Herbst - Läuterung
Seite der größten Soldatenkolonne stand ein Offizier und regelte ungestüm die Vorgehensweise. Genauso wie beim vorherigen Mal wurden einige Maschinen gestartet und ein gepanzerter Mannschaftswagen aus den Schatten gefahren. Diesmal begleiteten vier Jeeps das kraftvolle Fahrzeug. Es war von einer Phalanx aus acht Männern mit Flammenwerfern umringt. Die Männer bewegten sich rasch zur Spitze des kurzen Konvois, bereit, die Fahrzeuge ins Freie zu eskortieren und für sie einen Weg durch die Horden zu brennen.
Es war drei Uhr an einem Samstagnachmittag.
»Was meinen Sie?«, wollte Donna von Heath wissen. Beide waren auf halbem Wege den Hangar hinunter stehen geblieben und beobachteten die Truppen angespannt. »Denken Sie, sie versuchen einfach, dasselbe zu tun wie beim letzten Mal?«
»Sieht so aus«, gab er leise mit leicht zitternder Stimme zurück. »Ich wünsche mir, dass sie es hinter sich bringen. Wenn sie wirklich im Begriff sind, das zu tun, dann will ich, dass sie es genau jetzt tun und dieses ganze irrsinnige und zwecklose ...«
Seine Worte wurden abrupt abgeschnitten, als das unheilvolle, aber vertraute Maschinengepolter einsetzte und die Haupttüren geöffnet wurden. Er schluckte nervös und leckte sich über die trockenen Lippen, während er unfähig war, den Blick vom Bunkereingang zu lösen. Zwar war er zu verängstigt, um länger hinzusehen, jedoch fürchtete er sich noch mehr davor, es nicht zu tun. Die Außenwelt wurde allmählich sichtbar. Durch das Gefälle der Eingangsrampe nahm er zuerst den Himmel wahr – einen schmutzigen, grauschwarzen Himmel, der schwer und mit Regen gefüllt über der trostlosen Landschaft hing. Der Tag erschien beinahe so trüb und dunkel wie die Nacht.
Nach einem unerwarteten Sekundenbruchteil an Ruhe und Stille wurde diese durch eine plötzliche Lawine von Leichen unterbrochen, die in die Basis hineinschossen, bis sie von den Soldaten mit den Flammenwerfern zurückgedrängt und ausgelöscht wurden.
Aus einiger Entfernung konnte Heath die Formen und Tätigkeiten der einzelnen Leichen nicht mehr ausmachen – lediglich das andauernde Krümmen und Torkeln einer formlosen Masse, bevor sie von den Flammen zerstört wurde. Einen magenumdrehenden Augenblick, der endlos anzudauern schien, war es, als würde das bloße Gewicht der Leichen die vorderste Reihe der Soldaten zum Rückzug zwingen. Sie mussten fast in das Innere der Basis weichen, bevor sie festen Stand bekamen und wieder vorstoßen konnten.
Ihre weit überlegene Kraft und Stärke ermöglichte es ihnen, relativ rasch einen Weg in die Horden hineinzuschlagen. Die ersten Gefechte offenbarten, wie brutal und einseitig der Kampf ausfiel. Bald füllte der bekannte Gestank nach verbranntem Fleisch, der von den dichten Rauchschwaden mitgetragen wurde, die riesige, höhlenartige Halle.
»Wir sollten uns darauf vorbereiten, hier zu verschwinden«, drängte Michael unruhig, als er über den Hangar hetzte. Donna reagierte augenblicklich, doch Heath starrte wie angenagelt auf die Hölle, die er nun draußen sehen konnte. Der Mannschaftswagen, der von den Jeeps und anderen schwer gepanzerten Fahrzeugen sowie einem Ring aus Soldaten begleitet wurde, die sorgfältig kontrollierte Flammen in die Menge schossen, fuhr weiter vor. Als sich die Truppen vom Stützpunkt entfernten, rannte Michael los, um weiter vorne für eine bessere Sicht zu haben.
»Cooper vermutet, dass sie diesmal wirklich alles auf eine Karte setzen«, rief Jack Baxter, der auf einmal hinter den Männern auftauchte. »Er meint, dass sie sogar versuchen werden, das ganze Pack ein für alle Mal loszuwerden.«
»Er hat recht«, pflichtet ihm Heath bei.
»Aber was hat das für einen Sinn?«, entfuhr es Michael. »Mein Gott, was glauben die denn, was für einen Nutzen das hat? Auch wenn sie alle los sind, werden immer mehr nachkommen. Was auch immer dort draußen geschieht, am Ende werden sie wieder hier unten im Bunker landen oder draußen in ihren Anzügen festsitzen. So oder so, sie werden gefangen sein. Sie könnten ebenso gut den Schaden eingrenzen und ...«
»Und man kann nicht vernünftig mit ihnen reden.« Cooper trat zu den anderen und hörte zufällig ihre Unterhaltung. Er beobachtete, wie die Soldaten hinausmarschierten, und dachte kurz darüber nach, dass er eigentlich mitten unter ihnen sein sollte. »Versetzt euch mal in ihre Lage«, fuhr er fort. »Wir wissen nicht genau, was geschehen ist, aber wir wissen verdammt viel mehr als sie. Wir haben
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