Henns lustige Weinschule - Henn, C: Henns lustige Weinschule
nicht. Also runter damit! Und lächeln – Sie haben es schließlich so gewollt!
„IMMER GUT VOLL SCHENKEN!”
Sie haben Durst? Sie wollen sich mit Wein „die Kante geben“? Machen Sie das gefälligst zu Hause! Wenn überhaupt (siehe erste goldene Regel). Und wenn Sie denken, dass Ihre Bereitschaft, ein volles Glas zu trinken, Ihre Kennerschaft unterstreicht, haben Sie sich gewaltig getäuscht. Der Grundsatz „Je voller das Glas, je größer der Weinkenner” ist falsch.
Es verhält sich genau andersherum.
Das liegt an der Tatsache, dass Wein am besten zu genießen ist, wenn das Glas nur zu rund einem Drittel gefüllt ist. Die Faustregel heißt: Das Glas so weit füllen, bis der Wein die größte Oberfläche hat. Also: bevor sich das Glas wieder verjüngt / enger wird. Je mehr Oberfläche der Wein hat, desto mehr Aromen kann er freisetzen, desto mehr kann der geübte Weinconnaisseur riechen. Wenn Sie sich also das Weinglas voll schenken oder einen Kellner zurückrufen, damit er das Glas bis zur Oberkante füllt, werden Sie bestimmt nicht zu der Gruppe gehören, die nach der offiziellen Probe zur inoffiziellen mit den „richtigen“Weinen eingeladen wird. Sie werden zu der Gruppe gehören, die unter dem Tisch liegt.
„NEIN, DANKE.”
Ein kurzer Satz, fürwahr. Aber mit verheerenden Auswirkungen. Es geht sogar noch kürzer: „Nein“. Natürlich ist dieser Satz nicht immer der vinophile Tod. In anderem Zusammenhang kann er sogar ganz hilfreich sein. Zum Beispiel, wenn Sie ein Zivilpolizist fragt „Haschisch?” oder Sie eine kostenlose Portion Affenhirn in einem kenianischen Abenteuercamp ablehnen.
Beim Wein herrschen andere Regeln.
Wird Ihnen ein Wein angeboten, dann sagen Sie laut und vernehmlich „Ja!” Nicht zu enthusiastisch, aber schon mit einem erheblichen Maß Vorfreude.
Und haben Sie keine Angst!
Wenn Ihr Gegenüber ein Weingenießer ist, wird er Ihnen schon etwas Ordentliches anbieten. Kritisch wird es nur bei einer Blindprobe. Wenn Sie also nicht wissen, was da in Ihrem Glas schwappt. Es ist ein lustiges, kleines Spiel, Wein von Markendiscountern aus Dekantierkaraffen einzuschenken, damit sich die Anwesenden mit ihrem Lob über diesen Tropfen blamieren. Aber Sie kennen ja die „goldenen Regeln“. Schwierig wird es nur, wenn Sie ALLEIN bei einer Blindprobe sind. Vollkommen auf sich und Ihr nicht vorhandenes Wissen gestellt. Dann heißt es, kühlen Kopf bewahren. Die Antwort kann auch in dieser Situation nur lauten: „Ja, gerne.” Gehen Sie davon aus, dass der Tropfen in Ihrem Glas ordentlich ist. Niemand wird Ihnen bei einer solchen Gelegenheit einen Wein einschenken, der schlecht ist, das wäre viel zu leicht. Falls es ein Billigheimer ist, wird er zumindest gut gemacht sein. Ein echter Weinkenner würde jetzt erkennen können, wie komplex der Wein ist oder wie vordergründig, wie alt, wie gut das Holz eingebunden ist etc. Sie aber haben keine Ahnung. Macht nichts. Brillieren können Sie in einer solchen Situation natürlich nicht, sie überleben aber schon. Die Lösung besteht darin, philosophisch zu werden. Heben Sie Vor- sowie Nachteile des Weines hervor und relativieren Sie diese gleich wieder, z.B. „Eine sehr schöne, dunkle Farbe – manch einer mag sie zu gewollt finden” oder „Die Nase erscheint mir ein wenig zu fruchtlastig – andererseits ist die Frucht sehr klar herausgearbeitet. “Wenn Sie dieses Spiel beherrschen, ist es vollkommen egal, ob der Wein ein „Haut-Brion“oder ein „Amselfelder” ist. Sie haben den Wein auf jeden Fall passend beschrieben. Glückwunsch!
„HABELBELMMBRABBELBIPOMM”
Dieser Satz fällt bei jedem ein wenig anders aus. Er hängt ganz von der frühkindlichen Sozialisation ab. Niemand weiß wirklich, was er bedeuten soll. Noch nicht einmal derjenige, der ihn spricht. Nicht während er ihn spricht und erst recht nicht am Tag danach. Wissenschaftliche Testreihen haben ergeben, dass er sinngemäß zumeist Folgendes bedeuten soll: „Mehr!“In einigen Fällen steht er allerdings auch für „Mir ist so unglaublich übel!”, einige Sekunden später für: „Wo ist die Toilette?” Jetzt braucht es nicht mehr viel Geduld und der Satz bedeutet „Oh nein! Ist das von mir?”
In einigen ausgewählten Fällen steht er sogar exakt für „Habelbelmmbrabbelbipomm”.
Niemals aber bedeutet er: „Dieser Pesquera-Jahrgang lässt die Fülle seines Vorgängers vermissen. Obwohl ich zugeben muss, dass 1995 sehr feinporige Tannine hervorgezaubert
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