Her mit den Jungs!
verflog Mickis Ärger auf ihre verräterische Schwester im Handumdrehen.
»Okay. Und warum bist du hier?«
»Hm. Suggestivfrage.«
Angesichts seiner plötzlich ernsten Miene und seines ebenso ernsten Tonfalles wurde Micki flau vor Aufregung. Was hatte er ihr wohl zu sagen?
Sie hielt kurz nach dem Hund Ausschau und stellte fest, dass Noodle in der Nähe mit einem angeleinten Hund spielte. Sie konnte Damian also ihre volle Aufmerksamkeit widmen. »Was liegt an?«
»In den paar Tagen, die wir miteinander in Florida verbracht haben, hast du mich doch ziemlich gut kennen gelernt, nicht?«
»Ich glaube schon.«
»Das glaube ich auch. Ich würde sogar sagen, du kennst mich besser als irgendjemand sonst, abgesehen von meiner Familie. Und meine Lieben wissen auch nur so gut über mich Bescheid, weil es ihnen nicht zu peinlich ist, mir regelmäßig Löcher in den Bauch zu fragen.« Wie immer, wenn er von seiner Familie sprach, funkelten seine Augen voller Belustigung und Wärme. »Aber du kennst mich auf eine andere Art und Weise.«
»Ach ja?« Sie schluckte. Worauf wollte er bloß hinaus?
»Du scheinst instinktiv zu spüren, wann ich in Ruhe gelassen werden will und wann ich Gesellschaft brauche. Du verstehst die Sache mit meiner Karriere und setzt mich nicht unter Druck.«
Micki musste unwillkürlich lachen. »Ich bin unangemeldet bei dir aufgekreuzt und habe dir gesagt, es sei höchste Zeit, erwachsen zu werden. Und da behauptest du, ich würde dich nicht unter Druck setzen?«, fragte sie ungläubig.
Seine Mundwinkel wanderten nach oben, bis ein sexy Grinsen seine Lippen umspielte. »Tja, siehst du, das kommt noch hinzu: Als du mir die Leviten gelesen hast, war das ganz anders, als wenn mir meine Familie sagt, was ich tun soll oder wenn dein Onkel mir Ratschläge für meine Karriere gibt.«
Micki betrachtete ihre Turnschuhe. »Wie war es denn?«
»Es war so, als würdest du mir etwas sagen, was ich insgeheim längst weiß, aber erst noch von jemandem hören muss, dem ich vertraue. Und dieser Jemand bist du.« Er hob ihr Kinn an, sodass sie gezwungen war, ihm in die Augen zu sehen.
Die Unterhaltung wurde für Mickis Geschmack allmählich reichlich persönlich und intim. Sie fuhr mit den schweißnassen Händen durch das Gras rechts und links von ihren Oberschenkeln. Nervosität und Beklemmung schnürten ihr die Kehle zu.
Dabei hatte sie selten Angst. Seit dem Tod ihrer Eltern hatte sich Micki stets darauf verlassen können, dass Annabelle und Onkel Yank als ihr emotionales Sicherheitspolster fungierten. Es gab kaum Situationen, denen sie sich nicht gewachsen fühlte. Doch Damian bildete die berühmte Ausnahme von der Regel er stellte eine unheimliche emotionale Herausforderung für sie dar. Sie fühlte sich erneut total hilflos und verloren, genau wie damals, als sie Sophie um Tipps zur Betonung ihrer femininen Seite gebeten hatte.
»Ist doch kein Wunder, dass wir uns so gut verstehen - ich weiß eben, wie Sportler ticken«, sagte sie nun, um die Tatsache, dass sie so gut aufeinander eingespielt waren, bewusst herunterzuspielen. Sie war nicht gewillt, ihr Herz aufs Spiel zu setzen.
»Untersteh dich!«, bellte er, sodass sie zusammenfuhr. »Hör endlich auf, dich hinter deinem Image als Männerversteherin zu verstecken und versuch ja nicht, mir weiszumachen, dass sich das zwischen uns durch nichts von deinen Beziehungen zu anderen Klienten unterscheidet!« In seinen Augen standen Wut und Schmerz.
Noodle kam angehopst und hüpfte Damian geradewegs in den Schoß. »Sie muss dich brüllen gehört haben«, sagte Micki, die noch die richtigen Worte suchte, um ihm ihren Standpunkt darzulegen.
Damian biss über alle Maßen frustriert die Zähne zusammen. Das Blut pochte in seinem Kopf. »Ich habe nicht gebrüllt«, sagte er angespannt, aber immerhin eine Spur leiser.
»Du hast deine Stimme erhoben, und Noodle hat dich gehört.«
»Ich bin nicht hier, um über den Hund zu reden. Versuch also nicht, Noodle als Puffer oder Ausrede zu verwenden, um keine ernsthafte Diskussion aufkommen zu lassen.«
Micki hob ein wenig das Kinn. »Also gut, reden wir Klartext. Was wolltest du mir sagen?«
Das war die Micki, die er kannte - direkt, geradeheraus, ohne je vor einer Konfrontation davonzulaufen. Die Micki, die ihm beigestanden hatte, als selbst er gespürt hatte, wie schwer es ihr fiel.
Er ergriff ihre Hand, streichelte ihre zarte Haut und nahm all seinen Mut zusammen. »Was ich jetzt sage, habe ich noch keiner Frau
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