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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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der Scheinwerfer des Motorrads endlich die Kreuzung, nach der er Ausschau gehalten hatte. Nur noch diese letzte Kurve, dann scharf nach rechts auf den Parkplatz, und er würde sein Ziel erreicht haben. Nachgerade ekstatisch umfuhr er vertraute Autos – Stuart Jeffries‘ Wagen, der in jener ersten Nacht als Signalleuchte gedient hatte, und der Luxusschlitten, mit dem Carl selbst eingetroffen war –, dann bremste er mit quietschenden Reifen vor dem Gemeindezentrum. Ungestüm hämmerte er mit der Faust an die Tür.
    »Macht auf!«, brüllte er. »Macht die verdammte Tür auf!«
    Ängstlich spähte er über die Schulter und musste feststellen, dass die dunklen Umrisse unzähliger wankender Gestalten auf den Parkplatz strömten. Trotz ihrer schwerfälligen, unbeholfenen Bewegungen näherten sie sich mit Furcht erregender Geschwindigkeit und Entschlossenheit.
    »Macht endlich auf, gottverdammt!«, schrie er.
    Carl legte die Hand auf den Türgriff und drückte ihn hektisch nach unten. Zu seiner Überraschung öffnete sich die Tür.
    Er setzte mit dem Motorrad zurück und fuhr in das Gebäude. Sobald er sich darin befand, sprang er von der Maschine und warf die Tür hinter sich zu. Sie hatte sich noch kaum geschlossen, da hörte er bereits ein Übelkeit erregendes, dumpfes Pochen nach dem anderen, als die verhassten Kreaturen draußen gegen das Gebäude prallten. Vor Angst zitternd sicherte er den Eingang und lehnte sich gegen die Wand. Erschöpft glitt er zu Boden, nahm den Helm ab, warf ihn beiseite und stützte den Kopf auf die Hände.
    Das Motorrad war quer durch den Eingangsbereich gerutscht. Der Motor war abgestorben, aber die Räder drehten sich noch wie wild, und der Scheinwerfer schnitt scharf durch die dichte Dunkelheit.
    Im Hauptsaal herrschte Stille. Trotz des Tumults seiner Ankunft schien sich niemand gerührt zu haben.
    Mit vor Furcht und Erschöpfung bleischweren Beinen rappelte er sich auf und stützte sich dabei an die Wand hinter ihm. Er stieg über das umgekippte Motorrad, stolperte an der dunklen Küche und den Toiletten vorbei und betrat den Hauptsaal.
    Jäh blieb er stehen.
    Und starrte auf die Szene vor sich.
    Vor Ungläubigkeit, Bestürzung und blankem Grauen wie gelähmt sank er auf die Knie.
    Das kalte, künstliche Licht des grellen Motorradscheinwerfers leuchtete Teile des Saals aus und offenbarte einen derart schauerlichen Anblick, dass Carl zunächst außerstande war zu begreifen, was sich seinen Augen darbot. Selbst nach allem, was er in den vergangenen Wochen gesehen hatte, drehte ihm diese neue Steigerung den Magen um. Er spürte, wie ihm Galle in die Kehle stieg.
    Menschliche Überreste überzogen den kahlen Holzboden des Gemeindesaals wie ein Teppich.
    Ohne nachzudenken, stand er auf und stolperte ein paar Schritte vorwärts. Er spürte Knochen unter seinen Füßen, als er sich einen Weg durch das makabre Gewirr aus kaltem, grauem Fleisch und dunkelrotem Blut bahnte. Sein Verstand raste, suchte nach Erklärungen, doch alle, die ihm in den Sinn kamen, konnte er weder beweisen noch widerlegen. Konnte es sich bei den überall verstreuten Leichen um die Überreste einiger Kreaturen von draußen handeln? Hatten sie sich vielleicht irgendwie Einlass in das Gemeindezentrum verschafft, sodass die Überlebenden flüchten mussten? Vor ihm auf dem Boden befand sich ein halbnackter Leichnam, dessen freiliegende Haut regelrecht in Fetzen gerissen worden war. Mit seinem Magen kämpfend beugte Carl sich hinab, ergriff eine nackte Schulter und drehte die Leiche auf den Rücken herum. Obwohl es niemand war, den er erkannte, stand eindeutig fest, dass es sich nicht um eine der ausgemergelten Gestalten von draußen handelte. Abgesehen von der grauenhaften Verstümmelung wirkte die im Gesicht verbliebene Haut gesund und normal. Vor ihm lag zweifelsfrei die Leiche eines der Überlebenden.
    Carl begann zu schluchzen. Während er mitten im Raum stand, nahm er allmählich Geräusche wahr, die hinter ihm aus der Dunkelheit drangen.
    »Ist da jemand?«, rief er hoffnungsvoll.
    Keine Antwort.
    »Hallo!«, versuchte er es erneut. »Ist da jemand?«
    Eine Gestalt löste sich aus den Schatten, teilweise erhellt vom Licht des Motorradscheinwerfers. Freudig erregt ging Carl ein paar Schritte auf den Schemen zu.
    »Gott sei Dank«, murmelte er. »Was ist hier passiert? Wie um alles in der Welt sind diese Kreaturen hier reingekommen?«
    Die Gestalt rückte näher. Jeder schwerfällige Schritt brachte sie weiter ins Licht

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