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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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ruhig zu bleiben. »Vielleicht wollte er dich gar nicht, Liebes«, meinte sie schließlich, »weil er während der letzten sechs Monate jeden Freitagabend mit irgendeiner Amerikanerin vom Stützpunkt im Bett verbracht hat. Das wollte ich dir nur klarmachen.«
    »Wäre das der Fall gewesen«, entgegnete Eva mit erhobenem Kopf, »dann verstehe ich nicht, wie er um halb elf zu Hause sein konnte, wenn er zusätzlich noch seinen Kurs abgehalten hat. Er hat das Haus immer kurz vor sieben verlassen, und die Fahrt dauert mindestens eine dreiviertel Stunde. Zweimal eine dreiviertel Stunde macht ...«
    »Eineinhalb Stunden«, ergänzte Mavis ungeduldig. »Das beweist noch gar nichts. Er könnte ja einen Einerkurs abgehalten haben.«
    »Einen Einerkurs?«
    »Für eine Person, meine liebe Eva.«
    »Es ist nicht zulässig, daß ein Kurs nur aus einer Person besteht«, sagte Eva. »Wenn es in der Berufsschule nicht mindestens zehn ...«
    »Nun, in Baconheath ist es vielleicht anders«, sagte Mavis,
    »und außerdem läßt sich da immer was drehen. Ich wette, daß Henrys Unterricht darin bestand, daß er sich entblättert hat und ...«
    »Das zeigt nur wieder, wie gut du ihn kennst«, schnitt Eva ihr das Wort ab. »Henry soll sich vor einer anderen Frau ausziehen? Höchstens am Jüngsten Tag. Dazu ist er viel zu schüchtern.«
    »Schüchtern?« sagte Mavis. Es lag ihr schon auf der Zunge hinzuzufügen, daß er neulich ihr gegenüber alles andere als schüchtern gewesen war. Aber Evas Gesicht hatte wieder jenen gefährlich entschlossenen Ausdruck bekommen, so daß sie es sich anders überlegte. Er war noch nicht verschwunden, als sie zehn Minuten später zum Wagen gingen, um die Vierlinge von der Schule abzuholen.
    »Also gut, fangen wir noch mal an«, sagte Colonel Urwin. »Sie sagen also, Sie haben Major Glaushof nicht erschossen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Wilt. »Wozu sollte ich denn so was tun? Sie hat versucht, das Schloß aus der Tür zu schießen.«
    »Das entspricht nicht der Version, die ich kenne«, sagte der Colonel und zeigte auf eine vor ihm auf dem Schreibtisch liegende Akte, »und laut der Sie versucht haben, Mrs. Glaushof oral zu vergewaltigen und sie, als sie nicht mitmachen wollte, ins Bein bissen. Major Glaushof versuchte die Tür einzurennen, um zu intervenieren, und Sie haben ihn durch die Tür erschossen.«
    »Oral vergewaltigen?« sagte Wilt. »Was zum Teufel heißt das?«
    »Das möchte ich mir lieber nicht vorstellen«, sagte der Colonel schaudernd.
    »Hören Sie zu«, sagte Wilt, »wenn hier jemand oral vergewaltigt worden ist, dann ich. Ich weiß ja nicht, ob Sie je in unmittelbare Nähe des Saugnapfs dieser Frau gekommen sind, aber ich bin es, und ich kann Ihnen nur sagen, daß die einzige Rettung darin bestand, die Schlampe zu beißen.«
    Colonel Urwin versuchte dieses entsetzliche Bild abzuschütteln. Seine Sicherheitsklassifikation stufte ihn als »eindeutig heterosexuell« ein, aber es gab Grenzen, und Mrs. Glaushofs Saugnapf gehörte fraglos dazu. »Das stimmt aber nicht so ganz mit Ihrer Aussage überein, daß sie versuchte, das Schloß mit einer 38er aufzuschießen und aus dem Zimmer zu fliehen. Hätten Sie was dagegen, mir zu erklären, warum sie das tat?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß sie versucht hat ... Also, ich habe Ihnen gesagt, was sie versucht hat, und um mich zu retten, habe ich zugebissen. Und da ist sie wütend geworden und hat nach dem Schießeisen gegriffen.«
    »Das erklärt aber immer noch nicht, warum die Tür zugesperrt war und sie das Schloß aufschießen mußte. Wollen Sie damit sagen, daß Major Glaushof sie eingesperrt hat?«
    »Sie hat den verdammten Schlüssel zum Fenster hinausgeworfen«, sagte Wilt erschöpft, »und wenn Sie mir nicht glauben, dann gehen Sie doch hinaus und suchen Sie ihn.«
    »Weil sie Sie sexuell so begehrenswert fand, daß sie Sie ... oral vergewaltigen wollte?« sagte der Colonel. »Weil sie betrunken war.«
    Colonel Urwin stand auf und suchte inspirativ Zuflucht bei seinem Poster. Doch das ließ ihn im Stich. Daß Glaushofs abscheuliche Frau betrunken gewesen war, war so ziemlich das einzige, was glaubhaft klang. »Ich begreife noch immer nicht, was Sie überhaupt dort zu suchen hatten.«
    »Glauben Sie, ich vielleicht?« sagte Wilt. »Ich kam am Freitagabend hierher, um meinen Kursus abzuhalten, und ehe ich mich’s versehe, werde ich mit Gas vergiftet, mit Spritzen malträtiert, verkleidet wie ein Anwärter für den Operationstisch, mit

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