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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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schüttelte den Kopf. »Nein, danke«, antwortete er. Sein Magen verkrampfte sich vor Anspannung und Ungewissheit.
    Zum wohl hundertsten Mal in der vergangenen Stunde drehte er sich um und blickte über die Schulter den Pfad entlang in die Richtung, in der die Soldaten zuvor verschwunden waren. In der Hoffnung, eine Bewegung zu erkennen, starrte er in die Ferne, zugleich jedoch verspürte er eine eigenartige Erleichterung, als sich weit und breit nichts zu rühren schien.
    Emma rutschte näher zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. Immer noch ließ er keine Reaktion erkennen. Allerdings ignorierte er sie nicht bewusst; ihm ging lediglich zu viel im Kopf herum, um sich so zu verhalten, wie er es normalerweise getan hätte. Tatsächlich wünschte er sich nichts mehr, als ihr offen und ehrlich zu sagen, wie viel sie ihm bedeutete, doch dies war nicht der rechte Zeitpunkt dafür. Zu lange schon irrten sie alleine umher. Sie brauchten etwas in ihrem Leben, das zumindest ansatzweise an Stabilität und Ordnung erinnerte. Es lief darauf hinaus, dass sie beide mehr brauchten, als sie gegenwärtig hatten, und Michael hoffte und betete, dass die Soldaten, die sie gesehen hatten, ihnen die relative Sicherheit bescheren würden, die sie sich so sehr wünschten.
    »Ich hasse es, wenn du so still bist«, sagte Emma mit dem Gesicht dicht neben dem seinen. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja«, gab er knapp und gedämpft zurück. So sehr er ihre Nähe schätzte, im Augenblick wünschte er, sie würde ihn in Ruhe nachdenken lassen.
    »Was wir tun müssten«, redete sie weiter, »ist –«
    »Pst!«, zischte er und unterbrach sie.
    »Was?«
    »Hör mal.«
    Emma tat, wie ihr geheißen. Sie rutschte von Michael weg, kauerte sich auf den Rand ihres Sitzes, lauschte und vernahm das Geräusch eines sich nähernden Motors.
    »Das sind sie«, sagte Michael, drehte den Schlüssel im Zündschloss und ließ das sperrige Wohnmobil zum Leben erwachen. Reglos saß er da und beobachtete über den großen Außenspiegel die Straße hinter ihnen. Wenngleich die Steinmauer einen Teil der Sicht verdeckte, konnte er sehen, wie sich der Pfad in die Ferne schlängelte und schließlich verschwand.
    Endlich tauchten die Soldaten in ihrem Transporter über der Kuppe des niedrigen Hügels auf. Die grellen Scheinwerfer des Fahrzeugs zeichneten sich deutlich in der Düsternis des späten Nachmittags ab. Michael beobachtete, wie sie sich näherten, ehe sie hinter der Mauer außer Sicht gerieten. Ein paar Sekunden später sah er, wie sie an ihnen vorbeifuhren, da das dunkelgrüne Dach des Transporters oberhalb der grauen Steine zu erkennen war. Vorsichtig rollte er mit dem Wohnmobil an.
    »Folg ihnen nicht zu dicht«, sagte Emma nervös. »Sie wissen schließlich nicht, wer wir sind. Womöglich wenden sie und –«
    Michael hörte ihr nicht zu. Er rollte gerade weit genug vom Feld, um den Transporter sehen zu können, der den Pfad entlangfuhr. Als er beinah verschwunden war, beschleunigte er.
    Mit ausgeschalteten Scheinwerfern, um nicht bemerkt zu werden, folgte Michael den Schlussleuchten des Fahrzeugs vor ihnen. Er wahrte einen sicheren Abstand und beobachtete, wie der Transporter erst nach rechts, dann nach links abbog. Zweihundert Meter weiter wurde der Pfad schmäler und noch unebener. Seitlich des Wegs fielen steile Böschungen ab, sodass Michael nur weiterfahren konnte. Das Wohnmobil war nicht für solches Gelände gebaut worden. Einer der Vorderreifen sank in ein Schlammloch und ließ den Wagen kurzzeitig seitwärts kippen und mit dem Chassis über den Boden schrammen.
    »Großer Gott«, stieß Emma hervor. »Ich glaube, es war doch keine so gute Idee. Sobald wir können, sollten wir zusehen, dass wir von diesem Pfad wegkommen.«
    »Es ist alles in Ordnung«, entgegnete Michael unwirsch und versuchte, sich zu konzentrieren. »Spielt keine Rolle, was aus diesem Ding wird. Ist ja nicht so, als müssten wir die Reparaturrechnung dafür bezahlen. Sobald wir herausgefunden haben, wo die Soldaten sich verstecken, können wir unser Zeug ausladen und die Karre im nächstbesten Graben versenken.«
    »Ich weiß, aber wir haben keine Ahnung, wie weit es bis zu ihrem Stützpunkt ist.«
    Die Böschung zu beiden Seiten wurde immer steiler, als sie in einen bewaldeten Abschnitt gelangten. Plötzlich umgaben Bäume mit dürren Ästen das Wohnmobil und weiter vorne den Truppentransporter. Die bereits vorherrschende

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