Her mit den Jungs!
Stift auf ihren gelben Notizblock.
»Tja, da gibt es eine ganz einfache Lösung.« Yank sah von Micki zu Sophie und zurück.
Doch Micki war nicht gewillt, sich diesen Auftrag aufbürden zu lassen. »Allerdings«, pflichtete sie ihm bei. »Sophie, du fährst statt Annie nach Tampa.«
Yank musterte die beiden sichtlich unentschlossen. Welche seiner Nichten sollte er nach Südflorida schicken?
Doch Sophie schüttelte den Kopf, ehe er zu einem Entschluss gekommen war. »Ts, ts, Onkel Yank. Es gibt kein Entkommen. Du weißt genau, dass ich für Montagmorgen einen Termin bei einem Spezialisten für dich vereinbart habe und ich werde höchstpersönlich sicherstellen, dass du ihn auch wahrnimmst.«
Aha, deshalb wollte er Sophie also vom Hals haben, dachte Micki.
Yank setzte ein mürrisches Gesicht auf. »Es haben sich schon genügend Quacksalber an meinen Glotzern zu schaffen gemacht.« Er ließ seinen Hammer auf den Tisch donnern. Sophie und Micki verstummten abrupt.
Dann ertönte wie auf ein Stichwort eine elektronische Stimme. »Neun Uhr dreißig.« Er fluchte und drückte ein Knöpfchen an seiner neuen Armbanduhr, einer Spezialanfertigung für Menschen mit Sehbehinderung.
»Da hat wohl schon jemand für den Ernstfall vorgesorgt?«, erkundigte sich Sophie honigsüß.
»Quatsch. Ich teste das blöde Ding nur«, knurrte Yank. »Das bedeutet noch lange nicht, dass ich darauf angewiesen bin.«
Gut möglich, dass das den Tatsachen entsprach.
Micki wusste nicht genau, was ihr Onkel noch sehen konnte und was nicht. Sie wusste nur, dass sich sein Sehvermögen seit der Diagnose Makuladegeneration im Vorjahr verschlechtert hatte. Einerseits hatte er stets behauptet, ein Besuch beim Augenarzt sei überflüssig, andererseits hatte er sich bereits an den Gebrauch aller möglichen speziellen Gerätschaften für Blinde und Sehbehinderte gewöhnt. Es scheint fast, als hätte er sich kampflos mit dem Unvermeidlichen abgefunden, obwohl das so gar nicht seinem Naturell entspricht, dachte Micki. Das Herz wurde ihr schwer bei dem Gedanken.
Micki war ihrem Onkel zwar stets am nächsten gestanden, aber da sich Sophie am besten im medizinisches Fachjargon auskannte, waren sich alle drei Schwestern bald einig gewesen, dass es am klügsten war, wenn sich Sophie um Yanks gesundheitliche Belange kümmerte.
Trotzdem war auch Micki durchaus in der Lage, einmal für sie einzuspringen. »Wenn du nach Florida fährst, werde ich dafür sorgen, dass er seinen Termin nicht verpasst«, versicherte sie ihrer Schwester.
»Ich weiß, aber ich habe mich bereits in die Materie eingelesen und es ist mir einfach lieber, wenn ich aus erster Hand höre, was der Arzt meint.« Und dank ihres Vorwissens wird sie mit der ärztlichen Diagnose auch mehr anzufangen wissen und es uns Normalsterblichen verständlicher erklären können, dachte Micki.
Wie sie die Sache auch drehte und wendete, es sah ganz danach aus, als müsste doch sie Annabelle in Tampa vertreten. Mickis Herz klopfte eine Spur rascher bei dem Gedanken daran, bald öfter in den Genuss von Damians Anwesenheit zu kommen, was natürlich auch eine verstärkte Auseinandersetzung mit ihren Selbstzweifeln erfordern würde.
»Wir könnten doch auch Peter oder Jamie hinschicken«, schlug sie vor. Die beiden neuesten PR- Mitarbeiter waren ihre letzte Hoffnung.
Hot Zone war bis vor kurzem noch ein reiner Familienbetrieb gewesen, doch irgendwann hatten Annabelle, Sophie und Micki den Tatsachen ins Auge sehen müssen, dass die stetig wachsende Anzahl an Klienten eine Expansion erforderte. Die wöchentlichen Besprechungen, die ihnen dazu dienten, sowohl im sportlichen Bereich als auch in puncto PR stets auf dem Laufenden zu bleiben, waren zwar weiterhin den Jordan-Schwestern und Yank Morgan vorbehalten. Darüber hinaus hielten die drei in ihrer Funktion als Teilhaberinnen von Hot Zone regelmäßig Meetings mit den übrigen Angestellten ab. Doch Micki wusste nur zu gut, dass ihr Vorschlag auf reiner Verzweiflung basierte - es war aus mehreren Gründen völlig ausgeschlossen, dass einer der Neuen den Gig in Florida übernahm.
Sophie raschelte mit ihren Unterlagen und schob sie dann zu einem ordentlichen Stapel zusammen. »Wir können weder Peter noch Jamie allein hinschicken. Du weißt doch, Joe Gordon besteht darauf, dass einer der Teilhaber sich um die PR der Renegades kümmert - soll heißen, du oder ich.«
»Ich weiß. War mir kurz entfallen«, sagte Micki.
»Und zwar nicht ganz zufällig, wie?«,
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