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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Wettervorhersagen?«
    »Bis jetzt war mir nie klar, wie sehr ich mich früher auf die Wettervorhersagen verlassen habe. Es stört mich wirklich, nicht zu wissen, wie sich das Wetter entwickelt.«
    »Aber das spielt doch keine Rolle mehr, oder?«
    »Da hast du wohl Recht. Andererseits war das früher auch oft nicht wichtig, trotzdem wollte ich es wissen.«
    »Allein, wenn ich den ausgeschalteten Fernseher anschaue, erinnert mich das an alles, was es nicht mehr gibt.«
    »Hast du dir gerne Filme angesehen?«
    »Mehr Filme als Sonstiges.«
    »Und ich wette, du hast nie besonders viel Radio gehört.«
    »Nicht sehr oft. Wieso?«
    »Ich habe eine Theorie, die besagt, dass Menschen, die sich gerne Filme ansehen, aber nicht Radio hören, eine starke Persönlichkeit besitzen.«
    »Wie bist du denn darauf gekommen?«
    »Weil jemand, der nicht Radio hört, eine Person ist, die weiß, was sie will. Hört man Radio, muss man stundenlang miese Musik, noch miesere Werbung und sinnloses Gefasel über sich ergehen lassen, um ein paar Minuten zu erhaschen, die einem wirklich gefallen.«
    »Möglich. Trotzdem überzeugt mich das nicht von deiner Theorie.«
    »Ich habe nie Radio gehört, nicht mal im Auto. Ich habe schon immer CDs oder Kassetten eingelegt. Da wusste man immer, was man bekam.«
    »Wie wird das alles enden, Emma?«
    »Was meinst du?«
    »Denkst du, es wird sich alles wieder irgendwie einpendeln?«
    »Das bezweifle ich. Und eigentlich ist das eine saudumme Frage.«
    »Ich weiß, tut mir Leid.«
    »Ich glaube eher, es wird noch schlimmer, bevor es besser wird.«
    »Wirklich? Scheiße, wie sollte es noch schlimmer werden?«
    »Durch Seuchen. Da draußen verrotten Millionen von Leichen, schon vergessen?«
    »Was ist mit Insekten?«
    »Was soll damit sein?«
    »Verwesende Leichen und Seuchen bedeuten doch auch mehr Insekten, oder?«
    »Möglich. Wahrscheinlich sogar.«
    »Und Ratten. In den Städten wird es hunderte Ratten geben.«
    »Emma, fällt dir jemand ein, bei dem du froh darüber bist, dass er tot ist?«
    »Verdammt, was ist das jetzt wieder für eine Frage?«
    »Komm schon, sei ehrlich. Gibt es denn unter all den Menschen, die du je gekannt hast, niemanden, über dessen Tod du froh bist?«
    »Nein. Herrgott, manchmal bist du wirklich krank.«
    »Überhaupt nicht, ich bin bloß ehrlich. In meinem Leben gab es sehr wohl ein paar Leute, bei denen es mich nicht stört, dass sie nicht mehr da sind.«
    »Wen zum Beispiel?«
    »Ich habe früher mit einem Typen zusammengearbeitet, der war ein absoluter Dreckskerl. Er hatte eine Frau, die ihn abgöttisch liebte. Sie hätte alles getan, um ihn glücklich zu machen. Neben zwei Teilzeitjobs hat sie sich um drei Kinder gekümmert.«
    »Und was hat er gemacht?«
    »Gar nichts. Rein gar nichts. Dabei war er keineswegs dumm und hatte eine gute Ausbildung, er war bloß zu faul, um sich aufzuraffen und etwas aus seinem Leben zu machen.«
    »Und warum hast du ihm den Tod gewünscht? Was hat er dir getan?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich ihm den Tod gewünscht hätte. Er hat mir gar nichts getan.«
    »Warum hast du ihn dann gehasst?«
    »Auch das habe ich nicht gesagt. Tatsächlich war er ein recht witziger Bursche.«
    »Und warum freut es dich dann, dass er tot ist?«
    »Ich weiß es eigentlich gar nicht. Er hat mich einfach immer wütend gemacht. Vermutlich, weil ich nicht hatte, was er hatte. Dabei war dieser Typ eine völlige Null. Er hat seiner Familie rein gar nichts gegeben, nur von ihr genommen. Das erschien mir immer so falsch.«
    Nach einer Stunde versiegte der Strom unablässiger Fragen, Enthüllungen und persönlicher Geständnisse letztlich. Um drei Uhr morgens lagen die beiden zusammen ausgestreckt auf dem Läufer vor den Überresten des Feuers und genossen die abklingende Wärme der noch leicht glimmenden Glut. Michael erwachte, als Emma sich im Schlaf herumdrehte und schnarchte. Umgekehrt weckte er sie durch seine jähe Bewegung.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er, als er sich von ihren um ihn geschlungenen Beinen löste. Ihre Körper hatten sich ohne ihr Zutun im Schlaf aneinandergeschmiegt.
    »Ja«, murmelte sie mit traumseliger Stimme.
    Erschöpft sank Michael wieder neben sie. Instinktiv schlang er den Arm um sie und hielt sie fest, um sie gegen alles zu schützen, was sich in den restlichen dunklen Stunden der Nacht ereignen mochte.
    37
    Gegen halb vier näherte Carl sich rasch den Außenbezirken von Northwich. Er hatte die Geschwindigkeit sukzessive gedrosselt,

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