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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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da er im Verlauf der Fahrt zunehmend müder geworden war. Seine Erschöpfung ging gefährlichen Ausmaßen entgegen, weshalb er gezwungen war, sich umso angestrengter zu konzentrieren, was seine bereits angegriffenen Energiereserven rasch verbrauchte und seine Entschlossenheit beeinträchtigte.
    Als ihn die dunklen Schatten der einst vertrauten Stadt umhüllten, begann sein Herz, heftiger in der Brust zu pochen. Verwirrte, widersprüchliche Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Ein Teil von ihm war froh über das bevorstehende Ende der Reise, einem anderen graute davor, was ihn in den trostlosen Straßen von North-wich erwarten mochte.
    Im matten Licht des frühen Morgens wirkte alles bedrückend konturlos. Es dauerte eine Weile, bis Carl restlos überzeugt davon war, dass die grüne Landschaft dem nüchternen Beton der verfaulenden Stadt gewichen war. Das Fehlen jeglicher Straßenbeleuchtung überraschte ihn und beeinträchtigte seine Orientierung. Aus irgendeinem dummen Grund hatte er halb erwartet, dass in der Stadt Licht vorherrschen würde. Tatsächlich erwies sich die Sicht als genauso gut wie auf dem Land. Lediglich die Formen der gräulichen Schatten, die ihn umgaben, hatten sich verändert.
    Er verlangsamte das Motorrad auf die niedrigste Geschwindigkeit, die er zu fahren wagte, und spähte verzweifelt in der Hoffnung um sich, etwas zu erblicken, an dem er sich orientieren konnte. An sich kannte er die Stadt wie seine Westentasche, doch in jener Nacht entdeckte er kein einziges vertrautes Merkmal. Obwohl er die Geschwindigkeit gedrosselt hatte, fuhr er immer noch zu schnell an den Straßenschildern vorbei, um sie lesen zu können. Die meisten bedeckte eine Schmutzschicht und etwas, das wie Flechten oder Moos aussah.
    Aus dem Gedächtnis wusste er, dass die Autobahn, über die er gekommen war, die Stadt von Osten nach Westen teilte und er früher oder später zu einer Anschlussstelle an die von Norden nach Süden verlaufende Autobahn gelangen würde. Er passierte eine Ausfahrt und fluchte bei sich, als er erkannte, dass es jene gewesen wäre, die ihn in die Nähe des Gemeindezentrums von Whitchurch geführt hätte. Von dort aus war es nur ein kurzes Stück nach Hadley, wo er mit seiner Familie gelebt hatte. Vorsichtig wich er den über die Fahrbahn verstreuten Autowracks aus, wendete und fuhr zurück.
    Nachdem er die Autobahn verlassen hatte und die Straßen schmaler wurden, schienen sich die Hindernisse auf seinem Weg zu mehren. Hohe Bürogebäude, Wohnhäuser und Geschäfte säumten die Straße, auf der er fuhr, kesselten ihn ein und steigerten die Übelkeit und Panik, die er ohnehin bereits verspürte. Er bog nach rechts in Richtung des Gemeindezentrums und Hadley ab, ehe er plötzlich gezwungen wurde, scharf zu bremsen. Ein Tanklaster, der sich quergestellt hatte und nun wie ein gestrandeter Wal dalag, blockierte die gesamte Breite der Straße. Durch die vorherrschende Düsternis sah Carl das Wrack erst, als er es bereits fast erreicht hatte. Während er bremste, versuchte er verzweifelt, das Motorrad bestmöglich unter Kontrolle zu halten. Just in dem Augenblick, indem er dachte, einen Zusammenstoß erfolgreich vermeiden zu können, brach das Motorrad unter ihm aus; er wurde Hals über Kopf über die Asphaltfahrbahn geschleudert. Heftig prallte er gegen die Überreste eines ausgebrannten Wagens und blieb kurz liegen. Benommen und hilflos beobachtete er, wie das Motorrad unter einem Funkenschauer über den Boden auf den Tanklaster zuschlitterte. Wackelig rappelte er sich auf und rannte zu der Maschine hinüber. Er stöhnte vor Schmerzen und Anstrengung, als er es aufstellte und den abgestorbenen Motor wieder startete. Mit wenigen Sekunden Reserve gelang es ihm loszufahren, bevor ihn die ersten Leichen einer schlurfenden Masse erreichen konnten. Kaum eine halbe Minute war seit seinem Sturz verstrichen, dennoch schwärmten bereits Dutzende wandelnde Leichname herbei. Er entkam, indem er einen blutigen Pfad mitten durch die heranwankenden Reihen pflügte.
    Da er mittlerweile eine Vorstellung davon hatte, wo er sich befand, wirkten die Straßen allmählich vertrauter. Obwohl die unerbittliche Düsternis und seine erstickende Angst ihn grausam quälten, war er überzeugt davon, ganz in der Nähe des Gemeindezentrums zu sein, in dem die Überlebenden Zuflucht gesucht hatten. Überall in den Schatten rings um ihn nahm er Bewegungen wahr, und er spürte tausende wandelnde Leichen in seiner Umgebung. Dann erhellte

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