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Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Titel: Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Oder vielleicht doch, auf eine ganz perverse Weise. Es machte ihr Opfer noch größer, wenn sie sich später an ihre Beziehung erinnern und sich ins Gedächtnis rufen konnte, was sie aufgegeben hatte, was alles hätte sein können.
    »Also gut.« Er sah an ihr vorbei auf den verbeulten graublauen Volvo, neben dem sich Tante Roberta aufgeregt mit der Blumenverkäuferin unterhielt. »Ich bringe meine Tante ins Keepsake Inn. Heute abend hole ich unsere Sachen.«
    Er wartete Rachels Reaktion oder Einverständnis nicht ab. Er sah sie überhaupt nicht an, sondern ging einfach weg. Sie sah ihm nach. Er sah aus wie ein Fremder. Kühl und autoritär nahm er seine Tante am Arm, murmelte ihr ein paar Worte zu und führte sie weg.
    Rachel fragte sich, ob sie ihn überhaupt je richtig kennengelernt hatte. Aber die Frage war gegenstandslos. Sie würde das nie herausfinden. Er hatte sich aus ihrem Leben verabschiedet, und mit ihm jede Freude. Während langsam der kalte Nebel vom Meer heranrollte, dachte sie an die Zukunft und dann, wie leer sie sein würde.

Kapitel 13
    »Und jetzt schauen sie genau auf den Dollarschein«, sagte Bryan.
    Er lehnte sich auf seinem Barhocker zurück und versuchte, sich auf den Trick statt auf die wenigen interessierten Zuschauer zu konzentrieren. Er faltete die Banknote zu einem komplizierten Boot, presste sie zwischen die Handflächen und drehte die Hände um. Als er die Handflächen wieder öffnete, war der Geldschein weg.
    »Toller Trick«, meinte Dylan Harrison, der hinter der Bar stand. Er wischte sich die Hände an einem Handtuch ab und stützte sie auf die polierte Deckplatte. »Und jetzt zauberst du den Dollar wieder her, Houdini. Ich will mein Geld zurück.«
    Bryan seufzte, nippte an seinem Whiskey und führte den Trick in umgekehrter Reihenfolge aus. Der Dollar blieb verschwunden. Bei drei Versuchen brachte er es bloß auf eine verwelkte Blume und einen Stoffball. Er runzelte die Stirn und ließ mutlos die Schultern hängen, während sich seine Zuschauer gelangweilt abwandten.
    Dylan langte über die Bar und tätschelte ihm die Schulter. »Mach dir nichts draus, Bry. Ich setz' es dir auf die Rechnung.«
    »Ich kann es nicht mehr«, murmelte Bryan. »Ich kann nicht mehr zaubern.«
    »Du hast einen schlechten Tag, das ist alles.«
    »Was für eine Untertreibung.«
    Daß er Rachel verloren hatte, machte den Tag zu einer Katastrophe. Natürlich hatte er das kommen sehen. Aber sein unerschütterlicher Optimismus hatte ihn glauben lassen, er würde es verhindern können. Er hatte sich geirrt.
    Nach dem letzten aller Kämpfe hatte er Tante Roberta ins Keepsake Inn gebracht - Faith und Shane Callans Gasthaus -, sie dort einquartiert und war dann geradewegs in Dylan's Bar and Bait Shop gewandert, die beliebte Bar an der Uferpromenade, die Alainas Mann besaß und persönlich führte. Er musste noch einmal ins Drake House, um Robertas und seine Sachen zu holen, aber er konnte sich dieser Aufgabe nicht stellen, ehe er sich Verstärkung alkoholischer Art geholt hatte. Er brauchte etwas, um seine überreizten Sinne zu betäuben. Vor allem Zeit, aber im Augenblick konnten auch ein, zwei Gläser von Dylans irischem Whiskey nicht schaden - vor allem, da Dylan den Whiskey mit reichlich Wasser verdünnte, wenn er glaubte, daß Bryan es nicht bemerkte.
    Das war keineswegs üblich bei Dylan's. Es war eine gepflegte Bar, in der Touristen und Einheimische verkehrten. Die Böden waren sauber, die Gläser blank und die Schnäpse unverschnitten. Bryan genoß eine Sonderbehandlung, weil er offensichtlich in ziemlich schlechter Verfassung war. Dylan passt e auf ihn auf wie ein guter, gewissenhafter Freund. Der Gedanke, daß Alaina einen so guten Mann gefunden hatte, tröstete ihn ein bisschen . Selbst wenn er bis an sein Lebensende allein bleiben würde, so hatten doch wenigstens seine Freunde ihr Glück gefunden.
    »Mein Gott, siehst du mies aus«, stellte Alaina offenherzig fest, bevor sie sich auf den Hocker neben seinem sinken ließ.
    »Ich weiß, ich weiß.« Er seufzte. »Ich muss zum Friseur.«
    »Das auch.«
    Sie war makellos wie immer. Ihr kastanienbraunes Haar war ordentlich gekämmt, und nicht ein Fussel war auf ihrem konservativen, dunkelblauen Markenkostüm zu entdecken. Bryan dagegen wusste , daß er aussah, als hätte er auf der Straße geschlafen. Seine Jeans war verknittert. Roberta hatte ihm ein Loch in den Pullover gebrannt, und sein weißes T-Shirt hing ihm aus der Hose. Bei einer

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