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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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zielte damit in die Luft. Das durchdringende Kreischen, das der Feuerwerkskörper von sich gab, als er auf die grauen Wolken zuraste, genügte, um eine enorme Zahl der Leichen abzulenken. Als sie die trägen Köpfe himmelwärts neigten, sprang Jackson vom Auto und rannte, so schnell ihn die Beine trugen. Er überquerte die Straße und den Schotterparkplatz, dann stolperte er über die Reste eines auf dem Boden liegenden Stacheldrahtzauns, den die Horden bereits niedergetrampelt hatten. Als er sich aufrappelte, zündete er eine dritte Rakete an und stieß sie in den Bauch einer Kreatur, die nach einem Jungen der Art aussah, wie Jackson sie tunlichst gemieden hätte. Verdutzt blickte der Leichnam an sich hinab. Plötzlich spritzten Strahlen blauer und grüner Flammen durch mehrere Löcher in seiner Brust. Das geistlose Geschöpf hatte noch eine Baseballmütze auf dem Kopf, die durch die Verwesung fast eines Monats daran festklebte. Und sie saß verkehrt herum, mit dem Schirm nach hinten. Jackson hasste es, wenn Jugendliche ihre Mützen so trugen.
    Als die Leiche hinter ihm explodierte, senkte er eine Schulter und pflügte tiefer in die wogende Masse. Viele der Kreaturen versuchten mittlerweile, sich von der Burg wegzubewegen und kamen auf ihn zu, um näher zu den Flammen zu gelangen. Er fühlte sich wie ein entgleister Hochgeschwindigkeitszug, stieß links und rechts Körper beiseite, ohne genau zu wissen, wohin er rannte oder wo er anhalten würde. Er blieb einfach in Bewegung und verließ sich darauf, dass ihn jeder Schritt näher zur Burg brachte.
    Inzwischen befand er sich tief inmitten der wiederauferstandenen Massen, und hier hatten die Kreaturen keine Ahnung, dass er sich in der Nähe befand, bis sie mit ihm in Berührung kamen. Einige versuchten immer noch, sich einen Weg in Richtung des Feuerwerks zu bahnen, die meisten jedoch blickten in die andere Richtung, zur Burg. Jackson stieß sie einfach beiseite und stieg über sie hinweg, wenn sie fielen. Dann verlor er unerwartet den Boden unter den Füßen. Plötzlich musste er durch eine Masse verworrener, gestürzter Leichname waten, statt zwischen jenen hindurchzulaufen, die noch aufrecht standen. Nach einigen weiteren Schritten befand er sich knietief in zermatschten Überresten. Er schaute zurück und sah, dass er in eine breite Rinne gestolpert war – vermutlich ein halb zugewucherter Burggraben. Leichen füllten die Vertiefung, niedergetrampelt und zu einer abscheulichen Pampe unter seinen Stiefeln verdichtet. Obwohl die Kreaturen hoffnungslos festsaßen, bewegten sich einige davon immer noch, und Jackson wich aus, als eine praktisch fleischlose Hand mit scharfen, knochigen Fingerspitzen an seinem Gesicht vorbeifuhr und seine Nase nur um Millimeter verfehlte. Er hatte zu kämpfen, um voranzukommen. Die verwesende Masse zog ihn nach unten, und bald wurde ihm klar, weshalb sie so tief reichte. Der Graben hatte wie ein Ventil gewirkt: Hinein waren die Toten nur allzu leicht gestolpert, aber kein Einziger schaffte es zurück hinauf.
    Jackson blieb in Bewegung und gelangte schließlich wieder auf festen Boden. Auf der anderen Seite des Grabens befanden sich deutlich weniger Leichen. Obwohl er völlig von widerwärtigen Flüssigkeiten durchtränkt war und dringend eine Verschnaufpause brauchte, rannte er weiter, wich einem Kadaver aus, der auf ihn zu kam, und schüttelte einen anderen ab wie ein Rugbyspieler, der sich durch die gegnerischen Reihen schlängelt, um einen Punkt zu erzielen.
    Dann wurde ihm klar, dass es endlich bergauf ging. Er schaute auf und sah die Burg über sich aufragen, deren imposante Mauern aus altem Stein sich dem rasch dunkler werdenden Himmel entgegenstreckten. Seine Oberschenkel brannten vor Anstrengung, aber er kämpfte sich weiter, bis er die letzten wandelnden Toten hinter sich gelassen hatte. Erst, als das Gelände noch steiler wurde und ihn Erschöpfung übermannte, wurde er langsamer. Bald bewegte er sich nur noch im Schritttempo und hatte Mühe, einen Fuß vor den anderen zu heben. Er blickte über die Schulter zurück hinunter zu den Scharen, die sich am Fuß des Hangs und auf der anderen Seite des Grabens eingefunden hatten und ungeduldig darauf warteten, sich auf ihn zu stürzen, sollte er ausrutschen und zurück hinunterkullern.
    Als Jackson die Burgmauern erreichte, folgte er einem etwa einen Meter breiten Pfad um den Rand der baufälligen Festung zum Vordereingang, doch bald wurde offensichtlich, dass keine Chance bestand,

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