Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
verantwortlich dafür zu halten.« Einzig und allein Dr. Board betrachtete die Situation völlig gelassen. Dank der Tatsache, daß keiner der Polizisten Französisch sprach, waren seiner Abteilung derartige Einschleusungen erspart geblieben.
    »Schließlich haben wir das Jahr 1984«, verkündete er in einer ad hoc einberufenen Sitzung im Lehrerzimmer, »und soweit ich es beurteilen kann, hat sich die Disziplin enorm verbessert.«
    »Nicht in meiner Abteilung«, widersprach Mr. Sperey vom Bauwesen.
    »Bei den Gipsern und Maurern sind fünf Leute zusammengeschlagen worden, und Mr. Gilders liegt mit Verletzungen, die von einer Fahrradkette stammen, im Krankenhaus.«
    »Von einer Fahrradkette?«
    »Jemand titulierte den jungen Heini von der Polizei als elendes Schwein, und Mr. Gilders versuchte zu intervenieren.«
    »Ich nehme an, etliche Lehrlinge sind wegen Mitführens von derartigen Schlagwaffen verhaftet worden«, sagte Dr. Mayfield. Der Leiter des Bauwesens schüttelte den Kopf. »Nein, der mit der Fahrradkette war der Polyp. Aber denken Sie sich nichts dabei, den haben sie nachher ganz schön zugerichtet«, fügte er mit sichtlicher Genugtuung hinzu.
    Die energischsten Nachforschungen freilich ließ Hodge bei den Fortgeschrittenen Sekretärinnen anstellen. »Wenn das noch lange so weitergeht, werden unsere Examensergebnisse grauenhaft ausfallen«, beschwerte sich Miss Dill. »Sie machen sich keine Vorstellung, wie negativ sich das auf die Tippleistungen der Mädchen auswirkt, wenn sie einzeln aus der Klasse geholt und verhört werden. Es scheint allgemein der Eindruck zu herrschen, daß diese Schule die reinste Lasterhöhle ist.«
    »Sieht fast so aus«, sagte Dr. Board. »Aber wie üblich haben die Zeitungen alles ganz verkehrt dargestellt. Die Seite drei hier hat immerhin was zu bieten.« Er zog ein Exemplar der Sun hervor und tippte auf ein Aktfoto von Miss Lynchknowle, das im vergangenen Sommer in Barbados aufgenommen worden war. Die dazugehörige Schlagzeile lautete:
    DROGENERBIN TOT IN DER SCHULE AUFGEFUNDEN.
    »Natürlich habe ich die Zeitungen gesehen. Die Berichterstattung ist eine Schande«, sagte der Direktor vor den Mitgliedern des Erziehungsausschusses. Dieser war ursprünglich einberufen worden, um den bevorstehenden Besuch von Ihrer Majestät Schulinspektoren zu besprechen, befaßte sich jetzt aber im wesentlichen mit der jüngsten Krise. »Was ich besonders betonen möchte, ist, daß es sich hier um einen absoluten Einzelfall handelt und ...«
    »Aber durchaus nicht«, widersprach Stadtrat Blighte-Smythe. »Ich habe hier eine Liste von Katastrophen, die die Schule seit Ihrer Amtsübernahme heimgesucht haben. Erst war da die abscheuliche Geschichte mit dem Dozenten für Allgemeinbildung, der ...«
    Mrs. Chatterway, die unermüdlich progressive Ansichten propagierte, fuhr dazwischen. »Ich glaube kaum, daß es irgend etwas nützt, sich mit der Vergangenheit aufzuhalten«, sagte sie. »Warum nicht?« fragte Mr. Squidley. »Es ist höchste Zeit, daß jemand für das, was sich hier abspielt, zur Verantwortung gezogen wird. Als Bürger und Steuerzahler haben wir Anspruch auf eine anständige Berufsausbildung für unsere Kinder und ...«
    »Wie viele Kinder haben Sie denn auf der Berufsschule?« hakte Mrs. Chatterway sofort ein.
    Mr. Squidley musterte sie entrüstet. »Keines, Gott sei Dank. Ich würde nie und nimmer auch nur eines meiner Kinder in die Nähe dieser Anstalt kommen lassen.«
    »Wir wollen doch wenigstens bei der Sache bleiben«, meinte der Erziehungsoberinspektor.
    »Bin ich«, sagte Mr. Squidley, »und die Sache ist nämlich die, daß ich als Arbeitgeber nicht bereit bin, gutes Geld in die Ausbildung von Lehrlingen zu investieren, die dann von einem Haufen fünftklassiger akademischer Schwachköpfe zu Junkies gemacht werden.«
    »Das muß ich ganz energisch zurückweisen«, protestierte der Direktor. »Erstens war Miss Lynchknowle kein Lehrling, und zweitens haben wir ein paar extrem engagierte ...«
    »Gefährliche Irre«, ergänzte Stadtrat Blighte–Smythe. »Engagierte Lehrer, wollte ich sagen.«
    »Was zweifellos für die Tatsache verantwortlich ist, daß der Sekretär des Erziehungsministers auf den Einsatz einer Untersuchungskommission drängt, die die Unterweisung im Marxismus-Leninismus in der Abteilung Allgemeinbildung unter die Lupe nehmen soll. Wenn das kein deutlicher Hinweis darauf ist, daß etwas faul ist, dann weiß ich wirklich nicht ...«
    »Ich erhebe Einspruch. Ich

Weitere Kostenlose Bücher