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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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ausnahmsweise mal wirklich spitze.«
    Vorsichtig lenkte er den Van in einem weiten Bogen am Rand des Parkplatzes entlang. Abgesehen von vier Autos – zwei davon leer, eines mit drei reglosen Leichen, das vierte ein verkohltes Wrack – und einer einsamen, vor sich hin wankenden Gestalt schienen sie allein zu sein.
    »Fahr so nah wie möglich an den Haupteingang ran«, schlug Michael von hinten vor. »Wir wollen so wenig wie möglich draußen sein.«
    Zunächst erwiderte und tat Carl nichts. Er überlegte ein paar Sekunden, dann legte er den ersten Gang ein und fuhr weiter. Er lenkte den Van vom Gebäude weg und hielt an, als die Glastüren des Eingangs sich unmittelbar hinter ihnen befanden.
    »Was macht er?«, erkundigte Emma sich leise.
    »Ich denke, er setzt zurück«, gab Michael ebenso leise zurück. »Hätte ich auch getan. Ich würde versuchen, beinah die Türen zu berühren, damit ...«
    Jäh verstummte er, als Carl den Rückwärtsgang einlegte und das Gaspedal durchtrat. Die Wucht der plötzlichen und unerwarteten Bewegung schleuderte Emma und Michael auf den Sitzen vorwärts.
    »Herrgott!«, schrie Michael über das Quietschen der Reifen. »Was zur Hölle tust du denn da?«
    Carl schwieg. Er schaute über die Schulter zurück an Emma und Michael vorbei zu den Türen des Supermarkts. Der Motor heulte auf, während der Van auf das stumme Gebäude zuraste.
    »Carl!«, protestierte Emma vergeblich. Sie drehte sich um, blickte zurück und kauerte sich mit den Händen über dem Kopf zusammen, um sich für den Aufprall zu wappnen. Der Van rammte die Glastüren, dann blieb er unvermittelt stehen – das durchdringende Geheul des Motors wurde schlagartig durch das Ohren betäubende Scheppern berstenden Glases und das durch Mark und Bein gehende Knirschen von Metall auf Metall abgelöst. Carl trat heftig auf die Bremse; Michael sah aus dem Fenster auf seiner Seite. Der Wagen kam mit einem Drittel seiner Länge im Gebäude zum Stillstand. Sie waren praktisch im Eingang eingekeilt.
    »Du beschissener Idiot!«, kreischte Emma.
    Carl schenkte ihr keine Beachtung. Stattdessen stellte er den Motor ab, öffnete über einen Hebel neben seinem rechten Fuß die Heckklappe, zog den Zündschlüssel und kletterte über die Rücksitze. Als er hinaus in den Supermarkt trat, knirschten Glasscherben auf dem Marmorboden unter seinen Stiefeln.
    »Kluger Schachzug«, murmelte Michael bei sich, während er Carl beobachtete. Insgeheim billigte er das unorthodoxe Einparken seines Gefährten. Zwar hatte er den Van verbeult, dafür hatte er ihre Lage erheblich einfacher gestaltet. Sie waren nicht nur sicher ins Gebäude gelangt, sondern blockierten gleichzeitig effektiv den Eingang, bis sie wieder aufbrachen. Tatsächlich war Michael beeindruckt, wollte jedoch nicht, dass Carl es wusste. Es war offenkundig, dass er große Schwierigkeiten hatte, sich mit den jüngsten Ereignissen abzufinden, deshalb hielt Michael es für wichtig, ihn mit beiden Beinen auf der Erde zu belassen. Was würde Carl als Nächstes tun, wenn man ihn noch anstachelte, indem man ihn zu seinem riskanten und äußerst direkten Vorgehen beglückwünschte?
    Michael folgte ihm in den Supermarkt, ein paar Sekunden danach schloss sich den beiden Männern auch Emma an.
    »Großer Gott«, stieß sie hervor und verzog angewidert das Gesicht.
    »Stinkt ganz schön, was?«, meinte Carl und drehte sich zu den beiden anderen um.
    Michael hielt sich die Nase zu und ging vorsichtig ein paar Schritte weiter. Der Übelkeit erregende Gestank von verfaulendem Obst und Fleisch hing durchdringend in der Luft, nicht nur unangenehm, sondern regelrecht erstickend. Michael spürte, wie der Moder ihm in der Kehle klebte und sich in seinen Kleidern, seinen Haaren festsetzte. Emma musste würgen. Sie hatte alle Mühe, die aufsteigende Galle zurückzudrängen.
    »Lasst uns schnell machen«, schlug Michael vor. »Ich will hier keine Sekunde länger als nötig sein.«
    »Nur allzu gern«, meinte Emma. »Lange ertrage ich diesen –«
    Ihre Worte wurden jäh abgeschnitten, als sie von einer torkelnden Gestalt aus dem Gleichgewicht gestoßen wurde, die scheinbar aus dem Nichts auftauchte. Die wankende Kreatur hatte sich leise einen Gang mit verdorbenen Lebensmitteln entlanggeschleppt. Emma kreischte, stieß den Leichnam von sich und zu Boden. Michael beobachtete, wie die sterblichen Überreste eines hageren, grauhaarigen Supermarktangestellten kurz still lagen, ehe die dürren Arme und Beine um sich zu

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