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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Köpfen auf dem Boden liegen bleiben? Um Himmels willen, wie sollen wir –«
    »Was sollen wir denn sonst tun?«, schnitt er ihr das Wort ab. »Soll ich den Motor anlassen und versuchen, uns von hier wegzufahren? Kannst du dir vorstellen, was das bei den verdammten Dingern rings um uns auslösen würde?«
    Emma erwiderte nichts. Stattdessen vergrub sie das Gesicht in den Händen und bemühte sich, all die Emotionen zu verbergen, die in ihr tobten. Seit sie in der Dachkammer des Bauernhauses festgesessen hatten, aus dem sie unlängst geflohen waren, hatte sie keine solche Angst und Hoffnungslosigkeit mehr verspürt. Gerade, als sie gedacht hatte, es könnte nicht schlimmer werden, hatte eine weitere Katastrophe eingesetzt. Ihre Möglichkeiten schienen schlichtweg trostlos – abwarten, wie Michael es vorschlug, oder alles riskieren und versuchen, von hier wegzukommen. Als es ihr nicht mehr gelang, ihre Gefühle zu unterdrücken, begann sie zu schluchzen. Instinktiv rückte Michael näher zu ihr und schlang einen Arm um sie.
    »Wir kommen hier raus«, flüsterte er mit dem Gesicht wenige Zentimeter von dem ihren entfernt. »Vertrau mir. Wir finden einen Weg, um –«
    »Wie?«, wimmerte sie. »Wie soll das gehen?« Obwohl sie seit gut zwei Wochen keine solche Menge der Kreaturen mehr gesehen hatte, wusste sie, dass ein einziger Leichnam durch ungewöhnliches Verhalten unweigerlich die Aufmerksamkeit etlicher anderer erregen würde, die ihrerseits wieder das Interesse unzähligerer weiterer anspornen würden.
    »Wir kommen hier raus«, wiederholte er und bemühte sich, sie zu beruhigen, wenngleich er selbst sich alles andere als überzeugt anhörte. »Ich schwöre dir, diese Soldaten sind ganz in der Nähe. Wir wussten, dass ihr Stützpunkt schwierig zu finden sein würde, oder? Aber früher oder später kommen sie wieder heraus, und dann –«
    »Ich finde, wir sollten das Ganze als schlechte Idee abschreiben«, seufzte Emma. Sie sah Michael tief in die Augen und spielte kurz mit dem Gedanken, ihm zu sagen, wie leer und ausgebrannt sie sich fühlte. Sie hatte ihm vertraut, und er hatte sie im Stich gelassen. Dies war seine Idee gewesen – sie wollte von Anfang an vorsichtiger sein. Emma fühlte sich merkwürdig betrogen.
    »Was?«, murmelte er.
    »Ich sage, wir sollten das Ganze als schlechte Idee abschreiben«, wiederholte sie, dann verstummte sie, als die Seite des Wohnmobils erzitterte. Ein weiterer Leichnam war ganz in der Nähe der Stelle, an der sie lagen, gegen die dünne Metallwand geprallt. Sofort lockte das Geräusch weitere der widerwärtigen Kadaver zurück zum Fahrzeug. Sekunden später hallte erneut ein ohrenbetäubendes Klappern durch die Luft. Emma schien es nicht mehr zu kümmern, denn sie sprach laut weiter. »Ich finde, wir sollten eine Weile abwarten und dann schleunigst von hier verschwinden. In dem Bauernhaus ging es uns doch gut, oder? Wir können noch mal einen ähnlichen Ort finden, davon bin ich überzeugt.«
    »Wie oft haben wir das schon durchgekaut? Im ganzen Land taumeln Millionen dieser Dinger herum, und sie werden uns nicht in Ruhe lassen. Und es ging uns im Bauernhaus nicht gut, sonst wären wir wohl noch dort, oder? Akzeptier es endlich – egal, wohin wir gehen, egal, was wir tun, sie werden uns ständig auf den Fersen sein.«
    »Ja, aber –«
    »Kein aber. Sieh mal, es tut mir leid, dass der Plan nicht ganz so aufgegangen ist, wie er sollte, aber ich denke immer noch, dass es letzten Endes klappt. Ich kann nicht länger wegrennen, Emma. Ich bin müde.«
    »Und du glaubst wirklich, diese Soldaten werden uns mit offenen Armen bei sich aufnehmen und uns helfen?«
    Michael überlegte kurz, bevor er antwortete: »Ja.«

45
    Es war kurz vor drei Uhr morgens. Zeit zum Aufbruch.
    Die Lage der Überlebenden im Universitätskomplex hatte sich zugespitzt. Sie waren von einer nach wie vor wachsenden Masse verseuchter Kreaturen umzingelt, die inzwischen auch Schmerz und Wut zu empfinden schienen. Durch das Verlassen des Gebäudes, um die Fahrzeuge zu holen, und das Anzünden des Feuers, um die Leichen vom Fußballfeld wegzulocken, hatten sie offenbar jede einzelne der widerwärtigen, fauligen Kreaturen in der gesamten Stadt auf ihren Aufenthaltsort aufmerksam gemacht. Aus Donnas und Clares gut gemeintem Ablenkungsmanöver war ein unerwünschtes Signalfeuer geworden. Viele der Überlebenden hatten sich damit abgefunden, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Türen und Fenster des

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