Herbst - Läuterung
er seinen ehemaligen Kollegen Jim Franks erkannt, der Letzte, der es immer noch wagte, mit ihm zu sprechen.
»Nein, Bernard Heath ist bei mir«, gab Cooper mit absichtlich gedämpfter Stimme zurück. »Das geht in Ordnung. Bernard ist vertrauenswürdig.«
»Okay, Kumpel«, sagte die gedämpfte, körperlose Stimme nach einer Pause.
Franks und Cooper kannten einander bereits seit einigen Jahren und respektierten sich. Der Rest von Coopers ehemaligen Kollegen hatte sich aus mehreren Gründen – entweder infolge von Befehlen oder aus freien Stücken – dazu entschlossen, nicht länger mit ihm zu kommunizieren.
Viele von ihnen fühlten sich nun in seiner Gegenwart beklommen und misstrauten ihm, da er jetzt ›da draußen bei denen‹ und nicht mehr ›drinnen bei ihnen‹ war. Andere dachten, dass er als ›Überlebender‹ auf irgendeine Art und Weise eine andere Person darstellte als den Cooper, den sie gekannt und der zuvor gemeinsam mit ihnen gedient hatte.
Die Soldaten, die sich dem Militär immer noch loyal verbunden fühlten, fürchteten, sich den Zorn ihrer Vorgesetzten zuzuziehen, wenn sie es wagten, mit ihm zu sprechen. Andere hatten sich ganz und gar abgeschottet, zurückgezogen und sprachen mit niemandem mehr.
»Wie geht’s euch da drin?« Cooper presste sich dicht an die Gegensprechanlage.
»Nicht gut«, erwiderte Franks.
»Was ist los?«
Eine weitere kurze Stille folgte. »Die Männer sind verängstigt, weil keiner weiß, was geschieht oder warum es geschieht. Und wir wissen, dass wir hier jetzt auf uns alleine gestellt sind. Deshalb glauben die Witzbolde, die diesen Laden führen, dass sie das Sagen über alles haben, was von diesem Land übrig geblieben ist, und dass sie tun können, was ihnen beliebt. Wir sind alle ziemlich erschüttert darüber, was da draußen passiert ist. Hier unten geht’s gerade ganz schön zur Sache.«
»Bist du nach draußen gegangen?«
»Dieses Mal nicht«, erwiderte Jim Franks, »aber früher oder später komme ich an die Reihe. Ihr Jungs wisst besser als ich, wem wir hier gegenüberstehen ...«
»Das ist nicht gut«, flüsterte Heath.
»Es kommt mir verdammt grässlich vor, mehr als nur nicht gut «, zischte Franks. »Um Himmels willen! Wir haben hier unten Leute, die herumlaufen und über Felder voller Leichen faseln und ...«
Cooper schaltete sich ein, da er begierig darauf war, eine Antwort auf seine ursprüngliche Frage zu erhalten. »Also, was geschieht jetzt?«
»Himmel, Cooper, du weißt, wie es ist, wenn man sich für einen Kampf bereit macht. Da sind einige Typen, die nicht abwarten können, sich in Gang zu setzen. Andere heulen den Großteil ihrer Zeit wie verdammte Babys in ihre Kissen. Die meisten von uns wollen aus diesem Loch herauskommen, aber es wird uns andauernd gesagt, dass es draußen schlimmer ist als hier unten und ... und ich weiß nicht, was passieren wird, aber irgendwas wird sich früher oder später tun.«
Cooper war darüber besorgt, dass Franks einen Kampf erwähnt hatte. Soweit er das beurteilen konnte, würde ein Gefecht in ihrer derzeitigen Lage unweigerlich bedeuten, dass absolut alles für absolut gar nichts riskiert werden würde.
»Ich wünschte, ich hätte gute Nachrichten für dich«, sagte Cooper, »aber ich müsste dich anlügen, denn seit diese Sache begonnen hat, gibt es keine guten Neuigkeiten. Allerdings kannst du mir glauben, dass du dich am besten aller Orte befindest. Sorge dafür, dass du so lange wie möglich hier unten bleiben kannst. Ich habe dir vorher gesagt, dass durch jede Bewegung, die du draußen machst, Hunderte dieser Leichen dazu gebracht werden, dich wie Fliegen zu umschwirren. Du steckst vielleicht hier unten fest, aber du bist immerhin am Leben und du musst nicht auf jeden deiner Schritte achten. Wenn du draußen landest, bist du so lange in deinem Anzug eingesperrt, bis du wieder zurück unter der Erde bist, denn ein einziger Atemzug von der Luft außerhalb genügt, und du bist aller Wahrscheinlichkeit nach hinüber. Ich gebe dir den Rat, den Kopf einzuziehen und das Ganze so gut du kannst durchzustehen, denn ...«
»Du hast doch absolut keine Ahnung.« Jims Stimme erreichte eine gefährliche Lautstärke. »Um Himmels willen, Cooper, sei nicht so verdammt naiv. Du weißt doch, was für Leute hier unten sind. Alles werden sie sich nicht gefallen lassen. Ich werde mir nicht alles gefallen lassen.«
»Du hast keine Wahl. Wieder an die Oberfläche zu gehen und ...«
»Versuch mal, das diesem
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