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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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und tat, was er konnte, um das Boot auf Kurs zu halten, doch er schien herzlich wenig zu bewirken.
    Zu beiden Seiten tauchten scharfkantige Felsen auf, die aus dem Wasser ragten, das den Rumpf mit neuer Heftigkeit umwirbelte und umspülte. Das Boot wurde nach unten gezogen und wieder hochgedrückt, wurde einmal beinah komplett herumgedreht, bevor es jäh die Richtung wechselte und zurückgeschleudert wurde. Der Boden schabte über einen Felsen.
    »Ist das der Teil, wo das Boot in Stücke gerissen wird und wir alle in verschiedene Richtungen davontreiben, während wir uns an Trümmerteilen festhalten?«, fragte Caron wenig konstruktiv.
    »Halt die Klappe!«, herrschte Lorna sie an, die allmählich zu glauben begann, sie könnte recht haben. Wieder schabte der Rumpf über etwas, ein lautes, grauenhaftes Geräusch; dann schlingerte das Boot, als eine hohe Welle gegen einen nahen Felsen krachte und über ihnen brach.
    »Da!«, brüllte Michael, bevor er sich duckte, als eine weitere Wand eiskalter Gischt auf sie herabprasselte. Er hatte auf etwas gedeutet, doch das heftige Schlingern des Bootes gestaltete es unmöglich, zu erkennen, was er gemeint hatte. Durch die Bewegungen des Wassers wurde das kleine Boot erst leicht weggedrückt und dann wieder zu den Felsen gesogen. Jener kurze Augenblick genügte, und Driver sah es – ein kleiner Felshaufen mit einem schmalen Kiesstrand.
    »Halt darauf zu«, sagte Michael, packte Driver an der Schulter und versuchte krampfhaft, sie beide aufrecht zu halten, während das Boot unablässig schlingerte. »Bring uns ans Ufer.«
    Der Wasserpegel im Boot stieg, und mittlerweile nicht mehr nur infolge der Wellen. Harte sah, dass sie ein kleines Leck hatten, aber er schwieg und verdeckte es mit dem Fuß, da es keinen Sinn hatte, die Panik zusätzlich zu schüren. Kieran beugte sich über die Seite, blickte in das wirbelnde Wasser hinab und versuchte abzuschätzen, wie tief es sein mochte und wie stark die Strömungen waren. Er wollte so verzweifelt zurück an trockenes Land, dass er einen Moment lang ernsthaft in Erwägung zog, zu springen.
    »Tu’s bloß nicht!«, brüllte Howard, packte ihn am Arm und zog ihn zurück. »Wenn dich die Wellen nicht gegen die Felsen schleudern, bringt dich die Kälte um.«
    »Irgendwas zu sehen?«, wollte Driver von Michael wissen, während er mit der Steuerung kämpfte. Mittlerweile hatte der kleine, stotternde Motor des Bootes kaum noch Wirkung. Das Gefährt war dem Meer ausgeliefert.
    »Nichts«, brüllte Michael über den Wind zurück. »Bring uns einfach an Land, dann sehen wir weiter. Was immer du tust, behalt das letzte Leuchtsignal bei dir. Wir sollten versuchen, es abzufeuern, sobald wir gelandet sind.«
    Endlich schienen sie die Felsen umschifft zu haben und näherten sich dem Kieselstrand. Mit unvorstellbarer Erleichterung bemerkten sie, dass sich auch die Richtung des Bootes veränderte. Die Wellen und der Motor trugen sie zusammen näher zum Ufer, beförderten sie in etwas, das wie eine kleine Bucht aussah.
    »Was war das?«, fragte Kieran und beugte sich erneut über die Seite hinaus, bis er sicher war. Sie alle hörten und fühlten es: Der Boden des Boots schabte über den Meeresboden. Michael überlegte nicht, was er als Nächstes tun sollte. Stattdessen sprang er über die Seite, landete in der Brandung, verlor das Gleichgewicht und ging unter. Die Eiseskälte ließ ihn erstarren und presste ihm die Luft aus der Lunge. Es gelang ihm, den Kopf aus dem Wasser zu bekommen, allerdings schlug er sich dabei den Schädel am Rumpf des Bootes an. Kaum noch fähig, seine Bewegungen zu koordinieren, zwang er sich zu dem Versuch, zu schwimmen und, als er die Füße auf den Kieseluntergrund bekam, zu waten. Harte folgte seinem Beispiel, landete etwas erfolgreicher, und zusammen schafften sie es, das Tau zu fangen und das Boot ans Ufer zu ziehen, wobei die Wellen ihre Bemühungen unterstützten, statt sie zu behindern.
    Dann hielten sie endlich inne. Das Boot kippte zur Seite und rührte sich nicht mehr. Kein Schlingern, kein Stampfen. Die Wellen brandeten rings um sie weiter, aber das Boot selbst war zur Ruhe gekommen. Die anderen stiegen aus, eilten Michael und Harte sofort zu Hilfe und hüllten sie in Schichten ihrer eigenen, etwas weniger nassen Kleider.
    »Wir müssen irgendwo Unterstand finden, und zwar schnell«, rief Howard, ließ den Blick über den kleinen Strand wandern und hielt nach irgendetwas Ausschau, das ihnen Schutz vor dem beißenden

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