Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
vielleicht nicht ihre Ausrüstung, aber wir sind ihnen gegenüber weitaus besser dazu fähig, mit all dem fertig zu werden. Sie wissen lediglich, dass sie die Luft da draußen nicht atmen können, da sie davon wahrscheinlich getötet werden, aber auch, dass sie diese verdammten Dinger davon abhalten, die saubere Luft, die sie brauchen, zu bekommen. Dadurch wird es verständlicher, warum sie die Leichen als Feinde betrachten. Sie glauben, dass die einzige Möglichkeit, die sie noch haben, darin besteht, die verflixten Dinger in den Orkus zu schicken, um sie loszuwerden.«
    »Aber, verstehen die denn nicht ...«, begann Baxter. Doch Cooper unterbrach ihn: »Nein, tun sie nicht! Nicht im vollen Umfang. Sie haben nicht die Hälfte von dem gesehen, was wir gesehen haben.«
    »Aber die Leichen werden nicht aufhören, oder? Sie werden so lange hierherkommen, bis nichts mehr von ihnen übrig ist.«
    Im Freien hatten die Soldaten Fortschritte gemacht. Das Gebiet, das die Basis unmittelbar umgab – und inzwischen einem aufgewühlten, blutigen Schlachtfeld aus dem Ersten Weltkrieg glich –, wimmelte von Bewegung. Die Leichen näherten sich von allen Seiten und wurden von den mit Adrenalin vollgepumpten Soldaten, die zu lange unter der Erde gewartet hatten, zerschmettert und in Grund und Boden gestampft. Jeder Mann und jede Frau hieb, angetrieben von Furcht, Emotionen und aufgestauter Frustration, mit zorniger Wucht auf die anrückenden Kadaver ein. Diejenigen unter ihnen, die zuvor noch nicht an der Oberfläche gewesen waren, staunten über die verhältnismäßige Leichtigkeit, mit der die Leichname zerstört werden konnten, obwohl sie von der erbarmungslosen Schlacht, die sich rings um sie ausbreitete, schockiert und angewidert waren. Obwohl sie sich erst seit wenigen Minuten im Freien befanden, wurde für viele Soldaten die gewaltige Anzahl der Toten mit ihrer unaufhaltsamen Art bereits erkennbar.
    Es wurde rasch schwere Artillerie mit Minenwerfern und Granaten eingesetzt, die über den Umkreis des Stützpunktes hinaus in die endlose Horde feuerten. In kürzerer Entfernung wurde der Erdboden erschüttert und die Leichen auseinandergerissen. In der Nähe des Eingangs hatte der Mannschaftswagen einen weiteren Luftschacht erreicht. Jennens, der Ranghöchste, ging längs eines der Schächte entlang und wurde durch den schützenden Ring aus Feuer rund um den Konvoi vor dem Gefecht abgeschirmt. Er beobachtete die Geschehnisse mit vorsichtiger Zufriedenheit. Seine Männer und Frauen machten ihre Sache gut, ungeachtet der beängstigenden Umstände. Die Düsternis, die durch das rasch verblassende Licht des Nachmittags entstand, wurde zusätzlich durch den unablässig auf die Landschaft herabrauschenden Regen verschlimmert. Die grimmige Hitze der Flammenwerfer verwandelte das Wasser der schmutzigen Tümpel, durch die das furchige, zerwühlte Land schlammig geworden war, in Dampf. Unter seinen Stiefeln stampfte Jennens verkohlte und noch glühende Fleisch- und Knochenstücke in den Morast.
    Der Schacht war gesichert. Jennens starrte angestrengt in die Dunkelheit hinter den verstreuten Überresten unzähliger Leichen, die bereits vollständig vernichtet worden waren. Er hatte während seiner Armeezeit bereits ein paar haarsträubende Anblicke ertragen müssen, aber noch nie zuvor etwas wie das hier. Die Größe und Wildheit der Horde, die unendlich zu sein schien, war außergewöhnlich und grauenerregend. Er sah mit Ekel und morbider Faszination dabei zu, wie immer noch mehr der dunklen, skelettartigen Kreaturen durch das Chaos in Richtung seiner Soldaten und der sicheren Vernichtung kletterten, stolperten und krochen.
    Inmitten des Durcheinanders tauchte Cowell, einer der Männer, denen er am meisten vertraute, an seiner Seite auf. »Wir können das schaffen ...« Er musste schreien, um sich mit seiner Gesichtsmaske und über den Wind, den Regen und dem andauernden Gefechtslärm verständlich zu machen. Der schlammige Boden bebte für einen Moment, als eine kleine Granate ihr Ziel unterschritt, in der Nähe explodierte und einen grauenvollen Schauer aus zusammengewürfelten Körperteilen in die stürmische Luft wirbelte. »Wenn wir alles schaffen wollen, dann müssen wir es jetzt tun.«
    Jennens überlegte einen Moment lang. Cowell hatte recht. Die Gegenseite war schwach und leistete keinen nennenswerten Widerstand. Es würde den Soldaten zwar nicht viel mehr Freiraum ermöglichen, wenn sie sie hinwegfegten, doch es war ohne Zweifel

Weitere Kostenlose Bücher