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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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gewollt hätte. Hätte sie mich so auf dem Dach gesehen, sie hätte mich gekreuzigt. Hätte sie gewusst, dass ich mit dem Gedanken spielte, allem ein Ende zu setzen, hätte sie es wahrscheinlich für mich getan. Und wenn ich ehrlich sein soll, hätte ich dasselbe empfunden, wenn sie an meiner Stelle gewesen wäre und ich an ihrer. Hätte sie an meiner statt überlebt, hätte ich gewollt, dass sie versucht, etwas aus dem Rest ihres Lebens zu machen.
    Und so beschloss ich, nach Hause zu fahren.
    Ich kletterte zurück hinunter in den Saal, ging zum Motorrad und startete es. Ohne über die Lage draußen nachzudenken, stieß ich die Tür auf und fuhr hinaus in den kalten Morgen.
    Ich erreichte Hadley nach wenigen Minuten. Auf der Kuppe des Gresham Hill stellte ich den Motor ab und ließ das Motorrad im Leerlauf zu unserem Haus hinunterrollen. Ich hatte solche Angst, dass ich nicht klar denken konnte. Die wandelnden Leichen kamen mir gar nicht in den Sinn; ich war zu beschäftigt damit, mich umzusehen und mich darüber zu wundern, wie sehr sich alles verändert hatte. Wahrscheinlich hatte sich keine lebende Seele mehr in die Gegend verirrt, seit ich sie an jenem verhängnisvollen Morgen verlassen hatte. Ich rollte an dem Pub vorbei, den wir am letzten normalen Sonntagabend besucht hatten. Auf dem Parkplatz wucherte bereits Unkraut, um die Mülltonnen tummelten sich Ratten, die nach Futter suchten. Die Türen standen offen, drinnen wirkte es dunkel und kalt. Als ich zuletzt hier gewesen war, hatte die Kneipe vor Musik, Licht und Menschen gestrotzt.
    Weil ich mich lautlos fortbewegte, schienen die Leichen keine Notiz von mir zu nehmen. Da ich zudem recht langsam rollte, schauten sie nicht einmal zu mir auf, als ich sie passierte. Ich stieg vom Motorrad und schob es in unsere Straße. Dann erblickte ich unser Haus und blieb stehen. Ein Teil von mir wollte kehrtmachen und wegrennen, doch ich wusste, dass ich es zu Ende bringen musste. Aber was, wenn Sarah und Gemma nicht mehr da wären? Oder schlimmer noch, was, wenn sie da und wie diese Dinger geworden wären, die sich überall durch die Straßen schleppten? Was immer ich vorfinden würde, der Gedanke, zu verschwinden und in Unsicherheit weiterzuleben, erschien mir das schlimmere Übel.
    Ich schob das Motorrad in die Auffahrt und ging zur Vordertür. Im Briefkasten steckte Post; wie ein Vollidiot nahm ich sie heraus und sah sie durch. Eine Gas- und eine Kreditkartenrechnung. Ich öffnete die verdammten Dinger sogar, um nachzusehen, wie viel ich zu bezahlen hatte. Und ich maßte mir an, die wandelnden Leichen dafür zu hassen, dass sie ihren Instinkten gehorchten ...
    Die Hausschlüssel trug ich seit dem Tag bei mir, an dem wir Northwich verlassen hatten. Zwar hatte ich mich damals nicht mit dem Gedanken getragen, je hierher zurückzukehren, dennoch konnte ich mich nie dazu überwinden, mich von ihnen zu trennen. Mit zitternden Händen sperrte ich auf und ging hinein.
    Alles war genau so, wie ich es hinterlassen hatte. Gemmas Schuhe standen neben der Tür, mein Kaffeebecher befand sich auf der Küchentheke, Sarahs Mantel hing am untersten Pfosten des Treppengeländers. Ich nahm den Helm ab, stand da und sah mich um. Es fühlte sich wie der verrückteste Traum an, den ich je gehabt hatte. Wenn ich die Augen halb schloss und den allgegenwärtigen Moder ignorierte, konnte ich mir fast vorstellen, es wäre nie etwas geschehen. Überall hatte sich Staub angesammelt, doch abgesehen davon sah alles immer noch wie mein altes Zuhause aus.
    Ich ging zur Treppe und spähte hinauf.
    Dies war der wahre Grund, weshalb ich zurückgekommen war.
    Natürlich wusste ich, dass ich nichts für mein kleines Mädchen und meine Frau tun konnte und es sie nicht zurückbringen würde, wenn ich hinauf ins Schlafzimmer ging, trotzdem musste ich es tun. Ich brauchte zehn Minuten, um die Treppe zu bewältigen. Eine Stufe nach der anderen zwang ich mich hinaufzusteigen. Gleichzeitig musste ich meine Emotionen zügeln und mich davon abhalten, aus dem Haus und zurück zum Motorrad zu rennen.
    Aufmerksam lauschte ich. Kein Laut drang aus dem Zimmer. Ich hustete, doch immer noch erfolgte keine Reaktion.
    Erinnerungen an meine Familie gingen mir durch den Kopf.
    Ich schob die Tür auf und wartete.
    Nichts geschah.
    Ich schaute zum Bett und sah, dass beide noch unter der Decke lagen, die ich über ihnen ausgebreitet hatte. Ein paar Locken von Sarahs Haar lugten darunter hervor. So sehr ich mir wünschte, die

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