Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
schlecht), wir brauchten alle einige Antworten. Vielleicht wäre ich desertiert, wenn ich die Möglichkeit erhalten hätte, nach draußen zu kommen.
    Als die Befehle endlich kamen, wollte ich nicht gehen. Es hatte zwar Gerüchte gegeben, dass der erste Trupp im Begriff sein sollte, den Stützpunkt zu verlassen, doch ich hatte nicht erwartet, dazuzugehören. Die Stunden, die zwischen dem Erhalt des Befehls und dem Moment lagen, in dem wir den Bunker verließen, verflossen mit unfassbarer Schnelligkeit.
    Durch die Einsatzbesprechung vor unserem Aufbruch zur Erdoberfläche wurde zwar eine Handvoll Fragen beantwortet, doch für mich warfen sich zahlreiche weitere auf. Der Stützpunktkommandant berief sich auf seine Unwissenheit und ich musste ihm zugestehen, dass er überzeugend wirkte. Ich kannte – oder hatte zumindest seine Person und seinen Ruf wahrgenommen – Richardson seit über sieben Jahren, seit ich zum ersten Mal auf einen Posten außerhalb von Danford geschickt worden war und es lag für mich kein Grund vor, seine Aufrichtigkeit anzuzweifeln. Was hätte er nun, da wir im Begriff waren, aufzubrechen, von einer Lüge gehabt? Die Situation draußen war offensichtlich so grauenvoll und aussichtslos, dass der Versuch, die Wahrheit vor den Truppen zu verbergen, nur unseren Einsatz behindert hätte.
    Er sprach in sehr allgemeinen und unspezifischen Begriffen über eine Seuche oder ein Virus. Er konnte uns nicht sagen, woher oder wie es gekommen war, doch es war an dem Morgen, an dem wir unter die Erde beordert worden waren, mit beispielloser Geschwindigkeit und Grausamkeit über das Land gefegt. Wir selbst, sagte er uns, wären fast davon erwischt worden. Die Soldaten, die zu anderen Stützpunkten unterwegs gewesen waren, hatten nicht so viel Glück gehabt. Richardson erklärte uns, dass diese Seuche auch in anderen Ländern aufgetreten war und seine hochgradig ansteckende Beschaffenheit machte es denkbar, dass auch der Rest der Welt infiziert war. Der Großteil von dem, was er uns erzählte, waren Vermutungen oder manchmal auch wenig mehr als reine Spekulation. Nichts, was er sagte, konnte als quantifiziert oder gesichert gelten.
    Durch Tests und Luftproben hatte sich herausgestellt, dass sich das Virus immer noch draußen befand. Um welchen Krankheitserreger auch immer es sich da handelte, es klang danach, als ob er stärker und widerstandsfähiger war als alles, was man bisher kannte. Solange wir uns draußen befanden, mussten wir Ganzkörper-Schutzanzüge tragen. Jegliche Art von Kontamination würde es uns unmöglich machen, wieder in den Bunker zurückzukehren. Es lag der Befehl vor, auf jeden von uns zu schießen und zu töten, der die Anweisungen nicht befolgte. Auf unsere geplanten fünf Stunden, die wir draußen verbringen wollten, würde ein Aufenthalt mit einem Minimum von zwei Tagen in der Dekontaminationskammer folgen.
    Einer der Sanitätsoffiziere stotterte sich durch eine Unterweisung über die physikalischen Effekte, die das Virus nach sich zog. Aus seinem Verhalten und dem Fehlen irgendwelcher harten Fakten oder Statistiken ging klar hervor, dass die meisten seiner Erklärungen unsicher und aller Wahrscheinlichkeit nach auch unrichtig waren – sie mussten uns einfach irgendwas erzählen. Er sprach über eine aggressive Infektion, die innere Schwellungen und Wunden hervorrief, die höchstwahrscheinlich zum Tod oder im besten Fall zu entsetzlichen Schmerzen und weiteren Infekten führten. Er sprach über viele Tausende Menschen, die sofort getötet worden waren und über die Möglichkeit, dass es Überlebende gab, deren Zustand jedoch unklar war. Er erklärte uns, dass wir darauf vorbereitet sein mussten, vielen, vielen Unglücksopfern zu begegnen. Unser Auftrag bestand darin, die Situation in der nächstgelegenen Stadt einzuschätzen und dann Bericht zu erstatten. Bis unsere Ersteinschätzung der Lage vorlag, konnten keine weiteren Schritte eingeleitet werden.
    Nach der Einsatzbesprechung verbrachten wir eine Stunde damit, unsere Ausrüstung und den Transporter bereitzustellen, sowie unsere Schutzkleidung anzulegen. Ich war zutiefst verstört und saß zitternd und schluchzend wie ein Kind mit den anderen im Transporter.

22
    Die Stille der Landschaft wurde plötzlich zerbrochen, als sich die Türen des Bunkers öffneten und das gepanzerte Fahrzeug mit hohem Tempo im düsteren Licht des kalten und feuchten Sonntagnachmittags erschien. Die schwere, leistungsfähige Maschine dröhnte über die

Weitere Kostenlose Bücher