Henry haut ab: Roman (German Edition)
wissen wollten, was eigentlich los war.
»Guten Morgen, Sir George.«
Der alte Mann nickte.
»Als Friedensrichter muss Ihnen klar sein, was diese Situation beinhaltet«, sagte der Superintendent mit derselben ruhigen Sicherheit, die er schon am vorigen Abend an den Tag gelegt hatte. »Ich habe einen Durchsuchungsbefehl für das Grundstück und das Haus, und ich habe ein paar Officers in Ipford Nachforschungen anstellen lassen, die bestätigt haben, dass tatsächlich ein Leichnam nach Sandystones Hall geschickt wurde. Und zwar der eines alten Mannes, von dem ich überdies annehme, dass er mit Ihnen verwandt war.«
»Der war kein verfluchter Verwandter von mir«, grollte Sir George.
»Wie dem auch sei, Sir, aber wir haben auch ein paar Kleidungsstücke des alten Herrn sichergestellt. Wir werden also bald genug herausfinden, ob sich sein Leichnam hier auf dem Anwesen befindet oder nicht.«
»Machen Sie sich nicht lächerlich. Natürlich ist er nicht hier auf dem Anwesen, Sie Idiot. Und davon mal abgesehen, haben Sie eigentlich eine Ahnung, wer ich bin? Ein Anruf bei Ihren Vorgesetzten, und Sie gehen wieder Streife, Sie werden’s sehen.«
»Drohen Sie mir etwa?«, fragte der Superintendent, der inzwischen mehr als genug von Sir Georges Schimpfen und Wüten hatte. »Ich erteile Ihnen eine Verwarnung wegen Korruption. Warten wir mal ab, welche weiteren Anklagepunkte wir am Ende noch finden, in Ordnung?«
Die Vier folgten diesem Drama mit offenem Mund; schon jetzt war das hier besser, als sie je zu hoffen gewagt hätten. Sie konnten sich nicht entscheiden, ob sie im Arbeitszimmer bleiben und Sir George und dem Mann von der Polizei zuhören sollten oder ob sich der interessantere Teil der Geschichte draußen abspielte, wo sie die Hunde laut bellen hörten und Mrs. Bale in die Runde fragte, ob jemand eine Tasse Tee wolle. Am Ende beschlossen sie, sich aufzuteilen. Josephine und Penelope eilten in den Garten und sahen zu, wie den Hunden die Kleidungsstücke zum Beschnüffeln hingehalten wurden, woraufhin sie an den Leinen zerrten und kläfften, weil sie dem Geruch folgen wollten.
Im Arbeitszimmer fuhr der Superintendent fort, Sir George zu verwarnen.
»Nun denn, wir müssen auch über Ihren Jungen sprechen. Wir haben die Geburtsurkunde des Jungen, und ihr Stiefsohn ist noch lange nicht alt genug, um ein großkalibriges Gewehr zu benutzen. Das Labor hat eine Nachtschicht eingelegt, und die Kugel, die wir aus dem Holzklotz geholt haben, hat sich als ein Geschoss aus dem Zweiten Weltkrieg herausgestellt, Kaliber .303 …«
»Na und?«, fiel ihm Sir George ins Wort. »Mein Vater hat sie als Andenken mitgebracht.«
»Also geben Sie zu, dass die Kugel aus Ihrem Gewehr abgefeuert wurde? Und dass aller Wahrscheinlichkeit nach Ihr Stiefsohn sie abgefeuert hat.«
»Ja, natürlich. Wahrscheinlich hat er im Wald auf irgendetwas geschossen, der dämliche Tölpel. Den sollten Sie verhaften, nicht mich. Ich habe ihm nicht erlaubt, das Gewehr zu nehmen.«
»Aber du hast die ganze Zeit den Waffenschrank unverschlossen gelassen, oder etwa nicht?«, fragte Lady Clarissa, die gerade wieder hereingekommen war, als Sir George seine Unschuld beteuerte. »Du hast ihn dazu ermutigt, auf Menschen und anderer Leute Sachen zu schießen, und ich bin gewillt, das vor Gericht zu bezeugen.«
»Halt den Mund, du dummes Ding. Sehen Sie, er hat das Gewahr offensichtlich gestohlen«, sagte Sir George und riss die Türen des Waffenschrankes auf, um zu zeigen, dass ein Gewehr fehlte. »Er muss abgehauen sein und im Wald auf alles Mögliche geschossen haben, und dabei muss der bescheuerte Ast abgefallen sein, und dann ist er wohl weggelaufen, um zur Army zu gehen.«
»Mir scheint, Sie haben Ihrem Stiefsohn illegalerweise erlaubt, eine gefährliche Waffe zu führen. Das ist das erste Vergehen. Das zweite ist, dass wir Zeugen haben, die sagen, dass auf sie geschossen wurde, und zwar von dem aus, was Sie ihren Privatbesitz nennen. Quer über die Straße, und das ist eine öffentliche Durchgangsstraße. Und vergessen wir nicht, dass Sie mir auch damit gedroht haben, mich in Schwierigkeiten zu bringen – ein sogar noch schwereres Verbrechen –, was uns bis jetzt summa summarum auf drei bringt.«
Der Superintendent wandte sich an den Sergeant hinter ihm.
»Schickt die Suchhunde los«, befahl er, dann wandte er sich wieder Sir George zu, der mittlerweile sichtlich blass geworden war. »Wir werden herausfinden, wo die Leiche des Colonels begraben
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