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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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wissen.
    »Der Leiter des Gesundheitsamtes und eine Referentin aus dem Innenministerium. Angeblich aus Terminschwierigkeiten. Dabei habe ich eine knappe Stunde vorher mit beiden telefoniert und da war noch alles klar. Außerdem beherrscht das Thema die Schlagzeilen seit einer guten Woche, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die keine Zeit für eine Sendung haben.«
    »Hört sich wirklich merkwürdig an.« Marie-Louise Halstaff sah ihren Sohn interessiert an.
    »Max bekam nach der Redaktionskonferenz mit, wie Regine Liebermann am Telefon versucht hat, den Leiter der journalistischen Unterhaltung dazu zu bewegen, die Sendung doch zu machen. Mit anderen Gästen, aber Barrick hat sich nicht darauf eingelassen.« Florian führte das Glas an seine Lippen und nahm noch einmal einen kräftigen Schluck.
    »Immerhin will Regine, dass wir dranbleiben, davon weiß aber Barrick nichts. Sie hat Max und mich aufgefordert, weiter zu recherchieren. Man kann nie wissen, wofür es gut ist.«
    Florians Mutter sah ihn prüfend an. »Dann bist du gerade wohl sehr im Stress?«
    »Geht so.« Florian machte eine wegwerfende Handbewegung. »Morgen hänge ich mich richtig rein. Mit der Alternativsendung zum Thema Jugendbanden habe ich zum Glück nichts zu tun, das machen Max, Katja und Curt. Max hat eh schon dafür recherchiert.«
    Marie-Louise Halstaff nahm sich einen Zitronenschnitz, biss hinein und musste sich unwillkürlich schütteln. Sie legte den Schnitz schnell zurück auf den Teller. »Kann das wirklich jeden erwischen?«
    »Ja.« Vorsichtig sprach er weiter: »Man weiß nach wie vor nichts Konkretes, aber es gibt erste Anhaltspunkte.« Florian stopfte sich ein weiteres Kissen in den Rücken. »Im Mageninhalt fast aller Betroffenen wurde die gleiche Substanz nachgewiesen. Worum es sich dabei handelt, wissen wir derzeit nicht. Ich habe es von einem Informanten erfahren, auf der Pressekonferenz heute Nachmittag wurde darüber kein Wort verloren.«
    Florians Mutter schwieg betreten.
    »Da werden ganz offensichtlich Fakten zurückgehalten. Inzwischen sind über 40 Leute erkrankt.«
    »Du meine Güte.« Marie-Louise Halstaff presste die fein geschwungenen Lippen aufeinander und fragte nach: »Was für eine Substanz könnte das sein?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht ist doch ein Virus Schuld an allem?«
    »Genau das versucht man gerade herauszufinden.« Florian schnaubte kurz und griff nach einem Taschentuch, das er zerknüllt aus seiner Hosentasche zutage beförderte.
    Marie-Louise Halstaff strich sich einen Fussel von ihrem dunkelblauen halblangen Rock. »Das heißt, nach wie vor weiß keiner, wann, wo und wie man sich anstecken kann, und die, die was wissen, wollen oder dürfen nichts sagen. Tolle Aussichten. Ich sollte also erst einmal nirgendwohin gehen, niemanden treffen und möglichst nichts essen, wenn ich gesund bleiben will.«
    Florian sah ihr geradewegs in die Augen. »Stimmt.«
    Seine Mutter betrachtete ihn verblüfft, dann sagte sie mit sorgenvoller Miene: »Was auch immer es ist, hoffentlich bleiben wir verschont.«
    Florian entschied, ihr nichts von dem seltsamen Telefonanruf, Max’ heißer Spur, von der er nicht einmal wusste, was er damit meinte, und dem Ehrenfelder Toten zu erzählen. Auf der Pressekonferenz am späten Nachmittag war Peter Mallmann mit keinem Wort erwähnt worden. Florian konnte demnach sicher sein, dass seine Mutter so schnell nichts davon erfahren würde, dass die Krankheit vermutlich das erste Todesopfer gefordert hatte, es sei denn, Eddie hätte inzwischen sensationelle Neuigkeiten, die morgen in der Zeitung standen.
    Marie-Louise Halstaff wollte gerade etwas erwidern, als sich die Wohnzimmertür öffnete und Anna hereinkam. Auf einem Servierwagen schob sie eine Platte mit Roastbeefscheiben sowie dampfenden Bratkartoffeln, die einen würzigen Duft verströmten, herein.
    »Das riecht ja fantastisch.« Florian kräuselte die Nase. Er und seine Mutter gingen hinüber zum Esstisch und nahmen Platz.
    »Möchten Sie das übernehmen?« Anna hielt der Hausherrin eine Weinflasche hin und sah sie fragend an.
    Florians Mutter studierte das Etikett, nickte zufrieden und schenkte ein. Anna verschwand Richtung Küche.
    »Nimmst du keine Kartoffeln?« Marie-Louise sah Florian erstaunt an. »Oder hast du etwa Angst, die zu essen? Sie sind garantiert einwandfrei. Hat unser Gärtner selbst gezogen.« Sie lächelte. »In seinem Garten, nicht in meinem.«
    »Ich werde mich mit dem Roastbeef

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