gefallen. Verdammt schade, dass ich nicht dabei sein konnte.«
    »Vielleicht klappt es beim nächsten Mal«, sagte Florian, der von den Anstrengungen des Vortags noch sehr müde war, und zu seiner eigenen Verwunderung klang seine Stimme weich. Er räusperte sich. »Stell dir vor, wir hatten fast 23 Prozent Marktanteil. Eine Sensation.«
    »Dann wird deine Chefin beim Sender wohl wieder hoch gehandelt?«
    »Ja, und ich gönne es ihr, auch wenn es nur ein paar Wochen anhält. Wenigstens bemüht Barrick sich jetzt darum, ein bisschen freundlicher zu ihr sein.«
    »Das hat sie verdient. Starke Frau.« Eddie nickte. »Sensationell fand ich übrigens, wie Marco Rössner sich aus dem Fenster gelehnt hat. Die Idee von der Kronzeugenregelung macht Sinn.«
    »Vor allem, weil bislang keiner der Festgenommenen Frazer oder ›Agrotecc‹ auch nur mit einem Wort belastet«, erwiderte Florian. »Und Rössner weiß, dass er ohne Kronzeugenregelung nicht viel weiter kommt.«
    Eddie lehnte sich in die Kissen zurück. Er machte auf ihn plötzlich einen erschöpften Eindruck, und Florian rückte den Besucherstuhl, auf dem er saß, ein wenig vom Bett ab. Beide sahen sie aus dem Fenster, hinaus in den Park.
    Nach einer ganzen Weile fragte Eddie: »Hat unser Besuch bei Horst Schäfer eigentlich ein Nachspiel?«
    »Sieht so aus, als würde Rössner die Sache im Sande verlaufen lassen.« Florian sah zur Tür, denn eine Krankenschwester rauschte mit demonstrativer Power ins Zimmer. Sie stellte ein kleines Tablett mit verschiedenen Medikamenten auf Eddies Nachtisch ab, erkundigte sich knapp nach seinem Befinden, steckte ihm ein Fieberthermometer unter den Arm und war mit der Ankündigung, dass sie ihm gleich auch noch einen Hagebuttentee bringen würde, schon wieder verschwunden.
    Eddie verzog angewidert das Gesicht. Florian lachte, dann nahm er den Faden wieder auf. »Rössner hat mich erstaunlicherweise nicht mehr darauf angesprochen.« Sein Blick fiel auf das Radio, das auf Eddies Nachttisch stand. »Darf ich? Gleich gibt es Nachrichten.«
    Eddie nickte, und Florian schaltete das Gerät ein. Zunächst kam eine Meldung über den Papst, aber dann horchten sie auf. Der Nachrichtensprecher sagte: »Die Ursache der mysteriösen Krankheit, der in Köln und an der Ahr mehrere Menschen zum Opfer fielen, ist geklärt. Eine hierfür gegründete Sonderkommission der Kölner Kriminalpolizei hat unter Berücksichtigung hilfreicher Informationen von zwei Journalisten herausgefunden, dass ein gentechnisch veränderter Rotwein aus Dernau …«
    Eddie lachte. »Unter Berücksichtigung hilfreicher Informationen … das haben die aber schön gesagt.«
    »Immerhin haben sie uns erwähnt.«
    Ein breites Grinsen überzog Eddies Gesicht. »Bleibt zu hoffen, dass in den nächsten Tagen nicht schon wieder eine Vergiftung ins Haus steht.«
    Florian sah Eddie ratlos an.
    »Eine Kräutervergiftung«, sagte Eddie und lachte. »Verursacht durch den maßlosen Konsum eines italienischen Kräuterschnapses!«

49
    Jana stand vor der gläsernen Tür des Krankenhauses. Ihr Mantel stand offen, und die Sonnenbrille, die sie trug, hatte sie ins kurze Haar geschoben. Sie beobachtete ein paar Vögel, die in dem knorrigen Baum auf dem Vorplatz der Klinik von einem Ast zum anderen flitzten.
    Als Florian sie sah, machte sein Herz einen Sprung. Langsam ging er auf Jana zu, und als ob sie es spüren könnte, drehte sie sich in diesem Moment zu ihm um.
    »Ich dachte schon, du bleibst ewig da drin.« Jana lächelte.
    Die

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