Henry dreht Auf
hatte«, sagte der Polizeichef finster, »ich verlange, daß diese Quelle ausfindig gemacht wird, und zwar schnell. Ich erwarte, daß diese Stadt in puncto Heroin und jeder anderen Droge sauber ist, bevor uns Scotland Yard aufs Dach steigt und beweist, daß wir nichts anderes sind als eine Horde Bauerntölpel. Das sind nicht meine Worte, sondern die des Polizeidirektors. Nun gut, wir sind also ganz sicher, daß sie sich das Zeug selbst gespritzt hat? Sie kann nicht vielleicht ... Man hat es ihr nicht gegen ihren Willen verabreicht?«
»Nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand kann dies verneint werden«, sagte Flint, der den Versuch sehr wohl durchschaute, die Untersuchung in seine Richtung zu lenkenum so zu verhindern, daß Lord Lynchknowles Name mit der Drogenszene in Verbindung gebracht wurde. »Das Mädchen wurde in einer Lehrertoilette in der Berufsschule gesehen, wie sie sich selbst den Schuß verpaßt hat. Falls Schuß das richtige Wort ist«, fügte Flint hinzu und richtete seinen Blick auf Hodge, in der Hoffnung, die unangenehme Aufgabe, sich Scotland Yard vom Leib zu halten und gleichzeitig die Lynchknowles abzuschirmen, auf diesen abwälzen zu können. Den Polizeichef interessierte das nicht sonderlich. »Wie auch immer«, sagte er. »Es besteht also keinerlei Verdacht, daß etwas faul ist?«
Flint schüttelte den Kopf. Der ganze widerliche Drogenhandel war faul, doch war dies kaum der geeignete Zeitpunkt, diese Frage zu erörtern. Wichtig war in Flints Augen jetzt einzig und allein, Hodge bis über beide Ohren in dieses Problem zu verwickeln. Wenn er diesen Fall erst versaut hatte, lag sein Kopf wirklich unter dem Fallbeil. »Also wenn Sie mich fragen«, sagte er, »so finde ich es schon bezeichnend, daß das Mädchen die Lehrertoilette benutzt hat. Möglich, daß es da eine Verbindung gibt.«
»Was für eine denn?« wollte der Polizeichef wissen. »Also, ich behaupte nicht, daß es eine gibt, und ich behaupte auch nicht, daß es keine gibt«, sagte Flint mit, wie er fand, subtiler Zweideutigkeit. »Ich sage lediglich, daß möglicherweise jemand vom Lehrkörper damit zu tun hat.«
»Womit zu tun hat, zum Kuckuck noch mal?«
»Mit dem Dealen«, sagte Flint. »Vielleicht ist es gerade deshalb so schwierig, einen Anhaltspunkt zu finden, woher das Zeug stammt. Niemand würde einen Lehrer verdächtigen, mit dem Dreckszeug zu handeln, oder?« Er hielt kurz inne, bevor er den Köder auslegte. »Nehmen Sie Wilt zum Beispiel, Mr. Henry Wilt. Also dem würde ich keinen Fingerbreit über den Weg trauen und selbst dann niemals den Rücken zukehren. Es ist ja nicht das erste Mal, daß er uns Ärger macht. Die Akte, die ich über diesen Saukerl habe, ist so dick wie ein Telefonbuch, wenn nicht noch dicker, Und dabei ist er der Leiter der Abteilung Allgemeinbildung. Sie sollten bloß mal ein paar von den Versagern sehen, aus denen seine Truppe besteht. Mir ist unbegreiflich, wieso Lord Lynchknowle seine Tochter überhaupt in die Berufsschule gehen ließ.« Wieder legte er eine Pause ein. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, daß Inspektor Hodge sich eifrig Notizen machte. Der Bastard hatte den Köder geschluckt – und der Polizeichef ebenfalls. »Da könnte was dran sein, Inspektor«, sagte der. »Viele Lehrer sind Fossile aus den sechziger und siebziger Jahren und dieser ganzen verrotteten Szene. Und die Tatsache, daß sie in der Lehrertoilette gesichtet wurde ...« Das war es, was den Ausschlag gab. Am Ende der Sitzung war Hodge damit beauftragt, die Berufsschule gründlich unter die Lupe zu nehmen, und er hatte die Genehmigung in der Tasche, zu diesem Zweck Maulwürfe anzusetzen.
»Lassen Sie mir eine Liste der Namen zukommen, damit ich sie nach oben weiterleiten kann«, sagte der Polizeichef. »Nachdem der Innenminister die Hand im Spiel hat, sollte es da keine Schwierigkeiten geben; aber bringen Sie mir um Himmels Willen bald Ergebnisse.«
»Verstanden, Sir«, sagte Inspektor Hodge und eilte beglückt in sein Büro.
Desgleichen Flint. Bevor er die Wache verließ, suchte er den Leiter des Drogendezernats mit Wilts Akte auf. »Falls Ihnen das etwas nützt ...«, sagte er und ließ sie scheinbar widerwillig auf dessen Schreibtisch fallen. »Und sollte ich Ihnen sonst irgendwie behilflich sein können, so lassen Sie es mich ruhig wissen.«
»Das werde ich«, sagte Inspektor Hodge, der das genaue Gegenteil beabsichtigte. Daß Flint keine Lorbeeren für die Lösung des Falls einheimsen würde, war für ihn so
Weitere Kostenlose Bücher