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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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hier alles bekommen, was wir brauchen.«
    Heath ließ sich für einen Augenblick befreit zurück in seinen Sitz sinken. Nun, da sie die Hauptstraße verlassen hatten, verringerte sich die Zahl der Leichen drastisch. Waren auf den niedrigen Ebenen des Parkhauses, die sie durchfuhren, noch zahlreiche Gestalten zu sehen, so zeigten sich auf der obersten Etage nur noch eine oder zwei davon. Der Universitätsdozent verspürte eine gewaltige Erleichterung.
    Holmes stellte das Auto direkt vor der Tür ab, hinter der sich das Treppenhaus, welches hinunter in das Einkaufszentrum führte, befand. Während Heath ins Freie kletterte, erlaubte er es sich, einen kurzen Blick über den Rand des Parkhauses nach unten auf das Chaos in den Straßen zu werfen. Eine gewaltige Masse dunkler, schattenhafter Figuren hatte damit begonnen, hinter dem Fahrzeug her die Zufahrtsstraße zu erklimmen. Obwohl er viel Zeit damit verbracht hatte, die Überreste der Welt durch die Fenster der Universität zu betrachten, erschreckte es Heath, aus einer anderen Perspektive zu sehen, wie die Stadt unerklärlich geschändet und zerstört worden war. Es schien, als ob nichts und niemand der Vernichtung entkommen war. Er drehte sich wieder zum Auto um und sah, dass eine Handvoll Leichen aus den Schatten hervorgetreten war und ungeschickt auf sie zu tappten. Sobald jedoch der Motor des Wagens abgestellt war und die Stille zurückkehrte, begannen sie allerdings wieder auseinanderzudriften.
    »Vorwärts!«, schnappte Holmes. Er war bereits auf dem Weg nach unten ins Einkaufszentrum. Heath schloss dicht zu ihm auf.
    »Wir sollten versuchen, zuerst an Lebensmittel zu kommen«, keuchte der ältere Mann atemlos, als er das düstere, feuchte Treppenhaus nach unten rannte und sich bemühte, seinen jüngeren und durchtrainierteren Kollegen nicht aus den Augen zu verlieren. »Nehmen wir so viel mit, wie wir tragen können. Wenn es hier sicher ist, können wir später noch einmal herkommen und mehr holen.«
    Holmes hörte ihm nicht zu. Er krachte durch ein Paar schwerer Schwingtüren am Fuße der Treppe und rannte einen kurzen Korridor mit Marmorfußboden entlang, der zu den Läden führte. Einen Moment lang hielt er an einer zweiten Tür mit Doppelflügeln an, um Heath aufholen zu lassen, bevor er sie aufdrückte und hindurchtrat.
    Im Kaufhaus herrschte Stille. In geringer Entfernung konnte er ein paar Leichen sehen, die sich umherschleppten, doch mit Ausnahme von diesen befand sich dort nichts – keine Bewegung, kein Geräusch. Es war überraschend düster. Vor der Katastrophe, als sich das Einkaufszentrum noch im Herzen einer ehemals geschäftigen und pulsierenden Stadt befunden hatte, war es zu jeder Tages- und Nachtzeit hell erleuchtet gewesen. Nun war es das erste Mal für beide Männer, seit sie einen Fuß an einen solchen Ort gesetzt hatten, nicht von massenhaft Kunden umringt zu sein und ohne die Vorteile künstlichen Lichts und Klimaanlagen auskommen zu müssen. Es herrschte eine kalte und unnatürliche Atmosphäre, die sich fremd und nervenaufreibend anfühlte.
    »Dort drüben in der hinteren Ecke ist ein Supermarkt«, keuchte Heath, der durch die Kombination aus Furcht und plötzlicher körperlicher Anstrengung immer noch damit kämpfte, zu Atem zu kommen. Aus dem Schatten eines hinter ihnen liegenden Juweliergeschäftes mit offenen Auslagescheiben taumelte ein Leichnam auf ihn zu, rempelte ihn an, sodass der Dozent aus dem Gleichgewicht geriet. Er jaulte vor Überraschung und Ekel auf und mühte sich ab, die widerwärtige Gestalt von sich zu stoßen. Ohne etwas zu sagen, riss Holmes sie von ihm weg und schleuderte sie zu Boden. Er trat gegen ihren Kopf und stampfte auf ihrem Gesicht herum. Als sie blutverschmiert und zerschlagen vor ihm auf dem Boden lag, fühlte er ein gewisses Maß an instinktiver Genugtuung und Befriedigung.
    Die Männer rannten auf den Supermarkt zu.
    Der Leichnam stemmte sich selbst vom Boden hoch und folgte ihnen.
    »Sie müssen dort drin sein«, flüsterte Jack, als er mit Clare an seiner Seite die Fassaden der Läden an der Hauptstraße entlang kroch. Von ihrem Ausguck im Kaufhaus aus hatten sie rasch den Blick auf den Wagen verloren. Glücklicherweise verrieten der Schweif aus Verwüstung und die gewaltige Ansammlung teilnahmsloser Leichen im Kielwasser des Fahrzeuges die Route, die es genommen hatte. Selbst ein paar hundert Meter von der Straße entfernt konnten sie beobachten, wie eine unüberschaubare Anzahl zerlumpter

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