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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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regennasse Gras und kauerte sich unter einem felsigen Überhang zusammen. Von dort aus konnte er einen langen Abschnitt des Pfades gut überblicken. Und dann sah er ihn – einen riesigen Militärtransporter, der trotzig über den Weg dröhnte. Michael konnte weder den Fahrer des Wagens noch die Anzahl der Insassen erkennen, doch das machte ihm nichts aus.
    Noch wichtiger war ihm die Entdeckung, dass er nicht nur andere Überlebende gefunden hatte, sondern dass diese Leute auch schlagkräftig und gut organisiert waren. Und wenn es sich tatsächlich um das Militär handelte, konnte man dann noch mehr daraus schließen? Wie viele Hunderte von ihnen befanden sich hier möglicherweise in der Nähe?
    Der Transporter verschwand in der Dunkelheit. Michael erhob sich, rannte vorsichtig über die offene Stirnseite des Hügels und folgte der Maschine so lange, bis sie vollkommen aus seinem Blickfeld verschwunden war. Wohin führte dieser Pfad? Er starrte in die Dunkelheit und dachte ein paar Sekunden lang schweigend über das Gesehene nach, bevor er sich wieder an die Gefahr erinnerte, in der er durch seinen einsamen Aufenthalt im Freien schwebte und zum Wohnmobil zurücklief.
    »Na?«, fragte Emma, als er nach innen stieg.
    »Na was? Ich habe eine verdammt große Militärmaschine gesehen. Bin mir nicht ganz sicher, was es war ...«
    »Das Militär?«
    »Sah danach aus«, sagte Michael atemlos, als er die Tür hinter sich schloss und die dicken Vorhänge zuzog, mit deren Hilfe sie versuchten, kein Licht, das dem Rest der Welt ihren Standort verraten könnte, in die Dunkelheit geraten zu lassen. »Kann es nicht ganz sicher sagen, aber es war auf jeden Fall eine Art gepanzerter Wagen.«
    »Wohin ist er gefahren?«
    Er zuckte mit den Schultern. Emma hatte die ärgerliche Angewohnheit, ihm Fragen zu stellen, von denen sie wusste, dass er sie nicht beantworten konnte.
    »Er ist dem Pfad gefolgt, den wir vorher gefunden haben«, seufzte Michael, »also denke ich einmal, er ist dorthin gefahren, wohin auch immer der Pfad führt.«
    »Und wo ist das?«
    »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen? Ich schlage vor, wir versuchen, das morgen herauszufinden.«
    »Willst du nicht heute nachsehen?«
    »Nein«, antwortete er und schüttelte den Kopf. »Das Licht ist schon beinahe weg und es wäre zu gefährlich. Wir werden bis morgen warten.«

24
    Cooper fühlte sich in seinem Schutzanzug immer eingeengter. Da es aus mehreren Schichten gummierten Stoffs gefertigt war, hielt es zwar jegliche Ansteckungsgefahr davon ab, einzudringen, ließ aber andererseits auch nichts nach draußen gelangen. Obwohl es im Gebäude kalt war, triefte er vor Schweiß. Er entschied, bald aufzubrechen. Doch zuvor wollte er noch eine Pause einlegen, um seine Gedanken zu sammeln und sich auf die Rückreise zum Stützpunkt vorzubereiten. Er mochte den Gedanken daran, sich den Weg aus der Stadt zurück zum Stützpunkt zu bahnen, nicht gerade. Und was würde er tun, sollte er keinen Einlass in den Bunker erhalten, wenn er schließlich den Weg dorthin bewältigt hätte? Was, wenn sie ihn nicht hineinließen, weil der Dekontaminationsprozess für die anderen bereits begonnen worden war? Was war, wenn sie es auch nicht zurückgeschafft hatten? Er malte sich aus, wie er tagelang alleine im Freien warten musste – ohne essen, trinken oder auch nur frei atmen zu können.
    Herrgott, was war der Welt denn nur zugestoßen?
    Er war verständlicherweise so sehr mit der Situation, in der er sich plötzlich vorgefunden hatte, beschäftigt gewesen, dass die Frage nach dem Schicksal der Welt zeitweilig an ihm vorübergegangen zu sein schien. Die Auswirkungen des Virus waren über alle Maßen verheerend gewesen, soviel stand fest, aber was hatte die tödliche Krankheit tatsächlich bewirkt? Warum hatten einige Leute überlebt, während andere gestorben waren, und waren diese Leute überhaupt am Leben geblieben? Ihre Haut wies die gleichen verräterischen Zeichen der Fäulnis und Verwesung auf, wie die der Leichen am Boden und sie waren unnatürlich lethargisch und langsam. Er brach diesen Gedanken ab und versuchte, sich zusammenzureißen. Was dachte er sich da eigentlich? Cooper schüttelte den Kopf, lachte und lehnte sich an die nächstgelegene Wand. Glaubte er tatsächlich, dass die Menschen, die er in der Stadt gesehen hatte, tot waren? Möglicherweise war die Luft gar nicht mit Krankheitserregern sondern einer ausgesprochen wirkungsvollen halluzinogenen Droge verseucht, der es

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