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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Toten schenkten den Lebenden keine Beachtung, konzentrierten sich nur auf die Flammen. Die Luft war trocken, der Rauch wurde zunehmend dichter.
    Nach einem Fußmarsch von weniger als zehn Minuten erreichten sie den Hafen und bahnten sich rasch den Weg vorbei an den zerstörten Bereichen, die sie am Vortag bei ihrer Rückkehr nach Chadwick gesehen hatten. Michael glaubte, zu wissen, wohin sie gingen. Driver führte sie an der Lücke in den Anlegestellen vorbei, wo die Summer Breeze und die Duchess vertäut gewesen waren. Schließlich gelangten sie in den exklusiveren Abschnitt, wo Michael seine erste Nacht hier an Bord der Luxusjacht verbracht hatte. Das Ding kann er doch unmöglich zum Starten gebracht haben, oder? , dachte Michael, als er auf das Schiff zurannte.
    »Nicht das da«, sagte Driver und deutete ein Stück den Steg hinab. »Das dort.«
    Er deutete auf ein Boot, das nur einen Bruchteil der Größe des ersten besaß. Es wirkte zwar wunderschön ausgestattet, schien jedoch kaum groß genug für alle sieben zu sein.
    »Reizend«, meinte Harte sarkastisch. Er drehte sich Michael zu. »Glaubst du, wir können es in Gang setzen?«
    »Wir können es versuchen«, erwiderte Michael, ohne allzu zuversichtlich zu klingen. Allerdings sah er auch keine Alternative.
    »Euer Freund Harry hat sich bereits um den Motor gekümmert«, verriet Driver. »Er meinte, ihr hättet ihn einen Tag hier allein gelassen. Er fand, dieses Boot sei absolut seetauglich, nur hat er nicht mehr damit gemacht, weil es zu klein war. Er hat nichts gesagt, weil er nicht glaubte, dass es gebraucht würde, aber als Notlösung hat er es fahrtauglich gemacht.«
    »Du bist spitze, Harry«, murmelte Michael bei sich.
    »Das ist ja alles schön und gut«, meldete sich Caron zu Wort und betrachtete das kleine Boot mit etwas Unbehagen. »Aber wir haben immer noch das Problem, dass wir nichts vom Segeln verstehen.«
    »Und dann müssen wir die Insel erst mal finden«, fügte Kieran hinzu. »Gibt es irgendwelche Karten oder ...«
    Er ließ den Satz unvollendet und sah Driver an, der ihnen allen gegenüberstand und zur brennenden Stadt zurückschaute, die sie so dringend verlassen wollten.
    »Hat jemand von euch schon mal von einem Kerl namens Tony Kent gehört?«, fragte er. Sechs ausdruckslose Gesichter starrten ihn an.
    »Ist das jemand, den du mal gekannt hast und der wusste, wie man Boote bedient?«, erwiderte Howard.
    »So ähnlich«, sagte Driver. Er versuchte es mit einer anderen Frage. »Wisst ihr, was ich früher mal gemacht habe?«
    »Du hast Busse gefahren«, gab Harte sofort zurück.
    »Richtig. Und davor?« Keine Antwort. »Ich sag’s euch«, fuhr Driver fort. »Bevor ich Buschauffeur wurde, war ich Fremdenführer. Und davor habe ich studiert.«
    »Toll«, murmelte Lorna.
    »Und davor wiederum«, sprach er weiter, »war ich 15 Jahre lang bei der Marine.«
    »Das hast du nie erwähnt.«
    »Hat nie jemand danach gefragt.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis ihnen die Bedeutung dessen bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte. Michael schaltete als Erster.
    »Du denkst also, du kannst ...«, setzte er an, fürchtete sich jedoch davor, die Frage zu Ende zu formulieren.
    »Was? Euch auf die Insel bringen? Ich bin zwar ein wenig eingerostet, trotzdem sollte mir das keine Probleme bereiten.«
    Harte grinste. »Hol mich der Teufel. Ich habe immer gesagt, dass du voller Überraschungen steckst.«
    »Wann brechen wir auf?«, wollte Michael wissen. »Sofort?«
    »Also, ich habe keinen Grund, noch länger zu bleiben. Keine Ahnung, wie das bei euch ist.«
    Der Umstand, dass Caron, Kieran, Howard und Michael bereits an Bord eilten, war Antwort genug. Lorna und Harte blieben zurück.
    »Also, wer ist Tony Kent?«, fiel Lorna zu fragen ein, bevor sie den festen Boden unter den Füßen verließ.
    »Was denkst du wohl?«, gab Driver zurück und klopfte sich auf die Brust. »Das bin ich, du Dummchen.«
    Sie schlang die Arme um ihn und drückte ihn. Verdutzt von dieser plötzlichen Demonstration der Zuneigung wischte er sich eine Träne aus dem Augenwinkel und hoffte, dass sie es nicht bemerkte.
    »Und wie sollen wir dich jetzt nennen?«, fragte Harte, fest entschlossen, sich nicht von Emotionen übermannen zu lassen. »Von nun an Tony oder immer noch Driver?«
    »Tony wäre schön, sobald wir auf der Insel sind«, antwortete er. »Ich glaube, mit dem Fahren bin ich durch.«
    »Wie wär’s dann mit Captain?« Harte lachte. Driver schaute nur finster drein.
    Lorna

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