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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Zufahrtsrampe, kletterte einen steilen Anstieg nach oben und folgte dann der Spur, die vom versteckten Stützpunkt wegführte.
    Die Truppen brauchten über eine Stunde für die ungefähr dreißig Meilen in die Stadt. Sie folgten einer direkten Route entlang der Hauptstraße, die mit den Wracks verunfallter Fahrzeuge und den verwesenden Überresten zahlloser Leichen übersät war. Gelegentlich tauchten am Straßenrand und in der näheren Entfernung Gestalten auf, die allerdings lethargisch und quälend langsam wirkten und sich mit beträchtlicher Mühe vorwärts zu schleppen schienen. Die Soldaten blieben nicht stehen, um Hilfe zu leisten oder Nachforschungen anzustellen. Der Fahrer des Transporters hatte seine Befehle, die darin bestanden, dass sie auf direktem Weg in das Herz der Stadt vorzudringen hatten. Es schien auch nicht von Bedeutung zu sein, denn was konnten sie schon für diese ersten Überlebenden tun? Was konnten fünfzehn Soldaten tatsächlich tun, um Millionen Seuchenopfern zu helfen?
    Cooper drehte sich zur Seite, um Mark Thompson zu mustern, der neben ihm saß und völlig verängstigt wirkte. Selbst durch das getönte Visier ihrer sperrigen Atemschutzvollmasken konnte Cooper erkennen, dass der andere Mann eine Heidenangst hatte. Er konnte es in seinen Augen sehen – denn obwohl sein Kopf vollkommen reglos und nach vorne gerichtet verharrte, schossen seine Augen wie wahnsinnig durch das Innere des Transporters und vermieden es, auf irgendeinem Punkt länger zu verharren, so als ob er befürchten würde, das zu Gesicht zu bekommen, vor dem er sich ängstigte. Und das, dachte Cooper, war genau das Problem: Unwissenheit. Sie waren dazu ausgebildet worden, mit den Folgen eines nuklearen sowie eines herkömmlichen Krieges zurechtzukommen, ebenso mit Terrorismus und vielen anderen Formen der Auseinandersetzung oder des Angriffs, doch es lag auf der Hand, dass das hier etwas ganz anderes war. Das Wissen über Ursache und Wirkung war zwar spärlich, doch es war bereits offensichtlich, dass niemand dafür ausgebildet sein konnte, mit einer Katastrophe wie dieser umzugehen.
    Im Schutzanzug war es unangenehm heiß. Cooper wusste natürlich, dass sein Leben von diesem Schutz abhing, doch die beklemmende Atmosphäre unter den Schichten aus speziell behandeltem Stoff und Gummi trugen nicht gerade dazu bei, seine Nerven zu beruhigen. Der erste Adrenalinstoß, der ihm durch die Adern geschossen war, als sie den Bunker verlassen hatten, war nun, da sie ihr schützendes Gefängnis bereits seit einer Weile verlassen hatten, abgeflaut. Jetzt fühlte er sich klaustrophobisch und wünschte sich in den Stützpunkt zurück. Sein Mund war trocken und er hätte gerne etwas getrunken, fürchtete sich aber davor, seinen Anzug zu beschädigen. Einfache Tätigkeiten wie essen, trinken, auf die Toilette gehen und Ähnliches mehr würden sich bis zu ihrer Rückkehr riskant und schwierig gestalten. Wenn er Teile des Anzugs auch nur für Sekunden entfernte, konnte das dem aggressiven Virus erlauben, gesetzt dem Fall, die Aussagen seines Vorgesetzten waren korrekt, ihn zu befallen und seinem Leben rasch ein Ende zu setzen. Nach den unzähligen Leichen zu urteilen, die rundum auf der Erde verstreut lagen, als sie durch die Vororte in die Stadt fuhren, handelte es sich hierbei um eine Seuche, die Tausende Opfer mehr gefordert als verschont hatte.
    Auf das Metalldach über den Köpfen der Soldaten trommelten unablässig schwere Regentropfen, und das Geräusch hallte im Transporter wider. Es gab so gut wie keine Unterhaltungen. Neben dem Regen und dem dröhnenden Motorengeräusch herrschte eine beklemmende und alles verzehrende Stille, die nur durch plötzliche kurze Gesprächsfetzen, die explosionsartig aus dem Funkgerät drangen sowie den darauf folgenden ebenso kurzen Tatsachenberichten unterbrochen wurde, die man aus dem Transporter an die Offiziere im Stützpunkt zurückfunkte.
    Die Soldaten saßen in zwei Reihen entlang jeder Seite des Transporters und blickten in die Mitte des Fahrzeugs. Plötzlich erhob sich Thompson aus seinem Sitz und beugte sich über den Mittelgang, um zwischen den Köpfen zweier gegenübersitzender Soldaten aus einem schmalen, viereckigen Fenster zu blicken.
    »Verdammte Scheiße«, sagte er laut genug, damit es die anderen hören konnten. Im Fahrzeug entstand plötzlich Bewegung, als sich der Rest der Soldaten unverzüglich umdrehte, um nachzusehen, was ihr Kollege in der trüben Düsterkeit des

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