Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung
du hast versagt«, meinte sie achselzuckend. » Vergiss die Sache. Die Frau deines Lebens kreuzt schließlich so regelmäßig auf wie der Bus nach Mendocino. Warte lieber auf eine Frau, mit der du weniger Ärger hast.«
Bryan hielt überrascht die Luft an, aber Alaina trat den Rückzug an, bevor er ihr widersprechen konnte.
»Und wenn du mich jetzt entschuldigst, mein Kleiner, ich glaube, ich helfe lieber meinem Mann beim Fischeausnehmen.« Sie rutschte von ihrem Barhocker und küsste ihn kurz auf die Wange. »Viel Spaß beim Selbstbemitleiden.«
Sie stolzierte in einer Wolke von Chanel und Rauch davon und ließ ihn sprachlos zurück.
»Was für ein mieser Trick«, brummelte er. Er hätte wissen müssen, daß er sich nicht mit ihr anlegen sollte. Wahrscheinlich hatte er sich irgendwann sogar eine Notiz darüber geschrieben, aber er war zu müde, um danach zu suchen.
Also gut, er bemitleidete sich selbst, na und? Er hatte schließlich allen Grund dazu.
Rachel auch.
»Einen Grund?« Er feixte. »Sie macht sich das alles zum Lebensinhalt.«
Das ist gemein.
»Ach, halt den Mund«, raunzte er seine innere Stimme an, ohne sich um die erstaunten Blicke der anderen Gäste am Tresen zu kümmern. Er legte die Hand an das breite Whiskeyglas und nippte wieder daran.
Die Umstände hatten sich einfach gegen sie verschworen, urteilte er. Wenn er und Rachel sich nur zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort begegnet wären. Wenn er ihr nur hätte beweisen können, daß Wimsey existierte. Wenn er nur das Gold gefunden hätte.
Um sich von seinem Selbstmitleid abzulenken, dachte er wieder über den Schatz nach. Lorraine Clement glaubte, daß Wimsey das Gold gestohlen hatte. Aber wenn Wimsey es gestohlen hatte und wenn Addie tatsächlich regelmäßig mit ihm sprach, wenn Wimsey tatsächlich das Wesen war, das in Drake House spukte, warum hatte Wimsey dann Addie nicht zu dem Schatz geführt?
Nein. Immer wieder musste er an Arthur Drake denken. Er war überzeugt, daß Ducky ihr Mann war. Wenn der gewitzte Dieb nur irgendeinen Hinweis hinterlassen hätte, um ihm dieses Ungemach zu ersparen ...
»Ungemach«, murmelte er und runzelte die Stirn. Er schob sich die Brille wieder zurecht.»... ein tapferer Mann durch Ungemach.«
Plötzlich schlug die Erkenntnis über ihm zusammen wie eine Flutwelle, und eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken. Es war die ganze Zeit da gewesen, direkt vor seiner Nase!
Er wirbelte auf dem Barhocker herum und erblickte Felix Rasmüssen, der genau in diesem Moment hereinkam und sich wie eine Ratte an der Wand entlang drückte. Bryan verkniff sich das Grinsen. Vielleicht hatte ihn das Glück doch noch nicht ganz verlassen.
Er langte nach der Whiskeyflasche hinter der Bar, schenkte sich noch etwas in sein Glas, spritzte sich dann einen Schuss Whiskey in die Hand und rieb sich den Alkohol ins Gesicht, als wäre es After-Shave. Ein paar Tropfen massierte er sich ins Haar, dann nahm er einen Schluck aus der Flasche und gurgelte kurz vor dem Hinunterschlucken. Schließlich nahm er sein Glas in die eine Hand, die Flasche in die andere und schwankte quer durch die Bar auf den kleinen Tisch zu, an den sich Rasmussen gesetzt hatte.
»Mister Rasmussen!« Er grinste den Mann schief an. Rasmussens Blick schoss hin und her, als würde er einen Fluchtweg suchen. Offenbar entdeckte er keinen, denn seine knochigen Schultern sackten resigniert herab, als Bryan sich auf den Stuhl gegenüber fallen ließ. »Na, wie geht's'n so?«
»Danke - gut - Mr. Hennessy«, antwortete Rasmussen düster wie ein Sterbender kurz vor dem Ende.
Bryan klatschte mit der flachen Hand auf den Tisch. »Na, das freut mich! Mir isses schon besser gegangen.« Er lehnte sich zurück und kippte sich seinen Drink in den Mund. Ein Rinnsal lief über sein Kinn. »Tja ja. Die Lindquists ham mich rausgeschmissen, wissen Sie? Angeblich, weil ich zuviel trinke, aber ...« Er wedelte mit der Hand. »Die Fraun, Felix, die Fraun! Sie wissen, wie es ist.«
»Die Frauen«, wiederholte Rasmussen. Er schaute Bryan so betreten an, als hätte er sich eben in etwas Nasses gesetzt. »Ah ... ja.« Er nickte, aber seine Miene verriet deutlich, daß er keine Ahnung hatte, wie es war.
Bryan schaute ihn verschwörerisch aus dem Augenwinkel an. »Nie im Leben werden Sie das Haus von denen kriegen. Wissen Sie das? Nie im Leben!«
Rasmussens Mund wurde immer dünner, bis er fast verschwunden war.
»Wissen Sie, was ich glaub'?« fragte Bryan und hauchte
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