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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Septembernachmittages entdeckt hatte. Rund um sich konnten sie Bewegung sehen. Sie war zwar langsam und schwerfällig, aber es war trotz allem deutlich Bewegung zu erkennen.
    Sie waren dort angekommen, was von Cooper als „innere Vorstadt“ der Stadt bezeichnet wurde – einem Ring aus kleinen Ladenzentren und Einkaufsstraßen, die einst eigenständige Dörfer gewesen waren, bis sie von der stetig wachsenden Innenstadt einverleibt wurden. Diese Bereiche stellten die ersten richtigen Zivilisationsinseln dar, die von den Soldaten passiert wurden, seit sie den Stützpunkt verlassen hatten. Hier lagen weitaus mehr Leichen am Boden verstreut und in der Nähe bewegten sich auch viel mehr Gestalten.
    »Warum sind von denen noch keine Leichen entfernt worden?«, dachte einer der Soldaten laut, während seine Stimme durch die Atemmaske gedämpft wurde.
    »Und was machen die anderen da draußen?«, fragte ein anderer und beobachtete durch ein Rückfenster, wie sich eine rasch wachsende Horde ziellos hinter dem Transporter auf der Straße herschleppte. »Wenn diese Leute krank sind, was tun sie dann hier draußen im Freien? Guter Gott, es schüttet nur so.«
    »Wer sagt, dass die krank sind?«, wollte Thompson wissen. »Die sollten doch Überlebende sein, oder?«
    »Hast du dir die angesehen?«, gab der andere Soldat nervös und mit einem plötzlich ausgetrockneten Mund zurück. »Himmel, schau dir doch ihren Zustand an. Die Kleider von denen sind verdammte Fetzen und sie sehen so aus, als hätten sie seit Wochen nichts mehr gegessen. Verdammter Mist, dieses Pack sieht genauso aus wie die Leichen da am Boden.«
    Cooper wälzte sich um die eigene Achse, damit er aus einem Fenster neben sich sehen konnte. Durch die niedrige Außentemperatur war das dicke Glas beschlagen. Er wischte es mit dem Rücken einer behandschuhten Hand ab und starrte in die Düsterkeit des Nachmittages.
    »Himmel«, murmelte er im Flüsterton.
    Die Welt vor dem Fenster sah aus, als ob ihr jegliche Farbe entzogen worden wäre. Vielleicht war er naiv gewesen, als er ein chaotisches und verwahrlostes, aber dennoch relativ normales Stadtbild erwartet hatte – im Grunde genommen hatte es doch keine Kampfhandlungen auf den Straßen gegeben, oder? Das hier sah nicht danach aus, als ob ein Krieg oder eine Schlacht stattgefunden hätte, wodurch Gebäude und Eigentum zu Schaden gekommen wären. Wo er erwartet hatte, Tausende bekannter Farben zu sehen, bemerkte er stattdessen allerdings wenig mehr als Tausende unterschiedlich dumpfe Schattierungen von Grau und Schwarz. Und dasselbe traf auf die Menschen zu, die er sehen konnte. Ohne jegliche Energie schleppten sie sich mit quälender Mühe und einem gewaltigen Mangel an Koordination im Schneckentempo vorwärts. Es wirkte, als hätten sie jegliche Hoffnung aufgegeben.
    Sie hatten die Innenstadt erreicht.
    Der Fahrer trat heftig auf die Bremsen und eine Sekunde lang war im Transporter nichts weiter zu hören als der peitschende Regen, der gegen das Metalldach direkt über den Köpfen der Soldaten schlug. Die Soldaten lehnten sich in ihren Sitzen zurück und warteten unruhig darauf, dass man ihnen den Befehl zum Ausrücken erteilen würde.
    »Okay«, brüllte der Einsatzleiter, der im Vorderteil des leistungsstarken Fahrzeuges saß. »Geht jetzt raus. Verteilt euch rund um den Transporter. Bewegung!«
    Die schwere Tür am Ende des Fahrzeugs wurde von dem am Nächsten sitzenden Soldaten aufgedrückt und die Truppe ging nach draußen. Mit einem gut eingespielten Manöver fächerten sich die Soldaten auf und bildeten einen lockeren Kreis rund um die Maschine. Der Fahrer blieb hinter dem Lenkrad sitzen, um in der Lage zu sein, sie so rasch wie möglich wieder fortzubringen – während sich der Einsatzleiter Schulter an Schulter mit den Frauen und Männern befand, die unter seinem Kommando standen.
    Cooper verharrte bewegungslos und starrte auf die Stadt. Wolkenbruchartiger Regen durchnässte die scheußliche Szenerie und erschien wie Nebel. Er beobachtete, wie das Wasser in einer Abflussrinne vor ihm entlang schoss. In kurzer Entfernung zu seinen Füßen lagen etliche Leichen, die sich rasch zersetzten. Die Welt wirkte völlig fremdartig und unvertraut. Er hatte sich bereits in dieser Stadt aufgehalten und war auch diese Straße entlanggefahren. An diesem Tag aber konnte man sich das nicht einmal vorstellen.
    Die Leute nahten. Sie waren zunächst durch die Düsterkeit und das schwache Tageslicht nur schwer zu erkennen,

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