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Henningstadt

Henningstadt

Titel: Henningstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Brühl
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was!», sagt Christian.
    Hanno steht auf und klatscht in die Hände. «Gut, Kin der! Wir sind zu wenige und niemand hat ein Thema auf dem Herzen. Allen geht ’ s gut! – Lasst uns in die Kneipe ziehen!»
    «Was soll denn das?», fragt Mark beleidigt.
    Er bleibt als Einziger sitzen, während die anderen er leichtert aufstehen, Kleingeld für die Getränkekasse raus kramen und ihre Sachen zusammensuchen.
    Nach dem ernsten Teil der Gruppe gehen die, die Lust haben, noch in die schwule Kneipe von Henningstadt, das Inflagranti. Der Weg dahin dauert fünf Minuten und führt um vier Ecken. Mark und Gerrit kommen heute nicht mit.
    Sonntags ist das Inflagranti gut besucht, wenn es nicht zu spät ist. Die Leute vom I, zumindest ein Gutteil der ein geschworenen Stammkunden, sind mit denen von der SIH verfeindet. Das liegt zum einen daran, dass man sich langweilt, zum anderen daran, dass die Leute in der Knei pe ganz normale Leute sind, während die von der SIH zu intellektuell sind. Neue Unstudierte bleiben nicht lange in der SIH und wechseln ins Kneipenlager über. So lange Steffen denken kann, wahrscheinlich während der sieb zehn Jahre ihres Bestehens, hat sich niemand in der SIH je getraut, diesen Unterschied zu bemerken. Die Leute im Inflagranti nennen die Leute von der SIH einfach arro gant.
    Um ins I hinein zu gelangen, muss man klingeln und sich so stellen, dass die Videokamera einen erfassen kann. Die meisten lächeln dann schon mal, weil man vom Tre sen aus gesehen werden kann. Wer ein paar Mal da war, weiß, dass man sich vor der Tür nicht mehr die Haare richten sollte, geschweige denn die Kleidung ordnen. Das muss man entweder vorher oder in dem kleinen Trep pen aufgang erledigen. Auch dieser Gang hat einen bestimm ten Namen, den wollen wir aber aus Gründen der Sittlich keit verschweigen. Die Kneipe ist im Wesentlichen einge rich tet wie Dorfkneipen eingerichtet sind, nur dass für diese eine türkische oder arabische Prinzessin ihre Wohn zim merdekoration aus erlesenem Kitsch gespendet hat.
    Steffen ist stehen geblieben. Der Rest der Gruppe ist nach rechts durchgegangen, wo Café tischchen stehen.
    «Was ist denn los?», fragt Christian Steffen und streicht ihm mit der Hand über den Rücken.
    «Ach, nichts», sagt Steffen. «Ich war nur in Gedanken.»
    «Wie war denn nun dein Urlaub? Hast du ’ s schön ge habt?», fragt Christian, während sie sich nun auch an ein Tischchen setzen. Peter macht eine einladende Handbe we gung, sie sollen doch zu ihnen rüberkommen.
    «Später gerne», sagt Christian mit gespielt pikiertem Gesichtsausdruck.
    Peter ist einverstanden: «Na, mal sehn, ob ich dann noch da bin.»
    Steffen bestellt zwei Bier und regelt die Sache mit Christian, der immer nichts trinken will, wenn er mit dem Auto da ist: «Ach, eins kannst du doch», und so weiter. «Ja, mein Urlaub», fängt er dann an. «Erst hat ’ s mir nicht gefallen, wo wir waren, dann hab ich mich mit Lutz ge strit ten und bin ohne ihn nach La Bolera weitergefahren. Da war ’ s dann auch grüner und es gab nicht so viele Touris.»
    «Touris wie du», wirft Christian ein.
    «Wie ich ja auch. – Und da ging ’ s mir dann ganz gut. – Ich war halt traurig wegen Lutz. Es hatte so schön ange fan gen mit uns beiden. Ich mein, es war ja von Anfang an klar, dass wir nicht ideal zueinander passen, aber das ist ja kein Grund, dass man keine Beziehung haben kann.»
    «Sehr weise», spricht Christian. «Na und dann?»
    «Na und dann saß ich da auf dieser Insel und hab mich von Lutz erholt. Der ist mir so was von auf die Nerven gegangen zum Schluss. Der musste ja nur den Mund auf machen, da hab ich ‘ nen Knall gekriegt, und der hat aber auch die ganze Zeit geredet. Und immer so einen Un sinn!»
    «Jaja, reg dich nicht auf!»
    «Ja, und dann hab ich beschlossen, dass ich alleine blei ben will.»
    «Auf dieser Insel?»
    «Nein, überhaupt! Mit Lutz, das war noch mal so ein Versuch, und ich hab mir von Anfang an gesagt, wenn das mit dem auch nicht klappt, dann hab ich keine Lust mehr.»
    «Ach, hör doch auf, das ist doch Quatsch!», sagt Christian.
    «Nein, wieso. Das ist kein Quatsch!», sagt Steffen. «Der hat mich verlassen und Micha hat mich verlassen und Christian und Achim, und Alex hat mich auch verlassen und mir reicht ’ s mit den Männern. Und Marcus auch!»
    «Ich würde sagen, du hast Lutz verlassen. Du hast auch die anderen auf den Mond geschossen.»
    «Das ist doch dasselbe!»
    Christian kneift die Augen zusammen um zu

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