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Henkersmahl

Henkersmahl

Titel: Henkersmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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überrascht an. Das Strahlen war aus ihrem Gesicht verschwunden. »Ich dachte, du hättest ein Problem mit mir?«
    »Ich habe ein Problem, aber es hat nichts mit dir zu tun. Es ist mein Problem, verstehst du? Ich …«
    »Du musst dich nicht erklären.« Jana machte sich an ihrem Computer zu schaffen.
    Florian sah ihr einen Moment lang zu. »Hast du Lust?«
    »Das würde ich gern am Mittwoch entscheiden.«
    »Hm.«
    »Sagtest du etwas?«
    Florian schluckte. »Ich fänd’ es schön, den Abend nach der Sendung mit dir zu verbringen. Ich glaube, ich bin …« Er sprach nicht weiter, Janas Blick brachte ihn zum Schweigen.
    »Du glaubst, du kriegst die Sendung über die Krankheitsfälle noch gestemmt?«, wechselte sie das Thema.
    Florian wusste, es hatte keinen Sinn, sie zu drängen. »Ich denke schon. Regine stellt sich jedenfalls inzwischen darauf ein. Willst du hören, was es Neues gibt?«
    »Ja, klar.«
    Er schloss das Fenster und brachte Jana auf den aktuellen Stand. Danach setzte er sich ihr gegenüber an den freien Schreibtisch, Janas Kollegin war in Mutterschutz, und startete den PC. »Wenn du nichts dagegen hast, schaue ich mal schnell nach, was ich im Internet über das Gentechnikkataster finde. Das kann ich hier genauso gut wie in meinem Büro, aber vielleicht kommt Curt ja noch mal zurück und du bist froh, wenn ich hier bin.«
    Jana sagte: »Das Passwort lautet übrigens Liebling.«
    »Verdient der PC den Namen denn?«, fragte Florian.
    »Er stürzt nie ab.«
    Florian lachte. »Braves Ding. Würdest du checken, ob du bei Verbraucherschutzorganisationen Informationen über Frazer Chemicals findest?«
    »Ich habe es geahnt, kaum tauchst du auf, willst du schon wieder etwas von mir.« Sie seufzte, aber als sie in seine Augen sah, sagte sie: »O. k. Überredet.«
    Eine ganze Weile hörte man im Raum nichts außer dem Tippen von Fingern auf der PC Tastatur. Nach einigen Minuten sah Florian auf. »Hör mal, das hier ist wirklich interessant.«
    »Ja?«
    »Das Gentechnikkataster gibt zwar parzellengenaue Auskunft über geplante Kulturen mit Gentechnikmerkmalen, aber nur denjenigen, die, wie es hier heißt, ein berechtigtes Interesse daran haben. Journalisten gehören jedenfalls so ohne Weiteres nicht dazu.«
    »Wundert dich das?«
    »Nein.«
    »Es werden spezielle Berufsgruppen definiert. Imker, Biobauern und Landwirte zum Beispiel. Ihr berechtigtes Interesse, so heißt es, bestehe darin, zu erfahren, ob der Nachbarbauer unter anderem Genmais oder Gensoja anpflanzt, denn der könnte sich auch auf ihre Felder ausbreiten und damit den eigenen gentechnikfreien Bestand kontaminieren.«
    »Klar, der Bioimker will natürlich nicht, dass seine Bienen Nektar aus Pollen von Genpflanzen sammeln«, sagte Jana.
    »Ich ruf da mal an.« Florian griff kurzerhand zum Hörer, und Jana hörte, wie er sich als Student der Agrarwirtschaft vorstellte, der eine Diplomarbeit über den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut in Deutschland vorbereite und hierfür unter anderem eine Bestandsaufnahme sämtlicher regionaler Genpflanzungen benötige.
    Sie lächelte. Das war ein Recherchetrick, der meistens funktionierte, es sei denn, man hatte die Stimme eines Sechzigjährigen. Nachdem Florian mehrfach hin und her verbunden worden war und diversen Menschen die spontan ausgedachten Inhalte seiner Arbeit erklärte, die er sich, wie Jana fand, sehr überzeugend aus den Fingern gesogen hatte, schien es zu klappen. Er sprach ganz offensichtlich mit jemandem, der bereit war, ihm die entsprechenden Katastereintragungen herauszusuchen, allerdings nicht sofort. Florian notierte einen Termin und nannte erneut seinen Namen. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ganz recht, Halstaff.« Er buchstabierte: »H – A – L – S – T – A – F – F, Florian Halstaff.« Er deckte die Hörermuschel mit der Hand ab und flüsterte: »Gleich will er wissen, ob ich verwandt bin mit …«
    Einen Moment später lehnte er sich wieder zurück und sagte laut: »Ja, ich bin ihr Sohn. Wirklich. Freut mich, dass Sie ein Fan sind, wie bitte?… Nein, sie dreht gerade einen Fernsehfilm, Theater spielt sie augenblicklich nicht … Sagen Sie, könnten Sie mir die Liste zufaxen? Das würde mir eine Menge Mühe ersparen …«
    Kurze Zeit später ging ein Leuchten über Florians Gesicht. »Das ist wirklich nett, vielen Dank.« Er nannte die Faxnummer des Büros und legte auf.
    »Hin und wieder ist es ganz praktisch, eine berühmte Mutter zu haben,

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