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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Stützpunkt entfernt ging der Helikopter neben einer unbefahrenen Straße nieder. »Sie können hier aussteigen«, meinte der Colonel. »Ich werde versuchen, Ihnen einen Wagen zu schicken.«
    »Aber wir wollen mit dem Hubschrauber bis nach Hause fliegen«, schrie Samantha über das Dröhnen der Propellerflügel hinweg und bekam sogleich Unterstützung von Penelope, die darauf bestand, mit dem Fallschirm über der Oakhurst Avenue abzuspringen. Eva reichte es. Sie packte die Vierlinge der Reihe nach am Kragen, schob sie hinaus auf das flachgeblasene Gras und sprang hinterher. Wilt folgte. Einen Augenblick lang wurde die Luft von dem beschleunigenden Propeller nach unten gedrückt, dann hob der Hubschrauber ab und schwebte davon. Als er verschwunden war, fand auch Eva ihre Stimme wieder. »Jetzt schau nur her, was du wieder angerichtet hast«, sagte sie. Wilt blickte sich in der leeren Landschaft um. Nach den diversen Verhören, die er durchgemacht hatte, war er nicht in Stimmung für Evas Gejammer.
    »Also gehen wir«, sagte er. »Es wird niemand kommen, um uns abzuholen, also suchen wir besser eine Bushaltestelle.« Er kletterte über die Böschung auf die Straße hinauf und setzte sich in Bewegung. In einiger Entfernung flackerte plötzlich ein Blitz auf, und ein kleiner Feuerball folgte. Major Glaushof hatte einen Tracer auf Mavis Mottrams aufblasbaren Penis abgefeuert. Der Feuerball und die darüberschwebende kleine, pilzförmige Wolke würden in Farbe in den abendlichen Fernsehnachrichten über den Bildschirm flimmern. Vielleicht war doch etwas erreicht worden.

Kapitel 24
    Das Semester in der Berufsschule war zu Ende, und die Dozenten saßen, ebenso deutlich gelangweilt wie die Schüler, die sie zuvor unterrichtet hatten, im Auditorium. Jetzt war der Direktor an der Reihe. Er hatte zehn qualvolle Minuten damit verbracht, seine wahren Gefühle für Mr. Spirey vom Bauwesen, der sich endlich zur Ruhe setzte, möglichst zu verschleiern, und weitere zwanzig mit dem Versuch zu erklären, warum Sparmaßnahmen jegliche Hoffnung auf einen Wiederaufbau des Maschinenbautrakts genau zu dem Zeitpunkt zunichte gemacht hatten, als die Schule von einem anonymen Spender die atemberaubende Summe von einer Viertelmillion Pfund für den Kauf von Büchern zur Verfügung gestellt bekam. Wilt saß mit undurchdringlichem Gesicht bei den anderen Abteilungsleitern in der ersten Reihe und heuchelte Gleichgültigkeit. Nur er und der Direktor kannten die geheimnisvolle Geldquelle, und keiner durfte je ein Wort darüber verlieren. Dafür sorgte schon die Schweigepflicht. Das Geld war der Preis dafür, daß Wilt den Mund hielt. Der Handel war von zwei Beauftragten der amerikanischen Botschaft in Gegenwart zweier ziemlich bedrohlich wirkender Individuen abgeschlossen worden, die angeblich aus der Rechtsabteilung des Innenministeriums stammten. Nicht, daß sich Wilt von ihnen hätte beeindrucken lassen. Während der ganzen Verhandlung hatte er sich in dem Gefühl seiner Unschuld gesonnt; sogar Eva war vor Ehrfurcht stumm und von dem Angebot eines neuen Wagens schwer beeindruckt. Doch Wilt hatte abgelehnt. Es genügte ihm zu wissen, daß es dem Direktor, ohne daß dieser je begreifen würde, warum, stets schmerzlich bewußt sein würde, daß die Berufsschule für Geisteswissenschaften und Gewerbekunde von Fenland wieder mal in der Schuld eines Mannes stand, den er am liebsten gefeuert hätte. Jetzt hatte er Wilt am Hals, bis er sich selbst zur Ruhe setzte.
    Nur die Vierlinge waren schwer zum Schweigen zu bringen gewesen. Es hatte ihnen zu großen Spaß gemacht, den Lieutenant mit Ammoniak vollzuspritzen und die Wachen mit Pfeffer außer Gefecht zu setzen, als daß sie ihre Heldentaten nicht hinausposaunen hätten wollen.
    »Wir haben Daddy nur vor dieser sexy Frau gerettet«, sagte Samantha, als ihnen Eva unklugerweise das Versprechen abnahm, nie über das zu reden, was passiert war. »Und wenn ihr eure verdammten Klappen nicht haltet, werdet ihr Mutter und mich bald aus Dartmoor retten müssen«, hatte Wilt sie angefahren. »Und ihr wißt, was das bedeutet.«
    »Was denn?« fragte Emmeline, die die Aussicht auf einen Gefängnisausbruch recht verlockend zu finden schien. »Das bedeutet, daß ihr in die Obhut schrecklicher Pflegeeltern kommt, und zwar garantiert nicht als verdammtes Kleeblatt. Man wird euch trennen und nicht zulassen, daß ihr euch gegenseitig besucht und ...« Wilt verfiel in eine eindeutig Dickenssche Beschreibung von

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