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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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sie solle sich um ihren eigenen Kram ... Nein, das funktionierte nicht. Das war genau jene Art von Provokation, auf die sein Weib nur wartete und die Eva nur dazu aufstacheln würde, ihn die halbe Nacht mit fruchtlosen Diskussionen darüber wachzuhalten, was mit ihrer Ehe nicht stimmte. Wilt wußte, was mit ihrer Ehe nicht stimmte; sie dauerte bereits zwanzig Jahre, und Eva mußte Vierlinge bekommen anstatt eins nach dem anderen. Das war typisch für sie. Bloß keine halben Sachen! Aber das war nicht der springende Punkt. Oder doch? Vielleicht hatte sie Vierlinge bekommen, um sich damit auf einem ganz infamen genetischen Weg dafür schadlos zu halten, daß sie nur eine halbe Portion geheiratet hatte. Wilts Gedanken rasten unversehens in eine ganz andere Richtung davon; er dachte über die Tatsache nach – falls es überhaupt eine war –, daß im Anschluß an Kriege die männlichen Geburtenziffern in die Höhe schossen, als würde die Natur automatisch einen Ausgleich für die Männerknappheit schaffen. Doch wenn die Natur derart intelligent war, hätte sie wahrhaftig Besseres leisten können, als ihn für Eva attraktiv zu machen und umgekehrt. Von diesem Gedankengang lenkte ihn eine andere Eigenschaft der Natur ab. Diesmal war es ihr Ruf. Aber in einen Rosenstrauch würde er nicht noch mal pinkeln. Einmal genügte.
    Er beschleunigte seine Schritte und sperrte Sekunden später lautlos die Tür zur Oakhurst Avenue 45 auf, fest entschlossen, falls Eva noch wach sein sollte, zu behaupten, der Wagen sei liegengeblieben und er habe ihn in die Werkstatt gebracht.
    Schließlich war es immer noch besser, schlau zu sein, als grausam. Doch so, wie die Dinge lagen, erübrigte sich jegliche Ausrede. Eva, die den Abend damit verbracht hatte, die Klamotten der Vierlinge zu stopfen, und bei der Gelegenheit entdeckt hatte, daß sie Schlitze in ihre Unterhosen geschnitten hatten, um damit eine Lanze für die sexuelle Gleichberechtigkeit zu brechen, schlief tief und fest. Behutsam legte sich Wilt neben sie ins Bett. Noch lange lag er im Dunkeln wach und sinnierte über Energie und Entschlußkraft.
    Auch auf der Polizeiwache schwirrte die Luft nur so vor Energie und Entschlußkraft. Lord Lynchknowles Telefonat mit dem Polizeidirektor und die Nachricht, der Innenminister habe die Hilfe von Scotland Yard zugesagt, hatten dem Polizeichef mächtig Beine gemacht und ihn in Windeseile aus seinem Sessel vor dem Fernseher zum Zweck einer dringenden Besprechung ins Revier befördert.
    »Ich will Ergebnisse sehen, und es ist mir ganz gleich, wie Sie die kriegen«, lautete seine wenig durchdachte Anweisung an die versammelte Mannschaft. »Ich werde nicht dulden, daß wir in den Ruf geraten, das Fenland-Pendant zu Soho oder Piccadilly Circus zu sein oder wo sie sonst diesen Dreck verschieben. Ist das klar? Ich will Taten sehen.«
    Flint grinste. Zum einen war er froh über Inspektor Hodges Anwesenheit. Außerdem konnte er guten Gewissens behaupten, daß er umgehend die Berufsschule aufgesucht und sehr gründliche Nachforschungen hinsichtlich der Todesursache angestellt hatte. »Ich glaube, sämtliche Einzelheiten der Voruntersuchung finden Sie in meinem Bericht, Sir«, sagte er. »Der Tod trat infolge einer massiven Überdosis Heroin und einer Substanz ein, die man als Leichenbalsam bezeichnet. Hodge ist das sicher ein Begriff.«
    »Es handelt sich dabei um Phencyclidin«, erklärte dieser. »PCP kennt man auch unter einer ganzen Reihe von Namen wie Supergras, Engelsstaub und Killerkraut.«
    Die diversen Namen waren dem Polizeichef völlig schnurz. »Und was bewirkt der Dreck, abgesehen davon natürlich, daß er Kinder umbringt?«
    »PCP ähnelt in gewisser Weise LSD, ist nur ungleich schlimmer«, sagte Hodge. »Führt unweigerlich zu Psychosen und ruiniert ziemlich rasch die grauen Zellen. Das Zeug ist schlicht und einfach mörderisch.«
    »Zu dem Ergebnis sind wir auch schon gelangt«, sagte der Polizeichef. »Woher sie den Stoff bekommen hat, will ich wissen. Ich und der Polizeidirektor und der Innenminister.«
    »Schwer zu sagen«, meinte Hodge. »Gehört an sich zur Yankee-Szene und ist bei uns hier bisher noch nicht aufgetaucht.«
    »Dann ist das Mädchen also in den Staaten gewesen und hat es von dort mitgebracht. Wollen Sie das damit sagen?«
    »In diesem Fall hätte sie das Zeug gekannt und vermutlich die Finger davon gelassen«, sagte Hodge.
    »Ich nehme an, sie könnte es von jemand von der Uni gekriegt haben.«
    »Egal, woher sie es

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